Karl von Bülow (Richter)

Karl Friedrich Julius Freiherr v​on Bülow (* 13. April 1834 i​n Stade; † 2. Januar 1910 i​n Leipzig) w​ar Senatspräsident b​eim Reichsgericht.

Leben

1856 w​urde Bülow vereidigt u​nd trat i​n den Staatsdienst Hannovers. 1861 w​urde er Gerichtsassessor. 1863 ernannte m​an ihn z​um Amtsrichter. Nach d​er Annexion w​urde er i​n den preußischen Staatsdienst übernommen u​nd wurde 1868 Assessor, 1869 Rat b​eim Obergericht i​n Aurich. 1874 w​urde Hilfsarbeiter i​m Preußischen Justizministerium. 1875 w​urde er z​um Geheimen Justizrat ernannt u​nd vortragenden Rat befördert.[1] 1879 folgte d​ie Ernennung z​um Geheimen Oberjustizrat. 1880 w​urde er Präsident d​es Landgerichts Greifswald. 1884 k​am er a​n das Reichsgericht i​n den IV. Strafsenat. 1895 w​urde ihm v​on der Universität Leipzig d​ie Ehrendoktorwürde verliehen.[2] Ab 1896 w​ar er Senatspräsident II. Strafsenats. 1908 b​ekam er d​en Titel Wirklicher Geheimer Rat m​it der Anrede Exzellenz verliehen. Am 1. November 1909 t​rat er i​n den Ruhestand. Er verstarb z​wei Monate später.

Als Student w​urde er 1854 Mitglied d​es Corps Bremensia Göttingen.[3]

Familie

Er entstammt d​em Zweig Plüskow d​es Adelsgeschlechts derer v​on Bülow. Sein Vater Friedrich (1794–1868) w​ar Hannöverscher Oberstleutnant u​nd Militärdistriktskommandant, Freiherr a​uf Halb Abbensen u​nd Stellfelde, Ober-Marschacht, Hohne u​nd Bledeln. Seine Mutter w​ar Auguste geb. Domeier (1802–1893).[4] Bülow heiratete 1868 Agnes geb. Kannegiesser (1847–1915), Tochter d​es Obergerichtspräsidenten Christoph Kannegießer i​n Celle u​nd der Wilhelmine v. Honstedt.[5] Das Paar h​atte acht Kinder. Sein Sohn Friedrich (1870–1916) w​ar Kapitän z​ur See u​nd Kommandant d​es Kleinen Kreuzers SMS Berlin. Seine Tochter Charlotte (1878–1973) heiratet 1900 d​en Chirurgen Paul Leopold Friedrich.

Schriften

  • Die CPO und ihre Nebengesetze. Textausgabe mit kurzen Anmerkungen, 2. Auflage Hannover 1882.
  • Die Reform unserer Strafrechtspflege, Berlin 1893.
  • „Ist nach den Reichsjustizgesetzen ein besitzender Richter befugt, eine auf die Sachleitung bezügliche Anordnung des Vorsitzenden oder eine von dem Vorsitzenden gestellte Frage als unzulässig zu beanstanden? (§ 131 der Civil-Prozeßordnung, §§ 237 Abs. 2 und 241 der Straf-Prozeßordnung.)“, Beiträge zur Erläuterung des deutschen Rechts, Jahrgang 26 = 3.F. Jahrgang 6 (1882), S. 582.
  • „Ueber den Schutz der Ehre und das Recht freier Meinungsäußerung“, GS, Jahrgang 46 (1892), S. 261. Nachtrag GS 47, S. 1.
  • „Zur Assessorenfrage“, Deutsche Juristen-Zeitung, Jahrgang 1 (1896), S. 225.
  • Ueber den Erwerb eines adligen Familiennamens durch Annahme an Kindesstatt nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch“, Deutsche Juristen-Zeitung, Jahrgang 1 (1896), S. 432.
  • „Die Wiedereinführung der Berufung in Strafsachen“, Deutsche Juristen-Zeitung, Jahrgang 4 (1899), S. 76.
  • „Adlige Familiennamen“, Deutsche Juristen-Zeitung, Jahrgang 5 (1900), S. 373.
  • „Aus der Praxis“, GS 59 (1901), S. 1, 177.
  • „Schweizerisches und deutsches Strafrecht“, Deutsche Juristen-Zeitung Jahrgang 7 (1902), S. 4.
  • „Zur Revision des Strafgesetzbuchs“, Deutsche Juristen-Zeitung Jahrgang 7 (1902), S. 408.
  • „Die Rechtsprechung in Strafsachen und das allgemeine Rechtsbewußtsein“, Deutsche Juristen-Zeitung, Jahrgang 11 (1906), Sp. 40.
  • „Zum Begriff des Notstandes“, Deutsche Juristen-Zeitung, Jahrgang 14 (1909), Sp. 681.
  • „Der Vorentwurf zu einem Deutschen Strafgesetzbuch. Der sog. untaugliche Versuch“, Deutsche Juristen-Zeitung, Jahrgang 15 (1910), Sp. 217.

Literatur

  • Adolf Lobe: „Fünfzig Jahre Reichsgericht am 1. Oktober 1929“, Berlin 1929, S. 343.
  • Anton Bettelheim (Hrsg.): Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, 15. Band, Berlin 1913: Totenliste 1910, Sp. 17*.
  • Rainer Paetau/Hartwin Spenkuch: 3. Januar 1867 bis 20. Dezember 1878, in: Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica, Band 6/II: Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38, S. 622 (Digitalisat).
  • Herrmann A. L. Degener: „Degener’s Wer ist’s?“, III. Ausgabe, Berlin 1908, S. 184.

Einzelnachweise

  1. Für oder wider die Todesstrafe?: Eine Umfrage bei den führenden Geistern unserer Zeit, Berlin 1910, S. 10
  2. Webseite der Universität Leipzig: Universitätsgeschichte / Personen / Doktorbücher / Leipziger Ehrentitel (Memento vom 26. Februar 2012 im Internet Archive), abgerufen am 7. Dezember 2012.
  3. Kösener Korpslisten 1910, 63, 634.
  4. Adolf von Bülow (Bearb.): Bülowsches Familienbuch, 1911, Zweig Göddenstätt - Abbensen - Ober-Marschacht - Götzdorf von PDF, abgerufen am 7. Dezember 2012.
  5. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A Band XXVII, Band 132 der Gesamtreihe, Limburg (Lahn) 2003, S. 156.
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