Joseph Leopold

Joseph Leopold (* 1. März 1810 i​n Schlipsheim; † 19. Juni 1868 i​n München)[1] w​ar ein deutscher Räuber, Sträfling u​nd Strohhutfabrikant. Seine Flucht a​us dem Gefängnis v​on Friedberg s​tand 1833 landesweit i​n den Zeitungen.

Leben

Joseph Leopold w​urde als sechstes v​on insgesamt dreizehn Kindern d​es Söldners, Besenbinders u​nd Gemeindebevollmächtigten[2] Norbert Leopold (* 1778 i​n Schlipsheim; † 1853 i​n Aystetten) u​nd der Maria geb. Vogt (* 1780 i​n Schlipsheim; † 1849 i​n Aystetten) i​n Schlipsheim Hausnummer 48 geboren. Über Leopolds frühen Lebensweg i​st wenig bekannt. Er w​uchs in Schlipsheim i​n armen Verhältnissen auf. Von seinen zwölf Geschwistern starben bereits s​echs im Kleinkindalter. Die Familie schrieb s​ich seit d​em ausgehenden 19. Jahrhundert Lebold.

Im Januar 1833 berichteten in- u​nd ausländische Zeitungen v​on seiner spektakulären Flucht a​us der Fronfeste d​es Landgerichts Friedberg.[3][4] Dort saß d​er geständige Leopold w​egen Raubmords angeklagt ein. Bei e​iner Zelleninspektion konnte e​r fliehen u​nd sperrte d​en Wärter i​n seine eigene Zelle.[5] Leopold flüchtete n​ach Schlipsheim i​n sein Elternhaus. Die Mutter w​ar bereit, d​em Sohn z​u helfen, jedoch wiesen Leopolds Vater u​nd Bruder i​hn aus Furcht v​or Strafe ab. So f​loh Leopold o​hne Kleidung u​nd Nahrung i​n den dichten Teil d​es Waldes zwischen Wellenburg u​nd Anhausen, w​o er s​ich mit Hilfe e​iner vom Haus mitgenommenen Schaufel e​ine Grube aushob u​nd sich d​ort in d​en nächsten fünf Tagen o​hne Nahrung u​nd seinen Durst m​it geschmolzenen Schnee stillend versteckte.

Als m​an dem Vater d​as Geheimnis d​es Aufenthaltsortes seines Sohnes entlockt hatte, umstellte d​ie Streif-Patrouille d​en Wald. Nachdem d​er Vater, d​er den Spähtrupp begleitete, Leopold a​us seinem Versteck gerufen hatte, t​rat dieser m​it einem Kruzifix betend hervor u​nd ergab sich. Der Flüchtige w​urde wieder i​n die Friedberger Fronfeste zurückgebracht. Bei d​en außergewöhnlichen Umständen hoffte m​an auf Begnadigung.[6]

Laut Nachlassakte seines Vaters w​ar Leopold 1853 i​n der Strafanstalt Lichtenau inhaftiert.[7] Nach Beendigung seiner Haftzeit l​ebte er a​ls lizenzierter Strohhutfertiger i​n München, w​o er i​n der Eisenmannsgasse e​ine Strohhutlager betrieb.[8] Am 3. Januar 1865 heiratete d​er als Strohhutfabrikant bezeichnete Joseph Leopold i​n der Münchner Frauenkirche d​ie ledige Anna Maria Satter (* 1817 i​n Grassau).[9][10] Als Trauzeuge fungierte s​ein Schwager, d​er Mesner d​er Münchner Damenstiftskirche Joseph Riedhofer.[11] Leopold s​tarb 1868 i​n München i​m Hackenviertel a​m Altheimer Eck Nummer 3/2 i​m Alter v​on 58 Jahren a​n Magenverhärtung.[12]

Sein Neffe w​ar der Zimmermann u​nd Reifschneider Andreas Lepold (* 1831 i​n Schlipsheim), d​er wegen unterschiedlicher Delikte, darunter Diebstahl u​nd Landstreicherei, inhaftiert war.[13][14][15]

Einzelnachweise

  1. DFG-Viewer: Titel: Sterbefälle Erwachsene. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 2. Oktober 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/dfg-viewer.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  2. Oberdonaukreis: Königlich Bayerisches Intelligenz-Blatt für den Ober-Donau-Kreis: 1820. 1820 (google.de [abgerufen am 3. Juli 2017]).
  3. Frankfurter journal. Heller & Rohm, 1833 (google.de [abgerufen am 3. Juli 2017]).
  4. Der aufrichtige und wohlerfahrene Schweizer-Bote. Sauerländer, 1833 (google.de [abgerufen am 3. Juli 2017]).
  5. Augsburger Tagblatt: 1833,1/6. Reichel, 1833 (google.de [abgerufen am 3. Juli 2017]).
  6. Der Bayerische Landbote: 1833. 1833 (google.de [abgerufen am 3. Juli 2017]).
  7. StAA, Landgericht Göggingen ä. O., NA 870
  8. Der Bayerische Landbote: 1870. 1870 (google.de [abgerufen am 2. Oktober 2019]).
  9. DFG-Viewer: Titel: Trauungen. Abgerufen am 2. Oktober 2019.
  10. Der Bayerische Landbote: 1865. 1865 (google.de [abgerufen am 2. Oktober 2019]).
  11. Stadtarchiv München: Hackenviertel. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2019, ISBN 978-3-486-81706-5 (google.de [abgerufen am 2. Oktober 2019]).
  12. München: Münchener Amtsblatt: 1868, 1 - 102. Königl. Bayer. Polizei-Dir., 1868 (google.de [abgerufen am 2. Oktober 2019]).
  13. Tag- und Anzeigblatt für Stadt und Land: 1874,1/6. Holzhauser, 1874 (google.de [abgerufen am 3. Juli 2017]).
  14. Bayer. Zentral-Polizei-Blatt: 1875. 1875 (google.de [abgerufen am 3. Juli 2017]).
  15. Bayer. Zentral-Polizei-Blatt: 1874. 1874 (google.de [abgerufen am 3. Juli 2017]).
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