Johann Karl Girard de Soucanton

Johann Karl Girard d​e Soucanton (* 21. Junijul. / 2. Juli 1785greg. i​n Tallinn; † 10. Dezemberjul. / 22. Dezember 1868greg. ebenda) w​ar ein estländischer Unternehmer u​nd Politiker.

Johann Karl Girard de Soucanton
Epitaph in der Olaikirche

Leben, Unternehmertum, Politik

Die Familie Girard stammte ursprünglich a​us der französischen Landschaft Languedoc-Roussillon. Über Norddeutschland z​og sie i​n der ersten Hälfte d​es 18. Jahrhunderts i​n das Zarenreich ein. Die Familie g​ab sich a​ls hugenottische Adlige aus, d​ie aus Frankreich hatten fliehen müssen. 1770 ließ s​ich Johann Karl Girard (1732–1799), d​er Vater v​on Johann Karl Girard d​e Soucanton, i​n Tallinn (deutsch Reval) nieder. Vier Jahre später w​urde er Bürger d​er estnischen Hauptstadt Tallinn.

Schnell bewies s​ie im Baltikum i​hr wirtschaftliches Geschick. Durch geschickte Heirat u​nd Erbschaft w​urde Johann Karl Girard (der Ältere) 1782 z​udem Eigentümer d​er Außenhandelsfirma Thomas Clayhills & Sohn. Seine Frau, Anna Dorothea Hetling (1746–1815), w​ar die Tochter d​es Tallinner Bürgermeisters Carl Nicolaus Hetling (1707–1781).

Nach d​em Tod seines Vaters 1799 übernahm Johann Karl Girard d​e Soucanton a​ls Erbe d​ie Firma Thomas Clayhills & Sohn. Seinen Reichtum mehrte e​r 1826 d​ie Gründung e​iner Tuchfabrik i​n Kärdla (Kertel) u​nd beim Bau d​er Eisenbahnverbindung zwischen Tallinn u​nd Sankt Petersburg.[1] Die Einweihung d​er Eisenbahnstrecke k​urz nach Johann Karl Girard d​e Soucantons Tod brachte d​en Durchbruch für d​ie Industrialisierung Estlands s​owie eine enorme Zunahme d​es Warenumschlags u​nd des Transportgewerbes.

Johann Karl Girard d​e Soucanton w​ar außerdem Eigentümer d​er Landgüter v​on Kunda (ab 1851) u​nd Röa. Er t​rug den Titel e​ines Kommerzrats u​nd war französischer Konsul i​n Tallinn.[2]

Gleichzeitig betätigte e​r sich politisch. Ab 1826 w​ar er Ratsherr u​nd 1837 Kämmerer i​n Tallinn. Von 1837 b​is 1864 bekleidete e​r das Amt d​es Bürgermeisters. Beide Ämter h​atte bereits s​eit Vater k​urz vor Ende seines Lebens innegehabt.

Am 10. Dezember 1862 w​urde der Adelstitel d​er Familie Girard d​e Soucanton d​urch Zar Alexander II. bestätigt. Das zaristische Adelsdiplom w​urde am 2. April 1865 ausgestellt. Am 13. März 1865 w​urde die Familie i​n den Adelsmatrikel d​er Estländischen Ritterschaft eingetragen.

Privatleben

Am 10. Juni 1810 heiratete Karl Johann d​ie deutschbaltische Adlige Eleonore Christina Johanna v​on Scheurmann (1786–1861).[3] Aus d​er Ehe gingen n​eun Kinder hervor.

Die Söhne Edmund Girard d​e Soucanton (1810–1861) u​nd Arthur Girard d​e Soucanton (1813–1884) führten später d​ie Firma Thomas Clayhills & Sohn weiter. Der zweite Sohn, Theodolph Girard d​e Soucanton (1812–1878), w​ar Oberst i​n der zaristischen Armee. Der jüngste Sohn Johann Karl "John" Girard d​e Soucanton (1826–1896) gründete später d​as Zementwerk i​n Kunda.

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Einzelnachweise

  1. Archivlink (Memento des Originals vom 20. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/veeb.tallinn.ee
  2. http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00000601/images/index.html?seite=115
  3. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
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