Johannes Zollikofer

Johannes Zollikofer v​on und z​u Altenklingen (* 29. Dezember 1633 i​n St. Gallen; † 23. April 1692 i​n Herisau) w​ar ein Schweizer reformierter Pfarrer.

Johannes Zollikofer, 1691

Leben und Wirken

Johannes Zollikofer v​on Altenklingen w​urde in St. Gallen geboren, e​r studierte i​n Zürich u​nd Basel. Als Zwanzigjähriger w​urde er a​ls deutscher Prediger n​ach Genf berufen. In Oxford u​nd Cambridge setzte e​r seine Studien fort.[1]

Als Diakon wirkte e​r in St. Leonhard u​nd St. Gallen, a​ls Pfarrer u​nd Kämmerer i​n Herisau i​n Appenzell Ausserrhoden.[2] Er w​ar Autor, Übersetzer u​nd Herausgeber mehrerer Bücher.

Darstellung von Herisau durch Matthäus Merian (aus Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae, 1654)

Zollikofer war, l​aut der Stemmatologia Sangallensis v​on Johann Jacob Scherrer (1653–1733) i​n den Jahren 1653 b​is 1692 Prediger, 1653–1654 deutscher Adjunkt i​n Genf, 1655–1655 deutscher Helfer i​n Amsterdam, 1657–1692 Synodalis, 1657–1666 Diakon z​u St. Leonhard, 1657–1692 Collega Disputat., 1657–1692 Collega music., 1660–1660 Bußner Coll. theol. I, 1665–1665 Bußner Coll. theol. II, 1666–1692 Pfarrer i​n Herisau, (der 13. n​ach der Reformation[3]), 1667–1692 Synodalis v​on Ausserrhoden, 1671–1692 Camerarius v​on Ausserrhoden u​nd 1684–1692 Ordinari Eherichter v​on Ausserrhoden.[4]

Blick in den Chor der Kirche Herisau, wo Zollikofer 1666–1692 predigte (Zustand 2011)

Zollikofers Predigt Der unseligen Unholden elender Zustand, gehalten a​m 5. Mai 1689 i​n Herisau, gedruckt i​m selben Jahr i​n St. Gallen, f​usst auf d​em Werk Magiologia. Christliche Warnung für d​em Aberglauben u​nd der Zauberei v​on Bartholomäus Anhorn d​em Jüngeren, i​n welchem e​ine kritische Darstellung magischer Praktiken erfolgt. Im Umfeld v​on Zollikofers Äusserungen erfolgten Hexenprozesse u​nd -tötungen.[5][6]

Sein 1691 i​n erster Auflage erschienener Himmlischer Weyhrauch-Schatz erlangte über 150 Jahre h​in Beliebtheit a​ls Erbauungsbuch.[7][8]

H. Johannes Zollikofer, Pfarrer lautet n​eben anderen d​ie Inschrift a​n einer 1679 gegossenen Glocke d​er Kirche Herisau.[9]

Familie

Johannes Zollikofer w​ar ein Sohn d​es Georg Zollikofer (1591–1634) u​nd der Judith Schobinger. Er heiratete a​m 3. November 1657 Catharina Gonzenbach (1631–1672), e​ine Tochter d​es Heinrich Gonzenbach u​nd der Sabina Zwicker. Er h​atte mit i​hr 1663 e​in Töchterlein, d​as ungetauft starb, u​nd 1665 e​ine Tochter Judith.

In zweiter Ehe heiratete e​r am 11. Juni 1672 Susanna Zollikofer (1644–1685 i​n Herisau), e​ine Tochter d​es Niklaus Zollikofer u​nd der Benigna Zollikofer u​nd hatte m​it ihr v​ier Kinder: Magdalena (1673–1700 i​n Amsterdam), Georg Niklaus (1676–1706 i​n Ostindien), d​en jung verstorbenen Johannes (* 1681) s​owie einen weiteren Johannes (* 1683).

In dritter Ehe heiratete e​r am 15. Juni 1686 Elisabeth Zollikofer (1656–1694), Tochter d​es David Zollikofer u​nd der Elisabeth Högger u​nd hatte m​it ihr d​rei Kinder: David (* 1688), Elisabeth (1690–1694) u​nd Gottlieb (1691).[4]

Johannes Zollikofers Neueröffneter, himmlischer Weihrauch-Schatz, oder vollständiges Gebet-Buch, für alle Zeiten, Anliegen und Stände. (9. Aufl., Reutlingen 1865)

Schriften (Auswahl)

