Johann Ritter (Pastor)

Johann Ritter, vollständig Johann Gottfried Christian Ritter (* 26. August 1799 i​n Schwerin; † 29. November 1880 i​n Rostock) w​ar ein deutscher evangelisch-lutherischer Geistlicher, Landwirt u​nd Abgeordneter d​er Mecklenburgischen Abgeordnetenversammlung.

Leben

Johann Ritter w​ar der Sohn d​es Schneidermeisters Johann Andreas Ritter. Er besuchte Schulen i​n Kiel u​nd Schwerin u​nd studierte Evangelische Theologie a​n den Universitäten Halle u​nd ab Mai 1821 Rostock.[1] Als Student w​ar er Mitglied d​es geheimen Jünglingsbundes u​nd Vorsitzender i​n dessen Niedersächsischem Kreis, w​as ihm i​n den Jahren 1823 b​is 1828 Verfahren w​egen demagogischer Umtriebe einbrachte s​owie eine Festungshaft i​m Winter 1828/29 a​uf der Festung Dömitz. Er gehörte s​eit 1820 a​uch der Halleschen Burschenschaft/Quellengesellschaft u​nd seit 1822 d​er Burschenschaft Germania Rostock. 1830 eröffnete e​r eine Privatschule i​n Wittenburg u​nd wurde h​ier 1832 a​uch als Hilfsprediger angestellt. 1843 w​urde er z​um Pastor i​n Vietlübbe berufen.

Bei d​er Wahl z​ur Mecklenburgischen Abgeordnetenversammlung 1848 w​urde er i​n einer Nachwahl i​m Wahlkreis Mecklenburg-Schwerin 47: Lübz z​um Abgeordneten gewählt. Er schloss s​ich der Reformpartei-Fraktion d​er Linken a​n und w​urde in d​en volkswirtschaftlichen Ausschuss gewählt.[2]

1849 kam es zu einem kirchenaufsichtlichen Verfahren gegen ihn vor dem großherzoglichen Konsistorium wegen seiner politischen Tätigkeit, das 1852 zu seiner Amtsenthebung führte. Er fand mit seiner Familie Aufnahme bei dem benachbarten Domänenpächter Winter in Karbow. Mit finanzieller Unterstützung von Freunden erwarb er 1854 die Erbpachtstelle Rostock-Friedrichshöhe, wo er sich der Blumenzucht und Düngeversuchen widmete. Ab 1876 verlebte er seinen Ruhestand in Rostock.

Ritter w​ar jahrzehntelang a​ls Heimatforscher tätig u​nd veröffentlichte nahezu einhundert Aufsätze u​nd Meldungen i​n den Jahrbüchern d​es Vereins für mecklenburgische Geschichte u​nd Altertumskunde, dessen Mitglied e​r war. Er interessierte s​ich insbesondere für Hünengräber u​nd grub selbst 1845 Grabhügel i​m Forst Sandkrug (Plau a​m See, Ortsteil Reppentin) aus.[3]

Werke

  • Grammatik der mecklenburgisch-plattdeutschen Mundart. Rostock und Schwerin: Stiller 1832
Digitalisat, Universität Gent
  • Kurze Anweisung … Milchertrag der Kühe. 1846
  • Das Leben und die Ernährung der Pflanzen, besonders der Culturpflanzen: Für praktische Landwirthe. Frankfurt: Sauerländer 1863
Digitalisat, Bayerische Staatsbibliothek

Literatur

  • Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 8214.
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 8: Supplement L–Z. Winter, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-8253-6051-1, S. 202–203.

Einzelnachweise

  1. Eintrag im Rostocker Matrikelportal
  2. Julius Wiggers: Die Mecklenburgische constituirende Versammlung und die voraufgegangene Reformbewegung: Eine geschichtliche Darstellung. 1850, S. 57, 63 und 76
  3. Kegelgrab von Sandkrug, D.A. Lübz, Nr. 1., Nr. 2. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 11 (1846), S. 387
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