John Meyendorff
John Meyendorff, eigentlich Johannes Freiherr von Meyendorff, russisch Иван Феофилович барон фон Мейендорф, Iwan Feofilowitsch Baron von Meyendorff (* 17. Februar 1926 in Neuilly-sur-Seine, Frankreich; † 22. Juli 1992 in Montreal) war einer der führenden russisch-orthodoxen Theologen des 20. Jahrhunderts.
Leben
John Meyendorff stammte aus einer russischen, ursprünglich deutsch-baltischen Offiziersfamilie. Er wurde in Frankreich als jüngster Sohn von Theophil von Meyendorff (Feofil Feofilowitsch, 1886–1971) und seiner Frau Katharina (Ekaterina Nicolaevna, 1887–1976), geb. Schidlowski, geboren, die nach der Oktoberrevolution ins französische Exil geflüchtet waren.[1] General Bogdan Theophil von Meyendorff war sein Großvater. Jean Meyendorff, wie er in Frankreich genannt wurde, studierte am Institut de Théologie Orthodoxe Saint-Serge und an der Sorbonne, wo er 1958 auch promovierte.
Zum orthodoxen Priester geweiht, arbeitete er als Assistenzprofessor für Kirchengeschichte am Institut Saint-Serge und am Centre national de la recherche scientifique.
Seine Doktorarbeit über Gregor Palamas und die praktisch gleichzeitig von Meyendorff herausgegebene zweibändige Ausgabe von Palamas’ Werken waren der Grund für seinen Weltruf als Spezialist für orthodoxe Theologiegeschichte.
1959 wurde er Professor für Kirchengeschichte und Patristik am St. Vladimir’s Orthodox Theological Seminary. Daneben hielt er Vorlesungen über Byzantinische Theologie an der Harvard University und in Dumbarton Oaks. Überdies war er Professor für byzantinische Geschichte an der Columbia University und am Union Theological Seminary. Von 1984 bis 1992 war er als Nachfolger seines Freundes Alexander Schmemann Dekan des Saint Vladimir’s Seminary.
Er war Vertreter der orthodoxen Kirche im Weltkirchenrat als Vorsitzender der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung und als Mitglied des Zentralkomitees. Besonders engagiert war er in der inter-orthodoxen Einheit und Zusammenarbeit. Er war einer der Gründer und der erste Generalsekretär von Syndesmos, dem Weltbund der orthodoxen Jugendverbände, und später Präsident dieser Organisation. 1977 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der British Academy gewählt.[2]
Sein Sohn Paul Meyendorff (* 1950) ist gegenwärtig Professor für Liturgische Theologie am St. Vladimir’s Seminary.
Veröffentlichungen
Zu seinen Werken gehören die Übersetzung und textkritische Ausgabe des byzantinischen Theologen Gregor Palamas (1959), und zahlreiche Bücher, die zum Teil auch auf französisch, deutsch, italienisch, russisch, griechisch, finnisch, spanisch, holländisch, japanisch, serbisch und polnisch herausgegeben wurden:
- A Study of Gregory Palamas (französisch 1959, englisch 1964)
- The Orthodox Church (1963), deutsch Die orthodoxe Kirche gestern und heute (1963)
- Orthodoxy and Catholicity (1966)
- Christ in Eastern Christian Thought (1969)
- Byzantine Theology (1973)
- Marriage, an Orthodox Perspective (1975), deutsch Die Ehe in orthodoxer Sicht (1992)
- Living Tradition (1978)
- The Byzantine Legacy in the Orthodox Church (1981)
- Catholicity and the Church (1983)
- Imperial Unity and Christian Divisions. The Church 450-680 AD (1989)
Literatur
- Wolfgang Heller: Meyendorff, John. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 5, Bautz, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-043-3, Sp. 1411–1415.
Weblinks
- Literatur von und über John Meyendorff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie auf der Webseite des St. Vladimir's Seminary (Memento vom 7. Oktober 2008 im Internet Archive)
- Texte von John Meyendorff über die Ökumene (englisch)
- Texte von John Meyendorff auf Myriobiblos (englisch und französisch)
Einzelnachweise
- Siehe ihr Grab bei Find a grave; zum Familienhintergrund siehe die Stammreihe in Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften, Teil 2, 1.2 Estland, Görlitz 1930, S. 519.
- Deceased Fellows. British Academy, abgerufen am 7. Juli 2020.