Johannes von Köln (Dombaumeister, 1270)
Johannes von Köln (* um 1270 in Köln; † 15. März 1331 ebenda) war der dritte Dombaumeister am Kölner Dom. In seiner Zeit wurde am 27. September 1322 der Chor geweiht.
Johannes war der Sohn des zweiten Kölner Dombaumeisters Arnold. Dieser trug den Beinamen „Poleyr“ (oder “Parlier”) und war möglicherweise der Stammvater der nachmalig berühmten Baumeisterfamilie der Parler.[1]
Johannes arbeitete wahrscheinlich in Freiburg und Straßburg als Geselle und war schon um 1296 unter seinem Vater an der Kölner Dombauhütte tätig. Noch vor 1308 folgte er seinem Vater im Amt des Dombaumeisters von Köln. Er war verheiratet mit Megtildis von Sailecgin, mit der er neun Kinder hatte.
Während seiner Amtszeit entstanden das Hochgewölbe und das Strebewerk. Nach erfolgter Fertigstellung des Hochchores unternahm Johannes den Bau des südlichen Querhauses, für dessen Fundamentierung 1325 die bestehende ältere Vorhalle niedergelegt werden musste (quam porticum propter novum iam fundamentum pro ecclesie nostre constructione penendum expedit demolire).[2] Die entsprechenden Teile des Südquerhauses lassen sich „in die Zeit nach 1325 bis unmittelbar nach 1331“, also in die letzten Jahre von Meister Johannes datieren.[3] Unter ihm wurden auch die östlichen Teile des nun doppelschiffig angelegten südlichen Seitenschiffs begonnen. Zeitweilig wurde ihm auch der große Plan der Westfassade (Fassadenriss F) von einigen Forschern zugeschrieben, was inzwischen aber widerlegt ist.[4]
Gemäß der Datierung von Robert Suckale sind dagegen die Chorpfeilerfiguren zwischen 1320 und 1340 und damit unter der Aufsicht von Johannes entstanden. Die Figuren, die wegen ihrer manierierten Überfeinerung als “überfranzösisch”[5] bezeichnet wurden, lassen sich zwar stilistisch in eine Reihe der Pariser Skulpturenkunst stellen, ohne dass sich aber ein enger Bezug zu einer französischen Vorlage herstellen lässt.[6] Die Künstler, die zur Avantgarde in Deutschland gezählt werden dürfen, schufen nicht nur formenreichere Gewandfassaden, die sich vom darunter steckenden Körper lösten. Diese wurden auch mit prächtigen, farbintensiven und musterstarken Textilornamenten übermalt und ergaben damit geradezu einen “Show-Effekt der Seidenstoffe.”[7]
Dadurch dürfen die Chorpfeilerfiguren nicht nur als Höhepunkt der manieristischen Phase der gotischen Skulptur betrachtet werden. Sie sind gleichzeitig der Beginn für die neue, weichere Skulpturenkunst, die zum böhmischen Schönen Stil führt, der in ganz Europa nachgeahmt wurde. “Es sollte ernster genommen werden, dass die Familie Peter Parlers, des künstlerisch führenden Kopfes der zweiten Jahrhunderthälfte, eng mit der Kölner Dombauhütte verbunden war.”[8] Wahrscheinlich war Peter Parler der Enkel von Johannes oder dessen Bruder Rutger.[9]
Literatur
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- Johann Jakob Merlo: Meister Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 460.
- Max Hasak: Der Dom des heiligen Petrus zu Köln am Rhein. Berlin 1911, S. 83–98.
- Paul Clemen (Hrsg.): Der Dom zu Köln (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 6, Teil III). 2., vermehrte Auflage, Schwann, Düsseldorf 1938 (Nachdruck Düsseldorf Schwann 1980), ISBN 3-590-32101-6), S. 60.
- Herbert Rode: Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 557 f. (Digitalisat).
- Ingrid Münch: Johannes von Köln. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 886–888.
Einzelnachweise
- Andreas Huppertz: Die Künstlersippe der Parler und der Dom zu Köln, in: Hans Vogts (Hg.): Der Kölner Dom, Festschrift zur Siebenhundertjahrfeier 1248–1948, Köln 1948, S. 142
- Paul Clemen: Der Dom zu Köln (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, VI, III. Abteilung: Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln, Band I). Düsseldorf, 1937, S. 60.
- Marc Steinmann: Überlegungen zum gotischen Querschiff des Kölner Domes. In: Kölner Domblatt, Bd. 72, 2007, S. 137.
- Adolf Klein: Der Dom zu Köln. Die bewegte Geschichte seiner Vollendung. Köln 1980, S. 27. Andere Datierungen des Plans bei Marc Steinmann: Die Westfassade des Kölner Domes. Der mittelalterliche Fassadenplan F (Forschungen zum Kölner Dom 1), Köln, Verlag Kölner Dom, 2004. ISBN 978-3-922442-50-9 (um 1270/80) und Johann Josef Böker u. a.: Architektur der Gotik. Die Rheinlande. Ein Bestandskatalog der mittelalterlichen Architekturzeichnungen. Müry & Salzmann, Salzburg, 2013, Nr. 129. ISBN 978-3-99014-064-2 (um 1360) sowie vor allem Johann Josef Böker: Michael von Savoyen und der Fassadenriss des Kölner Domes, Köln 2018.
- Georg Dehio: Geschichte der Deutschen Kunst, Bd. 2. Das späte Mittelalter von Rudolf von Habsburg bis zu Maximilian I. Die Kunst der Gotik, Berlin 1930, S. 95f
- Robert Suckale: Datierungsfragen sind Verständnisfragen, Zur Einordnung der Kölner Domchorstatuen, in: Klaus Hardering (Hg.): Die Chorpfeilerfiguren des Kölner Domes, Kölner Domblatt 2012, S. 281ff
- Robert Suckale: Datierungsfragen sind Verständnisfragen, Zur Einordnung der Kölner Domchorstatuen, in: Klaus Hardering (Hg.): Die Chorpfeilerfiguren des Kölner Domes, Kölner Domblatt 2012, S. 284
- Robert Suckale: Datierungsfragen sind Verständnisfragen, Zur Einordnung der Kölner Domchorstatuen, in: Klaus Hardering (Hg.): Die Chorpfeilerfiguren des Kölner Domes, Kölner Domblatt 2012, S. 284
- Johann Josef Böker: Michael von Savoyen und der Fassadenriss des Kölner Domes, Köln 2018, S. 95