John McEnery (Schauspieler)
John McEnery (* 1. November 1943 in Birmingham; † 12. April 2019) war ein britischer Schauspieler in Theater, Film und Fernsehen.
Leben und
John McEnery absolvierte seine Schauspielausbildung an der von Laurence Olivier gegründeten Bristol Old Vic Theatre School in Bristol. Ab 1966 spielte er für das Royal National Theatre, wo er schnell größere Rollen erhielt. In den 1970er-Jahren spielte er mit der Royal Shakespeare Company, ab den 1990er-Jahren mehrfach im Globe Theatre. Kritiker bescheinigten McEnery, der vor allem witzige Shakespeare-Rollen verkörperte, großes Talent, allerdings galt er zugleich als Rebell und Exzentriker, der wenig Ehrgeiz in die Formung einer Karriere legte und möglicherweise daher nie zum großen Star wurde.[1]
Bekannt wurde McEnery auf der Filmleinwand als Mercutio in Franco Zeffirellis Romeo und Julia-Verfilmung aus dem Jahr 1968, was ihm eine Nominierung für den BAFTA-Award einbrachte.[2] 1990 spielte er nochmals unter Zeffirellis Regie den Osric in Hamlet (1990). Anthony Friedmann machte ihn 1970 zum Star seiner Herman-Melville-Adaption Bartleby. In der Folgezeit arbeitete er auch in Frankreich: In Anatole Litvaks Thriller La Dame dans l'auto avec des lunettes et un fusil nutzt er als Tramper Samantha Eggar aus, in Gérard Brachs Dreiecksdrama Le bateau sur l’herbe wird er von Claude Jade für eine Intrige gegen ihren Liebhaber Jean-Pierre Cassel ausgenutzt. In Brachs Film gibt es Reminiszenzen an seine Shakespeare-Rollen, so spielt er Hamlets Monolog, zitiert andere Shakespeare-Figuren und schmettert als Angelsachse im Duett mit Claude Jade "God Save The Queen". Weitere Filmrollen hatte er auch in Italien (Days of Fury). Ein Kultfilm wurde das Science-Fiction-Urzeit-Abenteuer Caprona – Das vergessene Land (1975). In den 1990er Jahren war McEnery vor allem im Ausstattungs-TV-Film tätig (unter anderem Abraham, Merlin). An der Seite von Sean Bean spielte er in Immer wieder samstags Beans Vater Joe Muir.
Von 1973 bis 1979 war er mit der Schauspielerin Stephanie Beacham verheiratet. Sein älterer Bruder Peter McEnery ist ebenfalls Schauspieler. John McEnery starb im April 2019 im Alter von 75 Jahren in seinem Schlaf.[3]
Filmografie (Auswahl)
- 1968: Romeo und Julia (Romeo and Juliet)
- 1970: Die Dame im Auto mit Brille und Gewehr (La dame dans l'auto avec des lunettes et un fusil)
- 1970: Le bateau sur l’herbe
- 1972: Nikolaus und Alexandra (Nicholas and Alexandra)
- 1973: Russischer Sommer (Fury)
- 1975: Caprona – Das vergessene Land (The Land That Time Forgot)
- 1976: Amok (Schizo)
- 1977: Die Duellisten (The Duellists)
- 1984: Johannes Paul II. – Sein Weg nach Rom (Pope John Paul II.)
- 1984: Gulag
- 1987: Klein Dorrit (Little Dorrit)
- 1990: Hamlet
- 1990: Die Krays (The Krays)
- 1994: Black Beauty
- 1996: Immer wieder samstags (When Saturday Comes)
- 1998: Merlin (Fernseh-Mehrteiler)
- 2003: Das Mädchen mit dem Perlenohrring (Girl with a Pearl Earring)
- 2005–2006: Gerichtsmediziner Dr. Leo Dalton (Silent Witness; Fernsehserie, 4 Folgen)
- 2008: Kommissar Wallander – Die falsche Fährte (Wallander – Sidetracked, Fernsehfilm)
- 2011: New Tricks – Die Krimispezialisten (New Tricks; Fernsehserie, Folge End of the Line)
Weblinks
Einzelnachweise
- Michael Coveney: John McEnery obituary. In: The Guardian. 22. April 2019, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 7. Mai 2019]).
- John McEnery in: Screen Adaptations: Romeo and Juliet: A Close Study of the Relationship Between Text and Film, von Courtney Lehmann, Methuen, 2010