Kümmelblättrige Silge
Die Kümmelblättrige Silge (Selinum carvifolia), auch einfach Silge genannt, ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie Doldenblütler (Apiaceae). Sie ist in Eurasien verbreitet.
Kümmelblättrige Silge | ||||||||||||
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Kümmelblättrige Silge (Selinum carvifolia) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Selinum carvifolia | ||||||||||||
L. |
Beschreibung und Phänologie
Die Kümmelblättrige Silge wächst als sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze[1] erreicht eine Wuchshöhe von etwa 30 bis 100 Zentimetern. Der scharfkantig gefurchte Stängel ist schlank, wenig verzweigt und entfernt beblättert. Die unteren Laubblätter sind dreifach gefiedert, die Abschnitte letzter Ordnung sind tief fiederspaltig eingeschnitten, deren Blattzipfel bei einer Breite von etwa 1 Millimetern länglich bis linealisch sowie und stachelspitzig sind.
Die Blütezeit reicht von Juli und August, gelegentlich auch bis September. Der doppeldoldige Blütenstand ist 15- bis 20-strahlig, wirkt gedrungen und ist etwas gewölbt. Die Hülle fehlt oder es sind ein bis Hüllblätter vorhanden. Die lineal-pfriemlichen Hüllchenblätter sind zahlreich vorhanden. Die Blüten sind fünfzählig. Die Kronblätter sind weiß bis rosafarben.
Die Doppelachäne ist bei einer Höhe von etwa 3 Millimetern rundlich-elliptisch, abgeflacht und zuletzt zehnflügelig. Fruchtreife ist von August bis Oktober.
Die Art hat die Chromosomenzahl 2n = 22.[2]
Ökologie
Die Kümmelblättrige Silge ist ein Hemikryptophyt[3][1] und eine Halbrosettenpflanze.[4]
Die Blütenökologisch handelt es sich um „Nektar führende Scheibenblumen“ mit männlichen und zwittrigen (dann vormännlichen) Blüten. Die Bestäubung erfolgt durch Zweiflügler und Käfer.[4]
Die Diasporen sind die Doppelachänen; sie werden als Windstreuer und Flügelflieger ausgebreitet, auch Zufallsausbreitung durch Weidetiere kommt vor.[4]
Vorkommen
Die Kümmelblättrige Silge ist ein eurasisch-subozeanisches Florenelement. Sie kommt in Nord-, Mittel- und seltener in Südeuropa vor. Östlich dringt sie bis Sibirien vor. In Österreich kommt sie zerstreut bis selten vor und ist vielerorts gefährdet. In der Schweiz ist sie allgemein zerstreut zu finden. Die Kümmelblättrige Silge kommt in Mitteleuropa zerstreut bis selten vor. Selinum carvifolia kommt zerstreut im mittleren sowie südlichen Deutschland vor und tritt in Norddeutschland selten auf. Selinum carvifolia ist in Nordamerika ein Neophyt.
Selinum carvifolia wächst in Feuchtwiesen, Auengebüschen und lichten Waldgesellschaften. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart der Ordnung Molinietalia, kommt aber auch in wechselfeuchten Gesellschaften der Verbände Carpinion oder Quercion roboris vor.[2] Sie gedeiht am besten auf wechselfeuchten, meist kalkarmen, tonigen Böden oder Torfböden.[2]
Unterscheidung zu ähnlichen Arten
Von der Gewöhnlichen Wiesensilge (Silaum silaus) unterscheidet sie sich durch die weißen oder rötlichen Blüten. Die Blüten der Gewöhnlichen Wiesensilge sind gelblich und nie weiß.
Unterarten
Man kann zwei Unterarten unterscheiden:[5]
- Selinum carvifolia subsp. carvifolia: Sie kommt in Europa in Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Österreich, Liechtenstein, Tschechien, Italien, in Russland, Weißrussland und in der Ukraine vor.[5]
- Selinum carvifolia subsp. broteri (Hoffmanns. & Link) Laínz: Sie kommt nur in Portugal, Spanien und Frankreich vor.[5]
Literatur
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
- Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
- Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0.
Einzelnachweise
- Steckbrief zu den Gefäßpflanzen Bayerns des Botanischen Informationsknoten Bayern = BIB.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 717.
- Kümmelblättrige Silge. FloraWeb.de
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- R. Hand (2011): Apiaceae. Selinum carvifolia In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.
Weblinks
- Kümmelblättrige Silge. FloraWeb.de
- Kümmelblättrige Silge. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Selinum carvifolia (L.) L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 8. Januar 2016.
- Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Eric Hultén
- Thomas Meyer: Silge Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)