Josef Abenthung

Josef Abenthung (auch Abentung; * 19. Februar 1779 i​n Götzens; † 2. August 1860 i​n Götzens) w​ar ein Freiheitskämpfer i​m Tiroler Freiheitskampf 1809, Musiklehrer, Organist u​nd Komponist.[1][2][3]

Gedenktafel auf einer Hausfassade in Götzens

Leben

Josef Abenthung w​ar das vierte v​on fünf Kindern d​es Bauern u​nd Mesners Franz Abenthung u​nd seiner Frau Elisabeth Abenthung geb. Graßmayr.[1][4] Josef w​urde früh n​ach Seefeld z​um Orgelunterricht geschickt.[1][3] Seefeld w​urde ab 1785 v​on Stamser Zisterziensern seelsorgerisch versorgt u​nd so gelangte Abenthung n​ach Stams, u​m von Pater Zacharias Hirnsberger OCist (1759–1816) weiteren Unterricht z​u erhalten.[4] Er s​oll auch v​on Abbé Josef Benedikt Falk i​n Innsbruck unterrichtet worden sein.[1] 1793 gründete e​r eine d​er ältesten Musikkapellen Tirols, d​ie Türkische Musikbande Götzens, a​us der d​ie Musikkapelle Götzens hervorging.[1][2] 1797 datiert s​ein op.1, e​in Tantum ergo.[4] 1794[3] o​der 1798[2] b​ekam er e​ine Stelle a​ls Lehrer i​n Götzens.[1]

1805 befehligte e​r als Kommandant e​ine Schützenkompanie i​n Götzens.[2] 1809 z​og er a​ls Hauptmann d​er Götzener Schützen m​it der Musikkapelle i​n die Schlacht a​m Bergisel[2] u​nd bewährte s​ich dort a​ls Schanzenkommandant e​iner ganzen Angriffsgruppe mehrerer Kompanien, n​icht nur d​er Götzener Schützen.[3][5] 1810 studierte e​r in Wien Musik b​ei Johann Baptist Gänsbacher[3] u​nd lernte Franz Xaver Süßmayr kennen. Später unterrichtete e​r angehende Lehrer i​n Musik u​nd komponierte. 1812 heiratete e​r in Götzens Maria Rauth (1788–1828). Sie hatten gemeinsam n​eun Kinder.[5] 1823 w​ar Josef Abenthung e​iner der Sargträger b​ei der Überführung d​er sterblichen Überreste Andreas Hofers i​n die Hofkirche i​n Innsbruck.[2][5][6] Am 3. Mai 1855 w​urde ihm in Anerkennung seines langjährigen verdienten Wirkens i​m Schulfache u​nd seines sonstigen lobenswerthen Verhaltens d​as silberne Verdienstkreuz verliehen.[7] 1860 s​tarb Abenthung i​n Götzens, w​o er a​ls Lehrer, Bauer, Händler u. a. v​on Musikalien, Mesner, Organist, Komponist u​nd Hauptmann d​er Schützen b​is zu seinem Tod gelebt hatte.[1][2][4]

Werke (Auswahl)

Josef Abenthung schrieb über 500 Werke.[4] Das Tiroler Landesmuseum „Ferdinandeum“ u​nd die Musikkapelle Götzens besitzen Manuskripte d​er Werke Abenthungs.[1]

  • Josef Abenthungs Pracktisches Handbuch für Cantor und Organisten.[4]

Vokalmusik

  • 16 Messen
    • Missa pro omnibus vocibus, 1813. Für das königlich bayerische Musikbataillon Larosche in Innsbruck komponiert
  • Oratorien
  • 16 Kantaten, auch weltliche
  • Litaneien
  • 124 Cantilenes (Gesänge zum gottesdienstlichen Gebrauch)[4]

Werke für Blasorchester

  • 19 türkische Musikstücke: Märsche
  • Fanfaren, Trompetenaufzüge
  • Tusche

Orgelmusik

  • Orgelstücke, u. a. 8 Präludien

Rezeption und Gedenken

Josef-Abentung-Weg in Götzens

Nach Josef Abenthungs Tod w​urde am 8. August 1860 i​n der Innsbrucker Hofkirche e​ine Seelenmesse abgehalten. In d​er Einladung d​er Veteranen i​m Innsbrucker Tagblatt v​om 6. August 1860 w​ird er a​ls „Veteran u​nd gewesener Landesschützenhauptmann“ benannt.[8] Er führte d​en Ehrentitel „Landesverteidiger“.[5] Von Zeitgenossen w​urde er „der Götzener Mozart“ genannt.[3][4][9] In Götzens w​urde ein Weg n​ach ihm benannt.[1]

