Künstliche Palme in Warschau
Die künstliche Palme in Warschau befindet sich in der Mitte des Warschauer Kreisverkehrs Rondo Charles’a de Gaulle’a. Es handelt sich um die Nachbildung einer Dattelpalme, die am 12. Dezember 2002 auf Initiative der polnischen Künstlerin Joanna Rajkowska (* 1968) errichtet wurde. Sie wird heute als ein Wahrzeichen der Stadt betrachtet.[1][2]
Geschichte
Die weithin sichtbare Palme wurde an einem der wichtigsten Warschauer Verkehrsknoten aufgestellt; hier kreuzen sich der Warschauer Königsweg und die Aleje Jerozolimskie. Ursprünglich war sie als Bestandteil eines umfangreicheren, allerdings nur kurzzeitigen Projektes – inspiriert von einer Reise der Künstlerin und des Videoregisseurs Artur Żmijewski nach Israel – im Jahr 2001 geplant. In Warschau sollte an der Jerusalem-Allee ein Stück Jerusalem entstehen und so an die bedeutende jüdische Vergangenheit Warschaus erinnern.[3][4] Geplant war, zwei Reihen von künstlichen Palmen entlang der großen Verkehrsader zu errichten, um so die Landschaft Jerusalems nach Warschau zu übertragen. Finanzierungsprobleme und Schwierigkeiten bei den Gesprächen mit Behörden reduzierten das Vorhaben auf die Palme auf der Verkehrsinsel.[5]
Die aus Kunststoffen und natürlichen Materialien hergestellte 15 Meter hohe Palme wurde von einer US-amerikanischen Firma geliefert. Sie steht auf einem Sockel aus vorgefertigten Betonteilen. Die Errichtungskosten wurden von der Künstlerin getragen. Das Kunstwerk war jahrelang Gegenstand heftiger Diskussionen. Bei einer Befragung im Oktober 2003 stimmten 75 % der Warschauer einem Erhalt des Objektes zu.[3] Ursprünglich sollte die Palme nach einem Jahr wieder demontiert werden; sie steht jedoch nach wie vor und ist mittlerweile ein beliebter Treffpunkt. Blätter und die Baumrinde wurden Anfang 2007 durch neue, haltbarere Elemente ersetzt.
Im Rahmen der Protestbewegung Chleba zamiast igrzysk ‚Brot statt Spiele‘ entfernte die Künstlerin während der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Warschau gemeinsam mit Aktivisten einen Teil der Palmenblätter. Rajkowska wollte damit auch dagegen protestieren, dass die Stadtregierung ihr Werk als Werbemaßnahme für die Fußballmeisterschaft benutzt.[1][6] Noch ist die Palme Eigentum der Urheberin, die aber ihre Bereitschaft erklärt hat, sie der Stadtverwaltung zu übertragen.
Literatur
- Małgorzata Danecka, Thorsten Hoppe, Warschau entdecken. Rundgänge durch die polnische Hauptstadt, Trescher, Berlin 2008, ISBN 978-3-89794-116-8, S. 164.
- Grzegorz Piątek, Jarosław Trybuś, Warschau. Der thematische Führer durch Polens Hauptstadt, Kamil Markiewicz (Übersetzer), Schröder, Verlag für Regionalkultur, Diepholz 2009, ISBN 978-3-89728-070-0, S. 174
Weblinks
- Greetings from Jerusalem Avenue, Informationsseite zum Projekt (englisch, abgerufen am 22. März 2013)
- Jeffrey Fleishman, A Tree Grows on Warsaw, Artikel in der Los Angeles Times vom 17. November 2003 (englisch, abgerufen am 22. März 2013)
Einzelnachweise
- gem. Gabriele Lesser, Künstlerisches Wahrzeichen Warschaus. Die Palme am Königsweg in der taz vom 28. Juni 2012 (abgerufen am 22. März 2013)
- gem. Agnieszka Hreczuk, Warschauer Wohlleben in der Berliner Zeitung vom 20. August 2009 (abgerufen am 5. März 2013)
- gem. Piotr Sarzyński, Rajkowska Joanna. Sztuka oddychania in Polityka.pl vom 8. August 2007 (in Polnisch, abgerufen am 22. März 2013)
- gem. Kerry Kubilius, Palm Tree in Warsaw bei About.com (in Englisch, abgerufen am 22. März 2013)
- gem. Annette Dittert, Palmen in Warschau. Geschichten aus einem neuen Polen, ISBN 3-453-60020-7, Heyne, München 2006, S. 11–16
- gem. Artikel Warsaw's iconic palm loses leaves in Euro protest bei Reuters vom 22. Juni 2012 (in Englisch, abgerufen am 22. März 2013)