Johann Gerhard König
Johann Gerhard König (auch Koenig oder Kønig und John Gerhard) (* 29. November 1728 in Lemenen (Ungerhof) bei Kreutzburg, Polnisch-Livland; † 26. Juni 1785 in Jaganathpatam, Andhra Pradesh, Indien) war ein baltendeutscher Botaniker und Arzt. Sein botanisches Autorenkürzel lautet „J.Koenig“; früher war auch das Kürzel „J.G.Koenig“ in Gebrauch.
Leben und Wirken
König begann seinen Lebensweg als Apothekerlehrling in Riga.[1] 1748 wurde er Apotheker-Gehilfe in Sorø, dann in Viborg (Dänemark) und Karlskrona. 1757–59 studierte er Naturwissenschaften in Uppsala, danach an der Universität Kopenhagen, wobei er gleichzeitig am Frederikshospital arbeitete. Er wurde mit der Sammlung von Naturalien, besonders Pflanzen, für die „Flora Danica“ beauftragt, 1764 war er auf Bornholm und 1765–66 auf Island tätig. Anschließend nahm er ein Medizinstudium in Kopenhagen auf, das er 1767 als cand. med. abschloss.[2] Im gleichen Jahr ging er für acht Jahre als Missionsarzt im Dienst der Dänisch-Halleschen Mission nach Tranquebar und trat 1775 als Naturforscher in den Dienst des indischen Herrschers in Thanjavur Tullasu Rasa (1734 - 1787).[3][4]
Er unternahm Forschungsreisen in Südostasien. König korrespondierte mit Carl von Linné. Am Werk Observationes botanicae des schwedischen Botanikers Anders Jahan Retzius arbeitete er mit (Fasc. 3, 1783 und Fasc. 6, 1791). König beschrieb viele Pflanzen, die im Ayurveda verwendet werden.
Das Tagebuch seiner Reise von Indien durch Siam nach Malakka, das erst 1894 in Auszügen gedruckt erschien[5], ist auch für Historiker eine Fundgrube. Es handelt sich um einen der wenigen Berichte von Ausländern aus 1. Hand über Siam zur Zeit von König Taksin. Unter anderem berichtet J. G. König von den Zerstörungen und Plünderungen in Ayutthaya, die nicht, wie es in der offiziellen thailändischen Geschichtsschreibung noch heute heißt, alleine von den Birmanen, sondern vielmehr zu einem erheblichen Teil der eigenen Bevölkerung anzulasten war. Damit bestätigte er zeitgenössische Berichte von Missionaren, die die Einnahme von Ayutthaya selbst miterlebt hatten[6].
Im Jahr 1772 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt. 1784 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Russische Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg aufgenommen.[7] Außerdem war er Mitglied der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin[8]
Ehrungen
Die Pflanzengattung Koenigia L. aus der Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae) ist zu seinen Ehren benannt worden.[9] Ebenso wurde die Art Bergera koenigii L. nach ihm benannt.
Quellen
- Johann Friedrich von Recke und Karl Eduard von Napiersky: König (Johann Gerhard). In: Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrten-Lexikon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland. 2. Band, Mitau 1829, S. 478–481 (Digitalisat)
- Robert Zander: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. Hrsg. von Fritz Encke, Günther Buchheim, Siegmund Seybold. 13., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 1984, ISBN 3-8001-5042-5.
Literatur
- Michael Sterll: Life and Adventures of Johann Gerhard König (1728-1785). A Phantom of the Herbaria. In: Rheedea 18 (2008), S. 111–129
- A.B. Rendle: Johann Gerhard König. In: Journal of Botany 71 (1933), S. 143–153, 175–187
Weblinks
- Autoreintrag und Liste der beschriebenen Pflanzennamen für Johann Gerhard König beim IPNI
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Johann Gerhard König. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- Linnean herbarium
- Tranquebar and its History, PMC 1251641 (freier Volltext)
Einzelnachweise
- Kulturportal West-Ost
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Johann Gerhard König. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- Nico Geisen: Das soziale Leben der Naturdinge. Der Naturalienhandel im Rahmen der Dänisch-Halleschen Mission in Tranquebar (1767–1813), Berlin 2020
- Brigitte Hoppe: Kulturaustausch zwischen Europa und Indien auf wissenschaftlicher Grundlage im frühen pietistischen Missionswerk, in: Der Bologna-Prozess... Abhandlungen der Humboldt-Gesellschaft, Juni 2009
- Dr. J. G. Koenig: "Journal of a Voyage from India to Siam and Malacca in 1779. Translated from his Manuscripts in the British Museum" - Journal of the Straits Branch of the Royal Asiatic Society No. 26 (January, 1894). Singapore 1894, 58 ff.
- Barend Jan Terwiel: ใครทําลายกรุงเก่า (Thai: khrai tham lai krung kao: Who destroyed the old capital?): ศิลปวัฒนธรรม (Thai: Sinlapa Watthanatham), Vol. 6 (1985), No. 11, 60-64.
- Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724. Johann Gerhard (Georg) Koenig. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 6. September 2015 (englisch).
- Nico Geisen: Das soziale Leben der Naturdinge. Der Naturalienhandel im Rahmen der Dänisch-Halleschen Mission in Tranquebar (1767–1813), Berlin 2020
- Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin Berlin 2018.