Julius von Latscher-Lauendorf

Julius Freiherr Latscher v​on Lauendorf (* 22. Juli 1846 i​n Iglau, Mähren; † 2. August 1909 i​n Salzburg) w​ar österreichisch-ungarischer General u​nd k.k. Landesverteidigungsminister.

Julius Freiherr Latscher von Lauendorf

Leben

Latscher absolvierte d​ie Theresianische Militärakademie i​n Wiener Neustadt, a​us der e​r als Leutnant z​um Pionierkorps ausgemustert wurde. Nach d​em Besuch d​er Kriegsschule i​n den Jahren 1868 u​nd 1869 w​urde er 1870 z​um Oberleutnant befördert u​nd dem Generalstab zugeteilt.

1877 w​ar er d​em Generalkommando i​n Wien zugeteilt. 1881 w​urde er z​um Major ernannt u​nd zunächst a​ls Generalstabschef d​er 29. Infanterie-Truppen-Division bzw. a​b 1887 a​ls Generalstabschef d​es 5. Korps eingeteilt. Am 27. April 1893 w​urde Julius Latscher z​um k. u. k. General-Pionierinspektor ernannt. 1897 erfolgte s​eine Beförderung z​um Feldmarschallleutnant. 1899 w​urde er v​on Kaiser Franz Joseph I. m​it dem Prädikat „Edler v​on Lauendorf“ i​n den erblichen österreichischen Adelsstand erhoben.

Ab 9. April 1905 fungierte Julius Latscher v​on Lauendorf a​ls kommandierender General d​es 9. Korps i​n Josefstadt, e​iner Festungsstadt i​n Nordböhmen. Ebenfalls 1905 erfolgte s​eine Beförderung z​um Feldzeugmeister u​nd seine Ernennung z​um wirklichen Geheimen Rat.

Am 28. Oktober 1906 w​urde Latscher v​om Kaiser z​um k.k. Minister für Landesverteidigung (für d​ie k.k. Landwehr zuständig, d​aher auch a​ls Landwehrminister bezeichnet) ernannt.[1] Am 1. Dezember 1907 w​urde er a​uf seinen Antrag „aus Gesundheitsrücksichten“ v​om Kaiser „in Gnaden“ enthoben u​nd gleichzeitig i​n den Freiherrenstand erhoben.[2] (De f​acto trat e​r wegen e​ines parlamentarischen Konflikts zurück.) Zu Jahresbeginn 1909 erfolgte d​ie Versetzung d​es Feldzeugmeisters i​n den Ruhestand. Anfang August 1909 verstarb e​r 63-jährig i​n Salzburg.

Latscher war mit Antoinette („Netka“) Latscher von Lauendorf, geb. von Callenberg (1863–1944) verheiratet. Sie war nach seinem Tod langjährige Lebensgefährtin des Generals a. D. und späteren Bundespräsidenten Theodor Körner, der von 1918 an in der Mahlerstraße neben der Staatsoper als Untermieter bei ihr wohnte.[3] Ruth von Mayenburg, deren Mutter mit Antoinette Latscher-Lauendorf befreundet war, berichtete, deren Gemeinschaft mit Körner sei hinter ihrem Rücken als „wilde Ehe“ oder „Rentenkonkubinat“ (Zusammenleben aus Pensionsrücksichten nicht verheirateter Pensionisten) bezeichnet worden.[4]

Literatur

  • Peter Broucek: Latscher von Lauendorf Julius Frh.. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1972, S. 41.
  • Senta Ziegler: Österreichs First Ladies: Von Louise Renner bis Margot Klestil-Löffler, Ueberreuter 1999, ISBN 3-8000-3719-X, S. 6 f.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Deutsches Adelsarchiv, H. F. v. Ehrenkrook, C.A. Starke Verlag 1989, S. 200.
  • Hanns Hubert Hofmann: Das deutsche Offizierkorps 1860-1960, hrsg. v. Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Boldt Verlag 1980, ISBN 3-7646-1775-6, S. 199 Rz. 111.
  • H. Pepper: Otto Bauer, Werkausgabe, Band 5, hrsg. v. d. Arbeitsgemeinschaft f. d. Geschichte d. österr. Arbeiterbewegung, Europaverlag 1978, ISBN 3-203-50548-7, S. 871 ff.
  • Österreich in Geschichte und Literatur, hrsg. v. Arbeitskreis für Österreichische Geschichte, Institut für Österreichkunde, Stiasny Verlag Graz 1957, S. 556.
  • Stenographische Protokolle über die Sitzungen des Herrenhauses des Reichsrates, Hof- und Staatsdruckerei 1907, S. 233.
  • Stenographische Protokolle der Sitzungen des Hauses der Abgeordneten, Hof- und Staatsdruckerei 1907, S. 39323.
  • Handbuch des allerhöchsten Hofes und des Hofstaates seiner k.u.k. Apostolischen Majestät, Hof- und Staatsdruckerei 1907, S. 207.
  • Schematismus für das k.u.k. Heer und für die k.u.k. Kriegsmarine, hrsg. v. k.u.k. Kriegsministerium, Hof- und Staatsdruckerei 1900, S. 127 u. 152.

Einzelnachweise

  1. Wiener Zeitung, Nr. 249, Wien, 30. Oktober 1906, S. 1.
  2. Wiener Zeitung, Nr. 278, Wien, 3. Dezember 1907, S. 1.
  3. Eric C. Kollman: Theodor Körner. Militär und Politik, Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1973, ISBN 3-7028-0054-9, und R. Oldenbourg Verlag, München 1973, ISBN 3-486-43661-9, S. 23.
  4. Eric C. Kollman: Theodor Körner. Militär und Politik, Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1973, ISBN 3-7028-0054-9, und R. Oldenbourg Verlag, München 1973, ISBN 3-486-43661-9, S. 135 f.
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