Johann Thomasius
Johann Thomasius, auch: Matthias Jonsohn, Johannes Thomä, Johannes Thomas; (* 28. August 1624 in Leipzig; † 2. März 1679 in Altenburg) war ein deutscher Rechtswissenschaftler, Staatsmann und Dichter.
Leben
Geboren als Sohn des juristischen Konsulenten Michael Thomasius, war er der Bruder des Vaters von Christian Thomasius, Jacob Thomasius. Mit diesem hatte er 1640 ein Studium der Philosophie und Rechtswissenschaft an der Universität Wittenberg begonnen und jenes an der Universität Jena, sowie an der Universität Leipzig fortgesetzt. Im Anschluss wurde er Hofmeister und 1648 in Leipzig zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert.
1650 übernahm er eine Professur an der juristischen Fakultät der Jenaer Universität und ging 1652 als Rat an den Hof Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg. Für diesen hielt er sich 1653 als Gesandter auf dem Reichstag von Regensburg auf. Dort lernte er Marie Elisabeth (* 19. Sep 1635), die Tochter des Reichshofrates Johann Philipp von Bohn kennen und heiratete sie noch im gleichen Jahr in Regensburg. Aus dieser Ehe stammen 2 Söhne und 2 Töchter. Im Folgejahr war er bei der Krönung Leopolds I. zum Kaiser in Frankfurt/Main dabei und war ab 1659 für Sachsen-Altenburg wieder in Regensburg als Gesandter zum Ordinar-Deputationstag.
Nachdem in Regensburg 1663 der Reichstag eröffnet worden war, verblieb er in Regensburg nun auch als Gesandter für Sachsen-Coburg und Baden-Durlach bis 1668. Als Gesandter reiste er zum Kaiserhof nach Wien und wurde 1664 der führende Hofbeamte in Altenburg.
Seine Ehefrau Maria Elisabeth starb am 19. April 1664 im Alter von 28 Jahren in Regensburg bei der Geburt eines Kindes und wurde auf dem Kirchhof der Dreieinigkeitskirche (heute: Gesandtenfriedhof) begraben. Auf der Grabplatte findet sich die lateinische Fassung eines Gedichtes, das von ihrem Ehemann Johann Thomas verfasst worden war und 1672 in der dritten Ausgabe des von ihm unter Pseudonym verfassten Schäferromans (s. unten) in einer deutschen Fassung veröffentlicht wurde. Beide Fassungen des Gedichtes enden in geheimnisvollen Abkürzungen, die man als Eheversprechen über den Tod hinaus interpretieren kann.[1]
Nachdem Johann Thomas im Februar 1671 die Witwe Susanna des ihm bekannten Sachsen-Naumburgischen Gesandten Paul Hornigh (Hornigk) als 2. Ehefrau geheiratet und damit das der 1. Ehefrau Maria Elisabeth gegebene geheime Eheversprechen über den Tod hinaus gebrochen hatte, ließ er oberhalb der Grabstätte der 1. Ehefrau auf dem Gesandtenfriedhof in einer Mauernische ein reizvolles, heute leider arg beschädigtes Epitaph errichten. Das Epitaph zeigt die Büste seiner 1. Ehefrau, die seitlich rechts begleitende Frauenfigur trägt ein Taubenpaar als Symbol der Liebe. Bei der links begleitenden Frauenfigur ist das entsprechende, in der Hand getragene Symbol abgebrochen. Das Symbol könnte ein Buch gewesen sein, denn neben seinen akademischen Werken verdankt man Johann Thomas vor allem den in Frankfurt am Main 1663 unter Pseudonym erschienenen reizvollsten Schäferroman des Barock, den er unter dem Titel Matthiae Johnsohn Lisille veröffentlicht hatte[2]. Dieser erschien im gleichen Jahr auch als Raubdruck unter dem Titel Gedoppelte Liebes Flamme und wurde im Jahr 1672, also acht Jahre nach dem Tod seiner 1. Ehefrau, in einer dritten erweiterten Ausgabe als Damon und Lisillen Keuscher Liebes Wandel … herausgebracht. Im Roman werden die Situationen des Kennenlernens der Eheleute in Regensburg und des Ehelebens des Autors widergespiegelt. Aufgrund der pastoralen Inszenierung des Romans, hebt sich das Werk vom einfachen bürgerlichen Eheroman ab und wird so erst in seiner literarischen Aussage bedeutend.
Werkauswahl
- Tractatus de noxia animalium, Jena 1653
- Tractatus de aleatoribus, Jena 1651 (online – Internet Archive), Halle 1723
- Confessionem fidei orthodoxam, confessioni Jacobi Massenii oppositum
- Dissertationem juris publici de feudis oblatis, Leipzig 1687 (online – Internet Archive)
Literatur
- Walther Killy: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache (15 Bände). Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh / München 1988–1991 (CD-ROM: Berlin 1998, ISBN 3-932544-13-7)
- Albert Schumann: Thomä, Johannes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 59–61.
- Thomä, Johann, ein Rechts-Gelehrter. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 43, Leipzig 1745, Sp. 1495.
- Albrecht Klose und Klaus-Peter Rueß: Die Grabinschriften auf dem Gesandtenfriedhof in Regensburg. Regensburger Studien Band 22 Stadtarchiv Regensburg / Regensburg 2015 (ISBN 978-3- 943222-13-5)
- Albrecht Klose: Johannes Thomas. Der Verfasser des Romans Damon und Lisille EUPHORION, Zeitschrift für Literaturgeschichte; Band 109 Heft 3 S. 319 (2015)
Einzelnachweise
- (Begräbnisverzeichnis,pdf 608 kB), abgerufen am 23. Okt. 2020
- Karl Winkler: Ein lange vergessener Meisterroman des deutschen Barocks und sein Verfasser; in VHVO 94, 147-167; ISSN 0342-2518