K-Stoff
K-Stoff ist eine Abkürzung und eine meist als Deckname genutzte Bezeichnung für eine Chemikalie oder ein Chemikaliengemisch. Die exakte Bedeutung wechselt mit dem Zeitraum der Begriffsverwendung und kann nur im jeweiligen Zusammenhang interpretiert werden.
Erster Weltkrieg
- Monochlormethylchlorformiat[1] oder Gemisch von Mono- und Dichlormethylchlorformiat als Reizgas von 1914 entwickelten Tränengasgranaten.[2] Das gleiche Stoffgemisch wurde bei der Verwendung in Minen als C-Stoff bezeichnet oder auch mit den Decknamen Palite (franz.), Palit (englisch) oder Cipalite versehen.[3] Am 29. Juli 1915 wurden in Anwesenheit von Walther Nernst die von ihm entwickelten „C-Minen“, die diesen Kampfstoff enthielten, von deutschen Spezialtruppen mit ebenfalls von ihm entwickelten Minenwerfern erstmals an der russischen Front eingesetzt. Bauer berichtet darüber im August 1915: „Es war mir besonders eine große Genugtuung zu ersehen, dass selbst Freund Nernst, der anfänglich dem leichter flüchtigen K-Stoff etwas zweifelnd gegenüberstand, jetzt sein Loblied singt, nachdem er sich durch praktische Probe an der Front […] bei den gefangengenommenen Russen von der überlegenen Wirksamkeit überzeugen konnte.“[4]
- Phenylcarbylaminchlorid[5][6], ein zu den Grünkreuz-Verbindungen zählender Lungenkampfstoff, der von Deutschland hergestellt und erstmals im Mai 1917 in Berry-au-Bac eingesetzt wurde.[7]
Zweiter Weltkrieg
- allgemeine Abkürzung für Kampfstoff (auch K'Stoff, Kst)[6]
- Sauerstoffhaltige Kriegsersatztreibstoffe im weiteren Sinne, speziell ein Gemisch aus 20 Vol.-% Aceton und 80 Vol.-% Ethylacetat[8]
- Kresolseife (1:1-Gemisch aus Kresol-Isomeren und Schmierseife[9]), eines der wenigen zu dieser Zeit gegen Läuse wirksamen Desinfektionsmittel[10]
Siehe auch
Einzelnachweise
- E. B. Spear, Some problems of Gas Warfare in Scientific Monthly 8, 275–283 (1919).
- Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz: Enzyklopädie Erster Weltkrieg. UTB, 2009, ISBN 978-3-8252-8396-4, S. 521 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Klinische Fortbildung. Urban & Schwarzenberg, 1937, OCLC 20809908, S. 484 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Carl Duisberg, Kordula Kühlem (Hrsg.): Carl Duisberg (1861–1935): Briefe eines Industriellen. Oldenbourg Verlag, 2012, ISBN 978-3-486-71283-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Phenylcarbylaminchlorid: CAS-Nummer: 622-44-6, EG-Nummer: 210-735-0, ECHA-InfoCard: 100.009.760, PubChem: 12145, ChemSpider: 11646, Wikidata: Q27269563.
- Bayerisches Landesamt für Umwelt: Arbeitshilfe für die Untersuchung von Sprengplätzen, Anhang 3.1: Abkürzungsverzeichnis / Glossar (PDF; 871 kB), S. 19, abgerufen am 15. Mai 2013.
- abc-waffen.de: Lungenschädigende Kampfstoffe, abgerufen am 15. Mai 2013.
- EMPA: Über den Betrieb von Vergasermotoren mit sauerstoffhaltigen Treibstoffen (Memento vom 10. Mai 2012 im Internet Archive), Bericht 181, Zürich, Juni 1952, S. 9.
- Walter Steuer, Friedemann Schubert: Leitfaden der Desinfektion, Sterilisation und Entwesung. 2010, ISBN 978-3-89947-954-6, S. 131 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Wolfgang Schieder, Achim Trunk: Adolf Butenandt und die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft: Wissenschaft, Industrie ... Wallstein Verlag, 2004, ISBN 3-89244-752-7, S. 139 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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