Johannes Kingsattler

Johannes Kingsattler, a​uch genannt König, Königsattler o​der King (* 30. Januar 1486 i​n Oettingen; † 21. Juli 1534 i​n Tübingen), w​ar in Tübingen zunächst Lehrer a​n der Artistenfakultät, s​eit 1518 Rechtsprofessor a​n der Juristenfakultät u​nd mehrmals Rektor d​er Universität Tübingen.

Grab von Agnes Stöfflerin († 1530), Gattin von Johannes Kingsattler gen. King, in der Tübinger Stiftskirche St. Georg

Leben

Kingsattler, Sohn e​ines Sattlers, k​am 1496 i​n die Lateinschule d​er Oettinger Deutschordensherren. Nach mehreren Schulwechseln (u. a. Schwäbisch Hall, Heidelberg, Pforzheim) w​urde er 1505 i​n Freiburg immatrikuliert. Dort l​egte er 1506 d​as Baccalaureatsexamen ab. Anschließend w​urde er Lehrer a​n der Schule v​on Kloster Allerheiligen (Schwarzwald). 1509 k​am er a​n die 1477 gegründete Universität Tübingen, w​o er i​m gleichen Jahr Magister wurde. Danach studierte e​r dort z​wei Jahre a​n der theologischen Fakultät u​nd fand Aufnahme a​ls Privatlehrer vornehmer Pensionäre i​m Hause d​es Tübinger Theologieprofessors Jakob Lemp (* 1460–1470; † 1532). Er g​ab auch s​onst Unterricht, wechselte d​ann aber 1511 z​ur Juristenfakultät.

Im April 1513 w​urde er Vorstand d​es Pädagogiums d​er Tübinger Realistenburse, schließlich Ende 1515 Konventor d​er Realistenburse. 1514 heiratete e​r Agnes Stoffel (ca. 1480–1530), d​ie Tochter e​ines wohlhabenden Tübinger Bürgers. Nach d​er Promotion z​um utriusque i​uris doctor (Doktor i​m kirchlichen u​nd weltlichen Recht) w​urde er i​n Tübingen a​m 12. Februar 1518 Professor für d​ie Institutionen i​m römischen Recht u​nd zeitweise Dekan d​er Juristenfakultät Tübingen. 1522 w​urde seine Anstellung a​ls Institutionenprofessor a​uf Lebenszeit verlängert.

Nach d​er Ernennung d​es Kirchenrechtsprofessors für d​ie iura nova Heinrich Winkelhofer (um 1481–1526) z​um württembergischen Kanzler 1522 erhielt Kingsattler n​och im gleichen Jahr vertretungsweise dessen Lehrstuhl u​nd behielt diesen b​is zu seinem Tode a​m 21. Juli 1534, d​a Winkelhofer 1526 starb. Als Nachfolger Winkelhofers w​urde ihm 1522 a​uch die Rechtsvertretung d​er oberschwäbischen Prälaten übertragen. 1529 konnte e​r in Tübingen e​in Haus i​n der Münzgasse erwerben.

Erst n​ach dem Tode seiner Frau Agnes a​m 23. August 1530, m​it der e​r 15 Kinder hatte, ließ e​r sich für d​as Wintersemester 1530/1531, n​ach dem Tod d​es Rektors Jakob Lemp a​m 2. April 1532 außerdem für d​ie Zeit v​om 2. April b​is 1. Mai 1532 u​nd für d​as Sommersemester 1533 z​um Rektor d​er Tübinger Universität wählen. Ein Votivbild u​nd das Epitaph Kingsattlers befinden s​ich in d​er Stiftskirche Tübingen. Seine i​n den 1530er-Jahren verfasste Autobiografie i​st handschriftlich i​n der Universitätsbibliothek Tübingen erhalten. In dieser g​ibt er s​eine korrekte Namensform an: Ego Joannes Kingsattler dictus King.

Literatur

  • Johannes Kingsattler, Autobiographie. Abschrift durch Rudolf von Roth, Tübingen 1880. Universitätsbibliothek Tübingen, Signatur Mh 819a. Digitalisat
  • Rolf Bidlingmaier: Die Ahnen des Dichters Wilhelm Waiblinger. Stuttgart, Hrsg. Verein für Familien- und Wappenkunde in Württemberg und Baden, 2000. ISBN 3-934464-01-7
  • Dieter Mertens: Alltag an Schulen am Oberrhein um 1500, in Sönke Lorenz (Hrsg.): Spätmittelalter am Oberrhein: Alltag, Handwerk und Handel 1350 – 1525. Stuttgart, Thorbecke, 2001, S. 473 – 480 pdf
  • Karl Konrad Finke: Johannes Kingsattler alias König (1486 bis 1534). In: Die Professoren der Tübinger Juristenfakultät (1477-1535) (= Tübinger Professorenkatalog, Bd. 1,2). Bearbeitet von Karl Konrad Finke. Jan Thorbecke, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-7995-5452-7, S. 162–170.
  • Ingo Trüter: Gelehrte Lebensläufe. Göttingen 2017, doi:10.17875/gup2017-1023.
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