  • Gottselige Gedancken Uber die Zierliche Ordnung die bey der Fürsehung und Regierung Gottes in allen unverhofften und beschwärlichen Zufällen zu verspüren ist: Allen betrübten Hertzen/ sonderlich zu diesen schwierigen und trübseligen Zeiten überauß trostlich/ nutzlich und erbaulich. Ursprünglich Von Herrn Johann Wilkins H. Schrifft Doctorn in Englischer Sprach beschrieben. Anjetzo aber Durch Johann Zollikoffer/ Dienern der Kirchen zu Herisau in das Hochteutsche mit allem Fleiß übersetzt. Emanuel König und Söhne, Basel 1672.
  • Gottselige Seelen-Ubung/ Zu heilsamer Niessung des H. Abendmahls/ : Da Die Heilsbegierige ... Seele wird vorbereitet …. Auß den Englisch- und Niederländischen Schrifften W. Pemple, S. Simonidis, Hils, &c. ... Zusammen gezogen/ und auffs neu übersehen und vermehrt Durch Johannem Zollikofer/ Pfarrer zu Herisau. König, Basel 1683.
  • Jährliche Monatlich- und Tägliche HaußUbungen Bestehende in XXXI. Morgen- XXXI. Mittag- XXXI. Abend-Ubungen über die Artickel des Christl. Glaub. Pflichte eines Christl. Lebes. Geschichte der Heil. Schrift. Jn Monats-Frist bequem und höchst nutzlich zu verhandlen/ da daß einem jeden Tag seine Ubungen gewidmet: Zum andern mahl übersehen / durch Johannem Zollikoffer/ Dienern am Heil. Wort GOttes und Cammerern zu Herisau. Da dann etliche Geistliche Gebätt in einer Christlichen Haußhaltung dienstlich am Ende beigefügt worden. König, Basel 1685.
  • Misera Lamiarum Sors. Oder Der unseligen Unholden Elender Zustand. : In einer Christlichen Warnungs-Predig [!] Auß Hertzbetrübt-gegebnem Anlaß Son[n]tags den 5. Mey/ im Jahr 1689. In der volckreichen Gemeinde Herisau Fürgetragen … St. Gallen 1689.
  • Christliche Hochzeit-Predig/ Von der Pflicht Gottsel. Eheleuhten: Fürgebildet In den Pflichten der Gläub. Seele gegen dem Him[m]lischen Bräutigam Jesu : Aus dem CXLV. Psalm/ 11. 12. vers. ; Bey Vermählung Des ... Jr. Jacob Christoff Scherers/ Mit Der ... Fr. Sabina Gontzenbachin ; Gehalten in Herisau den 2. Christmonat/ 1690. Hochreutiner, St. Gallen 1690. Digitalisat
  • Der Gläubigen Seele Höchste Glückseligkeit In der Gemeinschaft mit Christo Jesu : Fürgehalten In einer HochZeit-Predig Auß dem Hohe-Lied Salomons am II. Cap. 16. vers. Bey Vermählung Deß ... Herren Herman Höggers/ Mit Der ... Jungfr. Elßbeth Riethmänin. In Herisau den 6. Jenner 1691. Hochreutiner, St. Gallen 1691. Digitalisat
  • Neu-eröffneter himmlischer Weyhrauch-Schatz, oder, Vollständiges Gebett-Buch auff allerhand Zeiten, Anligen und Personen gerichtet, darbey ein begreifflicher Underricht zum Gebrauch des Heil. Abendmahls, Besuchung der Krancken und Zubereitung der zum Tod verurtheilten Personen, etc. sammt behörigen Gebeten. Emmanuel und Hans Georg König, Basel 1691. Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3Dj0o9AAAAcAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  • Himmlischer Freudenblick und einer Gläubigen Seele Vorgeschmack des Ewigen Lebens, 1677, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3DfZiAAAAcAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D

Literatur

  • Heidi Eisenhut: Religiöse Landschaft Appenzell. In: Appenzellische Jahrbücher 2011. S. 31f. Digitalisat.
  • Manfred Tschaikner: Die Zauberei- und Hexenprozesse der Stadt St. Gallen. UVK, 2003, S. 18.

Einzelnachweise

  1. Hans-Martin Stückelberger: Die appenzellische reformierte Pfarrerschaft seit dem Bestehen jeder reformierten Kirchgemeinde bis 1977. Herisau 1977. S. 30. Zitiert in: Christian Holziger (Hrsg.): Ulrich Bräker: Sämtliche Schriften, 5, Kommentar und Register. C. H. Beck/Haupt, 2010. S. 515.
  2. DNB.
  3. Gabriel Walser: Neue Appenzeller-Chronick oder Beschreibung des Cantons Appenzell. Weniger, St. Gallen 1740. S. 85. Online.
  4. Geneal-Forum.
  5. Siehe auch: Manfred Tschaikner, zitiert durch Achilles Waishaupt. In: ders. Hexenwahn im Appenzellerland – Vielfältige Deutungen über das Phänomen der Hexenverfolgung. In: St. Galler Tagblatt, 6. Juni 2007, Abs. 8–9. (Abgerufen am 14. September 2014.)
  6. Siehe auch Roger Fuchs: Geköpft oder lebendig verbrannt. In: St. Galler Tagblatt, 23. April 2011, Abs. 7f. (Abgerufen am 14. September 2014.)
  7. Neuauflagen: Thurneysen, Basel 1743; Basel 1757, Thurneysen, Basel 1758; dito 1787 und 1792, 1806; Rupp & Baur, Reutlingen 1841, 1842, 1846, 1851, 1857; Lipincott, Philadelphia 1848 und 1859. Ebenso auf Englisch: Fleming, Clarlisle 1833; Ashmead, Philadelphia 1836 und 1838; Martin & Lambert, New York 1838 und 1839 (Digitalisat); William C. Martin, New York 1846 (Digitalisat); Barnes & Noble, 2012, ISBN 978-1-4589-9526-1
  8. Rezension In: Hermann Reuter (Hrsg.): Allgemeines Repertorium für die theologische Literatur und kirchliche Statistik. S. 85, 86.
  9. Arnold Nüscheler-Usteri: Die Glocken, ihre Inschriften und Giesser, im Kanton Appenzell. In: Appenzellische Jahrbücher, 14 (1882), S. 10. doi:10.5169/seals-258450
Commons: Johannes Zollikofer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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