Literatur

  • Franz Gratl: Josef Abenthungs Pracktisches Handbuch für Cantor und Organisten: Eine neu entdeckte Quelle zur kirchenmusikalischen Praxis in Tiroler Dorfkirchen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 86/2006. Innsbruck 2006.[4]
  • Andrea Harrandt: Abenthung, Josef. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-3043-0.
  • Josef Prantl (1772–1857) – ein Götzner Landesverteidiger an der Seite von Josef Abenthung. In: Sonderbeilage zum Gedenkjahr Andreas Hofer. Der Götzner. Amtliches Mitteilungsblatt der Gemeinde Götzens. Ausgabe 46. Dezember 2009, Seite 15.[5]
  • Götzener Mozart. Tiroler Geschichte, musikalisch betrachtet. Ein Symposium, Konzerte und neue CD-Produktionen bringt das musikmuseum 2017. In: Tiroler Tageszeitung vom 19. Januar 2017.[9]

Einspielungen

  • Glänzend steigt der goldne Morgen. Festgesang zur 87. Geburtstagsfeier und 70. Dienstjahr des Herrn Feldmarschalls Josef Graf Radetzky. Studierende des Tiroler Landeskonservatoriums und der Universität Mozarteum. Landesmuseum Ferdinandeum.
  • Joseph und Mariens Ankunft in Bethlehem, Weihnacht. Aria. Kammerchor und Kammerorchester des Ferdinandeums, Leitung: Josef Wetzinger. Tiroler Weihnachtskonzert 1996. Klingende Kostbarkeiten aus Tirol 3. Tiroler Landesmuseum.[10]
  • Verkündigung an Maria. Vokal- und Instrumentalensemble des Ferdinandeums. Ltg.: Josef Wetzinger. Auf: Tiroler Weihnacht 2002. Klingende Kostbarkeiten aus Tirol, 29. Tiroler Landesmuseum.[11]
  • Vom Himmel war gesendet der Engel Gabriel. (Aria). Ei Brüder, was seh ich dort schimmern (Duetto). Drei Könige kommen von fernesten Morgen (Aria). Vokal- und Instrumentalensemble des Ferdinandeums. Ltg.: Josef Wetzinger. Aufgenommen im Tiroler Landeskonservatorium Innsbruck am 16./17. Dezember 2006. Veröffentlicht auf: Tiroler Weihnachtskonzert 2006. Institut für Tiroler Musikforschung 2007.[12][13]
  • Welch freudige Botschaft. Kammerchor des Ferdinandeums, Kammerorchester des Ferdinandeums. Leitung: Josef Wetzinger. Auf: Tiroler Weihnacht. Klingende Kostbarkeiten aus Tirol, 39. Tiroler Landesmuseum.[14]

Einzelnachweise

  1. Abentung, Josef – Verband Südtiroler Musikkapellen. Abgerufen am 7. Juni 2017.
  2. Mag. Michael Fritz: Abenthung, Josef. Abgerufen am 7. Juni 2017 (österreichisches Deutsch).
  3. Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen: Abenthung, Josef. 2002, abgerufen am 7. Juni 2017.
  4. Franz Gratl: Josef Abenthungs Pracktisches Handbuch für Cantor und Organisten: Eine neu entdeckte Quellezur kirchenmusikalischen Praxis in Tiroler Dorfkirchen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (Hrsg.): Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Band 86. Innsbruck 2006, S. 22 (zobodat.at [PDF]).
  5. Josef Prantl (1772–1857) – ein Götzner Landesverteidiger an der Seite von Josef Abenthung. In: Sonderbeilage zum Gedenkjahr Andreas Hofer. In: Gemeinde Götzens (Hrsg.): Der Götzner. Nr. 46. Götzens Dezember 2006, S. 15 ff. (www.goetzens.tirol.gv.at/system/web/GetDocument.ashx?fileurl...1.pdf [PDF]).
  6. Andreas-Hofer-Bund Tyrol: Andreas-Hofer-Bund Tyrol – Sandwirtsbriefe. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 28. November 2016; abgerufen am 7. Juni 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ahb-tyrol.at
  7. Oesterreichische Monarchie. In: Bothe für Tirol und Vorarlberg. Nr. 111. Innsbruck 15. Mai 1855, S. 1 (tessmann.it). Oesterreichische Monarchie (Memento des Originals vom 24. März 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/digital.tessmann.it
  8. Innsbrucker Tagblatt. Aufschlager, 1860 (google.de [abgerufen am 7. Juni 2017]).
  9. Tiroler Tageszeitung Online: Tiroler Geschichte, musikalisch betrachtet | Tiroler Tageszeitung Online – Nachrichten von jetzt! In: Tiroler Tageszeitung Online. (tt.com [abgerufen am 7. Juni 2017]).
  10. Tiroler Landesmuseen • musikmuseum. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 7. Juni 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/shop.tiroler-landesmuseen.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  11. Tiroler Landesmuseen • musikmuseum. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 7. Juni 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/shop.tiroler-landesmuseen.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  12. Klingende Kostbarkeiten aus Tirol 46. Abgerufen am 7. Juni 2017.
  13. Tiroler Landesmuseen • musikmuseum. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 7. Juni 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/shop.tiroler-landesmuseen.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  14. Tiroler Landesmuseen • musikmuseum. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 7. Juni 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/shop.tiroler-landesmuseen.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
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