Johann Justus Peter Schulze
Johann Justus Peter Schulze (* 1785 in Altenweddingen; † 1855) war preußischer Architekt und Stadtbaumeister in Halle (Saale).
Leben und Wirken
Johann Justus Peter Schulze wurde in Altenweddingen bei Magdeburg als Sohn eines Mühlenbesitzers geboren. Zunächst wurde er bis zu seinem 14. Lebensjahr vom Dorfkantor unterrichtet. Anschließend besuchte Schulze eine Kunstschule in Magdeburg. Im Alter von 17 Jahren studierte er in Magdeburg Baukunst und Mathematik.[1] 1803 machte er sein Examen als Feldmesser.
Nach der Ausbildung wurde Johann Justus Peter Schulze bei der Königlichen Kammer in Magdeburg als Baukondukteur angestellt. 1805 erfolgte seine Versetzung nach Halle, wo er den Bau dreier Mühlen in Trotha, Giebichenstein und Böllberg leitete. Weitere Bauprojekte hatte er in der Gegend des Harzes.
In den Befreiungskriegen war er ab 1814 Leutnant und Festungsbauingenieur. Nach dem Ende der Kriege kehrte Johann Justus Peter Schulze 1817 nach Halle zurück. Dort baute er unter anderem die Schleuse Böllberg und Schleuse Planena. Im Jahr 1822 wurde er zum Stadtbaumeister. Zwei Jahre später wurde er Bürger der Stadt. Weiterhin war er Landesbauinspektor. In dieser Funktion war er außer für die Stadt Halle auch für den umliegenden Saalkreis, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und die Franckeschen Stiftungen zuständig.[2] Seine Pläne für ein neues Hauptgebäude der Universität (1824) wurden verworfen.[1]
1851 ging Johann Justus Peter Schulze in den Ruhestand. Nachdem er 1855 verstarb, wurde er auf dem Stadtgottesacker in Halle beerdigt.[2]
Bauwerke
Erhaltene Bauwerke
- Hospital St. Cyriaci et Antonii in Halle (Saale) (1825 bis 1826; 1928 bis 1929 durch Wilhelm Jost stark verändert)[3]
- Kirche St. Lucia und Ottilie in Höhnstedt (1830 bis 1832; neugotisch an den Tudorstil angelehnt)[4]
- Universitätsklinik am Domplatz in Halle (Saale) (1839 bis 1840; ab 1883 Zoologie der Universität; heute Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen)[5][1]
Nicht erhaltene Bauwerke
- Logenhaus Halle (1822 bis 1824)[6][1]
- Brunnenbecken am Marktplatz (1823[2][1]) – die gusseisernen Löwen (1828 von Johann Gottfried Schadow) wurden 1868 vor dem Universitätshauptgebäude aufgestellt[7]
- Schützenhaus der Stadtschützengesellschaft beim Leipziger Turm in Halle (Saale) (1823)[2]
- neugotische Umbauung des Roten Turms in Halle (Saale) (1824 bis 1826)[8]
- Stadttheater am Joliot-Curie-Platz in Halle (Saale) (1830er Jahre; 1884 bis 1886 durch Nachfolgebau, das heutige Opernhaus Halle ersetzt[9])[1]
- Post am Joliot-Curie-Platz in Halle (Saale) (1838 bis 1840[1]; 1892 bis 1898 durch Nachfolgebau ersetzt[10])
Vermutlich nicht erhaltene Bauwerke
- Mühle in Halle-Böllberg[2] (1858 durch Louis Hildebrand erworben und in den Jahren 1875 und 1876 nach einem Brand neugebaut[11])
- Mühle in Halle-Giebichenstein[1][2] (unklar, was damit gemeint ist)
- Mühle in Halle-Trotha[2] (später stark umgebaut)
- Mühle in Halle-Kröllwitz[1] (später mehrfach stark umgebaut, da zunächst Papiermühle, dann Papierfabrik, heute Wohnungen)
- Schleuse Alsleben[1] (in den 1930er Jahren stark umgebaut)
- Schleuse Halle-Böllberg[2] (nicht vom Umbauplan der 1930er Jahre betroffen – dennoch unwahrscheinlich, dass noch historische Bausubstanz vorhanden)
- Schleuse Halle-Trotha[1] (nicht vom Umbauplan der 1930er Jahre betroffen – dennoch unwahrscheinlich, dass noch historische Bausubstanz vorhanden)
- Schleuse Halle-Planena[2] (1816 bis 1820; nicht vom Umbauplan der 1930er Jahre betroffen[12] – dennoch unwahrscheinlich, dass noch historische Bausubstanz vorhanden)
Literatur
- o. A.: Halles vergessener Baumeister – Johann Justus Peter Schulze. In: Hallesche Immobilienzeitung 71 (März 2018), Seite 4–5.
- Holger Brülls, Thomas Dietzsch: Architekturführer Halle an der Saale. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-496-01202-1.
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt II. Regierungsbezirke Dessau und Halle. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1999.
- Silvia Zöller: Halles unbekannter Baumeister: Kein Geld für großen Prunk am Bau. In: mz.de. Mitteldeutsche Zeitung, 29. Oktober 2016, abgerufen am 12. Dezember 2021.
Weblinks
Einzelnachweise
- Silvia Zöller: Halles unbekannter Baumeister: Kein Geld für großen Prunk am Bau. In: mz.de. Mitteldeutsche Zeitung, 29. Oktober 2016, abgerufen am 12. Dezember 2021.
- Halles vergessener Baumeister, Seite 5
- Brülls/Dietzsch, Seite 164.
- Dehio, Seite 327.
- Brülls/Dietzsch, Seite 53.
- Brülls/Dietzsch, Seite 67. Die Bauten von Schulze 1867 (Westflügel) bzw. 1887 (Ostflügel) beseitigt.
- Brülls/Dietzsch, Seite 44.
- Brülls/Dietzsch, Seite 3. Im Zweiten Weltkrieg durch Artillerietreffer beschädigt, nach 1945 abgerissen, 1976 durch neue Umbauung ersetzt, die mittlerweile auch wieder abgerissen wurde.
- Brülls/Dietzsch, Seite 82.
- Brülls/Dietzsch, Seite 84.
- Brülls/Dietzsch, Seite 187.
- Schleusenwärterhaus der Familie Richter in Planena, erbaut 1831. In: ammendorf.de. Juni 2019, abgerufen am 12. Dezember 2021.