Kaiserschleuse
Die Kaiserschleuse ist eine Schleuse im Stadtbremischen Überseehafengebiet Bremerhaven. Sie verbindet die Kaiserhäfen I–III mit der Weser.
Geschichte
Die erste (kleine) Kaiserschleuse entstand 1876 als quere Direktverbindung in den Kaiserhafen (I). Als sie für die Schiffe des Norddeutschen Lloyd nicht mehr reichte, wurde ab 1892 die zweite (große) Kaiserschleuse gebaut. Die Inbetriebnahme erfolgte am 23. August 1897, die offizielle Einweihung am 20. September 1897. Damals war sie bei einer Länge von 223,2 m zwischen den Häuptern (Kammerlänge 200 m), einer Durchfahrtsbreite von 28 m (Kammerbreite 45 m) und einer Drempeltiefe von 7,0 m unter Seekartennull die mit Abstand größte Schleuse der Welt. Die Baukosten betrugen 18,5 Mio. Mark (umgerechnet und inflationsbereinigt etwa 138,2 Mio. Euro), es wurden insgesamt über 20.000 Pfähle gerammt und 25 Millionen Ziegelsteine verbaut.
Wohngebäude
Für die Bediensteten der bremischen Hafenverwaltung – Schleusenwärter der Kaiserschleuse und Handwerker des Reparaturbetriebes und des Hafenkraftwerks an der Wiegandstraße – wurden zwischen 1878 und 1914 die Wohngebäude Inselstraße 1–5 geschaffen. Obwohl das Hafenkraftwerk geschlossen und der Reparaturbetrieb nach Geestemünde verlegt worden war, wurden die Wohngebäude ihrem Zweck entsprechend genutzt und von etwa 20 Bediensteten und ihren Familien bewohnt. Über einfachen Grundrissen gebaut, zeigten die Häuser in der Wandgliederung reizvolle historisierende Stilelemente.[1] Dem Neubau der Schleuse mussten sie weichen.
Erweiterung der Schleuse
Von 2007 bis 2011 wurde die Kaiserschleuse auf eine Durchfahrtsbreite von 55 m und eine Länge von 305 m erweitert, um unter anderem den immer größer werdenden RoRo-Schiffen genügend Platz zu bieten und die Erreichbarkeit der hinter der Schleuse liegenden Häfen bei Wartungsarbeiten oder Ausfällen einer der beiden Schleusen sicherzustellen. Sie erreicht damit die Panamax-Maße. Es wurden Baukosten von 233 Mio. Euro erwartet. 2010 wurde das nördliche – 2200 Tonnen schwere – befahrbare Schleusentor eingeschwommen, das 57 Meter lang, 23 Meter hoch und neun Meter breit ist.[2]
Am 29. April 2011 wurde die neue Kaiserschleuse offiziell eingeweiht. Erstes durchgeschleustes Schiff war der Autotransporter Fidelio der Reederei Wallenius Wilhelmsen. Die neue Kaiserschleuse war nach dreieinhalb Jahren Bauzeit fertig; es wurden 640.000 m³ Boden ausgehoben, 6.800 m³ Unterwasserbeton und 45.000 m³ Beton verbaut. Dazu kamen 4.300 Tonnen Bewehrungsstahl, 6.300 Tonnen Konstruktionsstahl sowie 25.800 Tonnen Stahl für Spundwände und deren Stahlpfähle.[3] Die erweiterte Kaiserschleuse ist genauso breit wie die neuen Schleusen des Panamakanals, welche am 26. Juni 2016 feierlich in Betrieb genommen wurden.[4]
Sperrung wegen Schäden am Bauwerk
Im Oktober 2014 wurden bei einer Kontrolle massive Schäden an den Unterwagenschienen und deren Befestigung festgestellt. Dies erforderte eine Sperrung der Kaiserschleuse für die Schifffahrt bis Juni 2015,[5] da das Außenhaupt trockengelegt und die Schienen erneuert werden müssen. Die Ursache des übermäßigen Verschleißes muss noch festgestellt werden,[6][7] es wurde mit Kosten von 2 bis 3 Mio. Euro gerechnet. Im Juni 2015 wurde bekannt gemacht, dass Taucher weitere Schäden am Binnenhaupt der Schleuse festgestellt haben, deren Beseitigung eine weitere Sperrung zur Folge hat.[8]
Literatur
Weblinks
- Bremenports: Bildergalerie der Baustelle
Einzelnachweise
- Arthur Baitinger: Wohngebäude (Inselstraße). In: Lars U. Scholl (Hg.): Bremerhaven – Ein hafengeschichtlicher Führer. Deutsches Schiffahrtsmuseum/Ditzen, Bremerhaven 1980, S. 125.
- Frank Miener: Tor für die Kaiserschleuse eingebaut. weser-kurier.de, 23. Oktober 2010, abgerufen am 25. Oktober 2010.
- Großprojekt. bis-bremerhaven.de, abgerufen am 7. Januar 2011.
- Nach neun Jahren Bauzeit: Größerer Panamakanal ist fertig. Münchner Merkur, 26. Juni 2016. Abgerufen am 3. Mai 2018.
- Peter Kleinort: Kaiserschleuse soll ab Juni wieder betriebsbereit sein. In: Täglicher Hafenbericht, 20. Februar 2015, S. 1.
- Kaiserschleuse bleibt gesperrt. Massive Verschleißschäden – Arbeiten können erst 2015 beginnen. In: Täglicher Hafenbericht, 12. November 2014, S. 15.
- Peter Kleinort: Schleuse eingeschränkt offen – Schifffahrt kann Anlage in Bremerhaven stundenweise nutzen. In: Täglicher Hafenbericht, 9. Dezember 2014, S. 2.
- Neue Schäden an der Kaiserschleuse. In: Täglicher Hafenbericht, 12. Juni 2015, S. 2.