Kahle Wachsblume
Die Kahle Wachsblume (Cerinthe glabra), auch Alpen-Wachsblume genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Wachsblumen (Cerinthe) in der Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae).
Kahle Wachsblume | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Kahle Wachsblume (Cerinthe glabra) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cerinthe glabra | ||||||||||||
Mill. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Kahle Wachsblume ist eine fast ganz kahle, ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 15 bis 60 Zentimetern erreicht. Die unteren Laubblätter sind gestielt, keilförmig, ohne Flecken, die oberen stängelumfassend und eiförmig.[1]
Generative Merkmale
Die Blütezeit liegt zwischen Mai und Juli. Der zymöse Blütenstand ist nickend.[1]
Die zwittrigen Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die Kelchzipfel sind stumpf, kahl oder tragen wenige Borstenhaare. Die Blütenkrone ist 8 bis 14 Millimeter lang, meist gelb, außen zum Teil blau überlaufen und innen meist mit fünf dunkelroten Flecken. Die Kronzipfel sind stumpf, kurz und nach außen umgeschlagen.[1]
Die Teilfrüchte sind etwa 4 Millimeter lang, dunkelbraun und glänzend.[1]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18.[2]
Vorkommen
Die Alpen-Wachsblume ist eine europäisch-südwestasiatische Gebirgspflanze. Sie kommt in Europa in den Pyrenäen, Alpen, im Jura, auf Korsika, in den Abruzzen, in den Karpaten und in den Gebirgen der Balkanhalbinsel vor, fehlt aber in Griechenland.[1] Sie kommt aus den Gebirgen auch herabgeschwemmt vor, beispielsweise in Baden-Württemberg im Illertal.[1]
Die Alpen-Wachsblume gedeiht in Mitteleuropa auf frischen, nährstoffreichen, meist kalkhaltigen, milden, humosen, oft steinigen Lehm- oder Tonböden oder Steinschuttböden. Sie wächst in unkrautigen Staudenfluren der subalpinen Höhenstufe und an Viehlägern. Sie ist eine Charakterart des Verbands Rumicion alpinae, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften der Verbände Adenstylion oder Aegopodion vor. Sie steigt in den Alpen bis zu einer Höhenlage von 2250 Metern auf.[3]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3+ (feucht), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[4]
Naturschutz in Deutschland
Die Alpen-Wachsblume in Deutschland ist in manchen Gebieten vom Aussterben bedroht, so etwa in Baden-Württemberg. Nach Erhard Dörr sind die Bestände dort seit 1970 stark zurückgegangen. Sie kam hier im sogenannten „Illergries“ vor, einem auwaldartigen Gelände mit Resten von Trockenwiesen. Eine Gefährdung besteht etwa durch Aufforstungen.[1]
Systematik
Die Erstveröffentlichung von Cerinthe glabra erfolgte 1768 durch Philip Miller mit dem Namen in The Gardeners Dictionary, 8. Auflage: Cerinthe no. 2.[5][6]
Bei manchen Autoren gibt etwa zwei Unterarten:[5]
- Cerinthe glabra subsp. glabra (Syn.: Cerinthe alpina Schult., Cerinthe pyrenaica Arv.-Tour., Cerinthe glabra subsp. caucasica Hadač, Cerinthe glabra subsp. pirinica (Stoj. & Acht.) N.Andreev & Peev, Cerinthe glabra subsp. tatrica Hadač und Cerinthe glabra var. pirinica Stoj. & Acht.)[5]
- Cerinthe glabra subsp. smithiae (A.Kern.) Domac (Syn.: Cerinthe smithiae A.Kern.): Dieser Endemit kommt nur in Kroatien vor.[5]
Nutzung
Die Kahle Wachsblume wurde früher als Zier- und Heilpflanze verwendet.
Einzelnachweise
- A. Kleinsteuber: Boraginaceae. In: Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 5: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Asteridae): Buddlejaceae bis Caprifoliaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8001-3342-3, S. 86–88.
- Cerinthe glabra bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 783.
- Cerinthe glabra Mill. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 15. März 2021.
- Benito Valdés, 2011: Boraginaceae. Datenblatt Cerinthe major In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- Cerinthe glabra bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 25. Juli 2020
Weblinks
- Thomas Meyer, Michael Hassler: Mittelmeer- und Alpenflora. Datenblatt mit Fotos.