Karl-Eduard Berron
Karl-Eduard Berron (* 13. Januar 1898 in Straßburg; † 22. Juni 1983 in Filderstadt) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer im Elsass und in Schwaben.
Leben
Karl-Eduard Berron studierte Theologie an der Universität Straßburg. Dort wurde er 1916 Mitglied der christlichen Studentenverbindung Argentina zu Straßburg im Wingolfsbund.[1]
Von 1922 bis 1945 war er Pfarrer im Elsass; zuerst in Tieffenbach[2] und ab 1935 in Oberhofen an der Moder. Darüber hinaus war er von 1933 bis 1935 Präsident des Konsistoriums Lützelstein und von 1942 bis 1945 Dekan des Dekanats Hagenau.[3] 1940 wurde er verhaftet und zunächst nach Cognac verbracht. Von dort wurde er weiter nach Angoulème abgeschoben. Er hielt sich bei dem aus Saargemünd evakuierten Pfarrer Arthur Bach auf und musste sich wöchentlich melden. Nach Einmarsch der Wehrmacht kehrte er nach Oberhofen zurück. 1945 ließ er sich von einer SS-Division "Frundsberg" über den Rhein nach Deutschland bringen. Im Januar 1947 wurde er durch die amerikanische Besatzungsmacht in Kemnat verhaftet und nach kurzer Haftzeit nach Straßburg ausgeliefert. Dort vor Gericht gestellt, wurden ihm nach eigener Aussage vom Gericht die bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit aberkannt und er wurde mit einem Niederlassungsverbot für die Départements Bas-Rhin, Haut Rhin, Moselle und das Territoire de Belfort belegt. Über die Gründe seiner Verurteilung äußerte Berron sich nicht. Auf Vermittlung des Kirchenpräsidenten der Protestantischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses von Elsass und Lothringen Robert Hœpffner wurde er im März 1947 nach Deutschland abgeschoben und freigelassen.[4] Ab 1947 bis zu seiner Pensionierung 1964 wirkte er als Pfarrer im schwäbischen Kemnat.
Er gehörte im März 1966 zu den Unterzeichnern des Gründungsaufrufs der Notgemeinschaft evangelischer Deutscher (später: Evangelische Notgemeinschaft in Deutschland) und im September 1966 zu den sieben Gründungsmitgliedern im Zuge der offiziellen Anmeldung als eingetragener Verein.[5][6] Der Verein gründete sich als direkte Gegenreaktion auf die sogenannte „Ost-Denkschrift“, mit der die Evangelische Kirche in Deutschland innerkirchlich wie gesamtgesellschaftlich eine kontroverse Diskussion auslöste und letztlich den Warschauer Vertrag vorbereitete.[7] In der Anfangszeit diente Berron als Geschäftsführer[8] und seine Privatanschrift in Bernhausen als Geschäftsstelle.[9]
Zudem war Berron einer der 39 Teilnehmer der vom Tübinger Kirchenmusikdirektor Richard Gölz 1933 initiierten Ersten Kirchlichen Woche in Alpirsbach[10] und war auch bei den nachfolgenden Veranstaltungen kontinuierlich vor Ort.[11] Aus dieser Veranstaltungsreihe entstand die bis heute aktive Stiftung Kirchliche Arbeit Alpirsbach.
Literatur
- Rolf Sauerzapf (Hrsg.): Aufrecht zwischen den Fronten. Dankesgabe f. Karl Eduard Berron z. 75. Geburtstag, 1972.
Einzelnachweise
- Verband Alter Wingolfiten e.V. (Hrsg.): Vademecum Wingolfiticum, 17. Aufl., Lahr/Schwarzwald 1974, S. 97.
- tieffenbach.fr: Les pasteurs de Tieffenbach, Zugriff: 18. Juni 2015.
- Gisa Bauer: Evangelikale Bewegung und evangelische Kirche in der Bundesrepublik Deutschland. Geschichte eines Grundsatzkonflikts (1945 bis 1989), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, S. 723.
- Chronik der Studentenverbindung Argentina zu Straßburg i. E. 1907 - 1967, Seite 275 Berron, Karl Eduard
- Gisa Bauer: ebd., S. 568f.
- Amtsgericht Stuttgart, VR 2032, zitiert nach: antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum berlin e.v.: Evangelische Notgemeinschaft in Deutschland e.V. - extended, Zugriff: 18. Juni 2015.
- Gisa Bauer: ebd., S. 568.
- Apfel und Rute, in: Der Spiegel, 48/1967, S. 74.
- Von Woche zu Woche, in: Das Ostpreußenblatt, 17. Jahrgang, Folge 18, vom 30. April 1966, S. 2.
- Joachim Conrad: Richard Gölz (1887-1975): der Gottesdienst im Spiegel seines Lebens, Vandenhoeck & Ruprecht, 1997, S. 311.
- Joachim Conrad: Liturgie als Kunst und Spiel: die kirchliche Arbeit Alpirsbach 1933-2003, Band 8 der Reihe Heidelberger Studien zur Praktischen Theologie, LIT-Verlag, Berlin, 2003, S. 259–277.