Kampf der Nibelungen
Der Kampf der Nibelungen (KdN), ehemals auch Ring der Nibelungen, ist die größte Kampfsport-Veranstaltung der rechtsextremen Szene Deutschlands beziehungsweise Europas.[1] Es findet seit 2013 (mit Ausnahme von 2019 und 2020) jährlich statt.[2]
Geschichte
Erstmals wurde die Veranstaltung 2013 organisiert, damals noch in einem konspirativen Rahmen, den die Veranstaltung bis 2018 beibehielt. Die ersten beiden Veranstaltungen fanden in Vettelschoß (Rheinland-Pfalz) statt. 2015 wurde der KdN in Hamm ausgetragen und 2016 in Gemünden.[3] 2017 in Kirchhundem besuchten 500 Zuschauer und Kämpfer die Veranstaltung.[4]
2018 fand die Veranstaltung zweimal statt, zum einen auf dem Schild-und-Schwert-Festival in Ostritz, Sachsen, zum anderen wurde die Veranstaltung erstmals auch offiziell angemeldet und fand im Oktober 2018 erneut statt. Veranstaltungsort war beide Male das Hotel Neisseblick des ehemaligen NPD-Mitglieds Hans-Peter Fischer.[5][6] Mit 850 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet sowie Frankreich, Italien, Österreich, der Schweiz, Tschechien und Ukraine erhielt das Kampfsportturnier einen neuen Besucherrekord.[4]
Im Juni 2019 sollte die Kampfsportveranstaltung ein weiteres Mal im Rahmen des Schild-und-Schwert-Festivals stattfinden, wurde jedoch auf Grund unzureichender Teilnehmerzahlen abgesagt.[7]
Im Oktober 2019 wurde Ostritz als Veranstaltungsort ausgerufen, woraufhin die Stadt ein Verbot verhängte. Die Begründung seitens der Stadt Ostritz lautete, die Veranstaltung habe „keinen Sportcharakter“, sondern diene „der rechtsextremen Kampfertüchtigung und damit der Vorbereitung eines politischen Kampfes“. Ein daraufhin eingereichter Eilantrag der Veranstalter wurde vom Verwaltungsgericht Dresden zurückgewiesen.[8] Das Urteil wurde vom Sächsischen Oberverwaltungsgericht bestätigt.[9]
Am 26. September 2020 wurde die Veranstaltung, die auf dem Gelände eines Motorrad-Clubs im Magdeburger Stadtteil Rothensee stattfinden sollte, von der Polizei vorzeitig aufgelöst.[10][11]
Das Hauptevent des Jahres 2020 sollte am 10. Oktober stattfinden und aufgrund der COVID-19-Pandemie via Internet gestreamt werden.[12] Trotz konspirativer Organisierung der Aufzeichnungen konnte die Polizei diese massiv einschränken und Aufnahmen sicherstellen. So konnten bei dem Online-Stream lediglich sechs aktuelle Kämpfe gezeigt werden. Auf der Facebookseite des KdN schrieben die Verantwortlichen am 11. Oktober: „Bis die juristischen Fragen geklärt sind, zieht sich das ‚KDN Team‘ zurück und wir konzentrieren uns ausschließlich auf den Ausbau unserer Klamottenmarke“.[13]
Organisation und Ideologie
Organisator der rechtsextremen Kampfsportveranstaltung ist nach Angaben der Homepage der Dortmunder Rechtsextremist Alexander Deptolla, ein Vorstandsmitglied des Dortmunder Kreisverbands der Kleinpartei Die Rechte. Mitorganisator 2018 war unter anderem der russische Rechtsextreme Denis Kapustin von der Kampfsport-Marke White Rex.[14] Zu den weiteren Mitarbeitern der Organisation zählt der Neonazi Robin Schmiemann von Combat 18.[5] Sponsoren der Kampfsportveranstaltungen sind rechte Kleidermarken wie Greifvogel Wear, Sport frei aus dem Kategorie C-Umfeld, Black Legion und Pride France.[5]
Der Kampf der Nibelungen lehnt gemäß den Angaben in ihren Statuten und auf ihrer Website die freiheitlich-demokratische Grundordnung ab.[14] Die Statuten schließen sogenannte „Kulturfremde“ sowohl als Teilnehmer als auch als Zuschauer aus. Die Veranstaltung versteht sich außerdem explizit als Vorbereitung auf einen sogenannten „Endkampf der Kulturen“. Die Kämpfer treten in den Disziplinen und nach den Regelwerken von K-1, Boxen und Mixed Martial Arts an.[3]
Das Zeichen der Organisation ist ein Lindenblatt in einem Achteck, dem sogenannten Octagon. Ersteres verweist auf die Nibelungensage um Siegfried, der durch ein Lindenblatt verwundbar wurde, letzteres auf die Grundfläche im Mixed Martial Arts.[15]
Einzelnachweise
- Bundesministerium des Innern für Bau und Heimat (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2017. 2018, ISSN 0177-0357, S. 68 f.
- Sebastian Bähr: Weniger Blut, mehr Geld. Abgerufen am 29. August 2020.
- Christian Parth: "Kampf der Nibelungen". Eine Mischung aus Nazis, Rockern und Hooligans. Frankfurter Rundschau, 13. Dezember 2017, abgerufen am 7. August 2019.
- Bundesamt für Verfassungsschutz: Verfassungsschutzbericht 2018. Hrsg.: Bundesministerium des Innern für Bau und Heimat. 2019, ISSN 0177-0357, S. 65 f.
- Gewaltaffine Neonazis trafen sich am Wochenende beim „Kampf der Nibelungen“ in Ostritz. Belltower, 15. Oktober 2018, abgerufen am 7. August 2019.
- Wo Rechtsextreme für den Umsturz trainieren. Süddeutsche Zeitung, 20. April 2019, abgerufen am 7. August 2019.
- Rechtsrock in Sachsen: Kampf der Nibelungen abgesagt. Lausitzer Rundschau, 18. Juni 2019, abgerufen am 7. August 2019.
- "Kampf der Nibelungen": Gericht bestätigt Verbot von Neonazi-Kampfsportevent. In: Spiegel Online. 9. Oktober 2019 (spiegel.de [abgerufen am 10. Oktober 2019]).
- Das war's für den "Kampf der Nibelungen". Abgerufen am 12. Oktober 2019.
- mdr.de: Polizei löst rechtsextreme Boxveranstaltung in Magdeburg-Rothensee auf | MDR.DE. Abgerufen am 30. September 2020.
- „Kampf der Nibelungen“: Hundertschaft löst illegale rechte Kampfsportveranstaltung auf. 26. September 2020, abgerufen am 30. September 2020 (deutsch).
- Interview „In rechtsextremen Kampfsportgruppen ist die Grenze zum Rechtsterrorismus fließend“, von Stefan Lauer, Belltower.News 5. Oktober 2020
- Bundesministerium des Innern, Verfassungsschutzbericht 2020, S. 67 f.
- Landtag Nordrhein-Westfalen 17. Wahlperiode (Hrsg.): Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 2078 vom 19. Februar 2019 der Abgeordneten Verena Schäffer und Josefine Paul BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Drucksache 17/547219.03.2019, 19. März 2019 (gruene-fraktion-nrw.de [PDF]).
- Kampf der Nibelungen / Lindenblatt. Das Versteckspiel, abgerufen am 7. August 2019.