Karl Wilhelm Ludwig Heyse
Karl Wilhelm Ludwig Heyse (* 15. Oktober 1797 in Oldenburg; † 25. November 1855 in Berlin) war ein deutscher Altphilologe und Sprachwissenschaftler.
Leben
Heyse besuchte das Gymnasium in Oldenburg, wo sein Vater Johann Christian August Heyse (1764–1829) damals lehrte, ab 1807 dann das Gymnasium in Nordhausen, an dem sein Vater nun als Rektor wirkte. Von 1812 bis 1815 wurde er an Wilhelm von Türks privater Erziehungsanstalt in Vevey unterrichtet.
Nach kurzer Tätigkeit als Erzieher von Wilhelm von Humboldts jüngstem Sohn studierte er ab 1816 Philologie an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität, unter anderem bei August Boeckh. Von 1819 bis 1827 lebte er als Hauslehrer in der Familie des Bankiers und Staatsrats Abraham Mendelssohn Bartholdy, wo er auch als Erzieher dessen Sohnes Felix Mendelssohn Bartholdy wirkte. Nebenbei besuchte er weiterhin Vorlesungen an der Universität, von Sprachwissenschaft bei Franz Bopp bis zu Philosophie bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel.
Im Jahr 1827 habilitierte sich Heyse an der Berliner Universität und erhielt dort 1829 eine außerordentliche Professur für Philosophie. Er hielt Vorlesungen über griechische und lateinische Literatur, Sprachphilosophie und allgemeine Sprachwissenschaft.
Seine bekanntesten Publikationen waren Weiterführungen und Bearbeitungen der grammatischen und lexikografischen Werke seines Vaters. Sein linguistisches Hauptwerk System der Sprachwissenschaft erschien erst nach seinem Tod.
Sein Sohn Paul Heyse (1830–1914) wurde ein gefeierter Schriftsteller und erhielt 1910 den Nobelpreis für Literatur.
Werke (Auswahl)
Sprachwissenschaft
- 5. Auflage von Johann Christian August Heyses Theoretisch-praktischer deutscher Grammatik unter dem Titel Ausführliches Lehrbuch der deutschen Sprache (Hannover, 1. Band 1838, 2. Band 1849)
- 10. Auflage von Johann Christian August Heyses Theoretisch-praktischer deutscher Schulgrammatik (Hannover 1832)
- Handwörterbuch der deutschen Sprache: mit Hinsicht auf Rechtschreibung, Abstammung und Bildung, Biegung und Fügung der Wörter, so wie auf deren Sinnverwandtschaft (Magdeburg 1833–1849, 3 Bände), zwar vom Vater vorbereitet, aber im Wesentlichen sein Werk
- System der Sprachlaute (erschienen in: Höfer’s Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache)
- postum erschienen: System der Sprachwissenschaft (Berlin 1856), herausgegeben von Heymann Steinthal
Als Herausgeber
- Terentius: Das Mädchen von Andros. Übersetzt von F**** (d. i. der damals 16-jährige Felix Mendelssohn Bartholdy). Dümmler, Berlin 1826
- Karl Wilhelm Ferdinand Solger: Vorlesungen über Ästhetik. Brockhaus, Leipzig 1829
Literatur
- August Leskien: Heyse, Karl Wilh. Ludw. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 380 f.
- Gerald Hartung: Die kulturalistische Tradition, in: Nikola Kompa (Hrsg.): Handbuch Sprachphilosophie. Metzler, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-476-02509-8, S. 29 (32 f.)
Weblinks
- Literatur von und über Karl Wilhelm Ludwig Heyse im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Karl Wilhelm Ludwig Heyse im Internet Archive