Johann Gottlieb Wolstein

Johann Gottlieb Wolstein (auch: Johann Friedrich Wolstein; * 14. März 1738 i​n Flinsberg, Schlesien; † 2. Juli 1820 i​n Altona[1]) w​ar ein deutscher Mediziner. Er g​ilt als Begründer d​er Tierheilkunde i​m deutschsprachigen Raum.

Johann Gottlieb Wolstein

Leben

Wolstein studierte a​b 1760 i​n Wien Chirurgie, Geburtshilfe u​nd Medizin, besuchte a​b 1769 e​ine Veterinärschule i​n Paris u​nd vertiefte s​eine Kenntnisse d​urch Reisen n​ach England, Holland, Dänemark u​nd Preußen. 1775 i​n Jena promoviert, kehrte e​r anschließend n​ach Wien zurück u​nd entwarf a​uf Befehl Kaiser Josephs II. d​en Plan e​ines „Thierhospitals“ (aus d​em später d​ie Veterinärmedizinische Universität Wien hervorging), d​as er s​eit seiner Ernennung z​um Professor 1777 leitete. 1794 w​urde er w​egen seiner Zugehörigkeit z​u einer Freimaurerloge u​nd seiner Unterstützung für d​ie Französische Revolution verhaftet u​nd zu z​wei Jahren Festungshaft verurteilt, n​ach fünf Monaten jedoch entlassen u​nd des Landes verwiesen. Ab 1795 praktizierte e​r in Altona u​nd gab a​b 1797 zusätzlich unentgeltlichen Unterricht a​n der v​on Lucas Andreas Staudinger begründeten Landwirtschaftsschule i​n Flottbek. Seit 1799 w​ar er Mitglied d​er Patriotischen Gesellschaft, w​urde in mehrere Akademien u​nd Fachgesellschaften gewählt u​nd 1813 m​it dem Dannebrogorden geehrt.

Wolstein s​tand während d​er Beisetzung v​on Friedrich Gottlieb Klopstock m​it Johann Daniel Lawaetz, Friedrich Johann Jacobsen u​nd Masius Johann Feldmann a​ls Ehrenbegleiter a​m Grabe.[2] 1807 w​urde Wolstein z​u einem v​on 60 auswärtigen Mitgliedern d​er medizinisch-chirurgischen Gesellschaft i​n Paris gewählt.[3] 1806 w​urde Wolstein i​n das Schleswig-Holsteinische Sanitätskollegium berufen.

Johann Gottlieb Wolstein h​atte 1789 Justine Catharina Eleonora Helmrich (1757(?)–1840) geheiratet. Sie stammte a​us Celle.

Ehrungen

1958 w​urde der Wolsteinkamp i​n Hamburg-Groß Flottbek n​ach ihm benannt.

Werke

  • Unterricht für Fahnenschmide, über die Verletzungen, die den Pferden durch Waffen zugefügt werden. Kurzböck, Wien 1779 (Digitalisat)
  • Anmerkungen über die Viehseuchen in Oesterreich : Nebst einer Abhandlung gegen das Umbringen der Thiere in Seuchen. Kurzbeck, Wien 1782 (Digitalisat)
  • Das Buch von Viehseuchen für Bauern. Kurzbeck, Wien 1783 (Digitalisat)
  • Die Bücher der Wundarzney der Thiere. Mathias Andreas Schmidt, Wien 1784 (Digitalisat)
  • Anmerkungen über das Aderlassen der Menschen und der Thiere. Trummers Witwe, Wien 1791 (Digitalisat)
  • Das Buch von den Seuchen und Krankheiten des Hornviehes, der Schaafe und der Schweine für die Einwohner auf dem Lande. Johann Georg Binz, Wien 1798 (Digitalisat)
  • Belehrung der Landleute über die Zeichen und Ursachen der Hornvieh-Seuchen. Hamburg 1799 (Digitalisat)
  • Über die Leisten- und Nabelbrüche der Menschen und Thiere. Wien 1799 (Digitalisat)
  • Über das Paaren und Verpaaren der Menschen und Thiere nebst einer Abhandlung über die Krankheiten, die aus der Verpaarung entstehen. Hammerich, Altona 1815.

Porträts

Literatur

  • Hans-Werner Engels: Wolstein, Johann Gottlieb. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 4. Wallstein, Göttingen 2008, ISBN 978-3-8353-0229-7, S. 389–389.
  • Wolstein (Johann Gottlieb). In: Berend Kordes: Lexikon der jetzt lebenden Schleswig-Holsteinischen und Eutinischen Schriftsteller. Schleswig 1797, S. 397 ff. (Nach Georg Wilhelm Schrader in David Busch: Teutsche Zeitschrift ... (Fußnote) „... selbst verfasste Skizze seines Lebens ...“)
  • Georg Wilhelm Schrader: Kurze Lebensbeschreibung von Johann Gottlieb Wolstein. In: David Busch: Teutsche Zeitschrift für die gesammte Thierheilkunde, 2. Band, 4. Heft, Johann Christian Krieger, Kassel 1831, S. 79 ff.
  • Christa Mache, Ilona Mages, Doris Reinitzer: Provenienzforschung an der Veterinär-Medizinidchen Univerditätdbibliothek Wien. In: Bruno Bauer, Christina Köstner-Pemsel, Markus Stumpf (Hrsg.): NS-Provenienzforschung an österreichischen Bibliotheken. Anspruch und Wirklichkeit (Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 10). Wolfgang Neugebauer, Graz-Feldkirch 2011, S. 307–312 PDF.
  • Julius Pagel: Wolstein, Johann Gottlieb. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 166 f.
  • Ch. Stanek, Christa Mache: Zur Frühgeschichte der Wiener tierärztlichen Bildungsstätte. Johann Gottlieb Wolstein (1738–1820), Familie und soziales Umfeld. In: Vereinigung Sudetendeutscher Familienforscher VSFF eV (Hg.): Sudentendeutsche Familienforschung. Band IX, Heft 6, Dezember 2005, S. 209 ff., ISSN 0943-8807 PDF
  • Johann Gottlieb Wolstein im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien

Einzelnachweise

  1. Anzeige im Staats und gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten vom Sonnabend, den 15. Juli 1820, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3DuYspAAAAYAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA197~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  2. Hamburg und Altona. 2. Jg., 2. Bd., Friedrich Hermann Nestler, Hamburg 1803, S. 237 ff. Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3DwiRGAAAAcAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA237~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  3. Intelligenzblatt vom 6. Juni 1807 der Neue Leipziger Literaturzeitung, 2. Band 1807, S. 410 Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3DJQFQAAAAYAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D%3DRA2-PA409~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  4. Zitat: Sein Bild ist in Steindruck erschienen, gezeichnet von Bundsen. In: Georg Wilhelm Schrader: Kurze Lebensbeschreibung von Johann Gottlieb Wolstein. In: David Busch (Hg.): Teutsche Zeitschrift für die gesammte Thierheilkunde, 2. Band, 4. Heft, Johann Christian Krieger, Kassel 1831, S. 86
Wikisource: Johann Gottlieb Wolstein – Quellen und Volltexte
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