Johann Christoph Wolf

Johann Christoph Wolf (* 21. Februar 1683 i​n Wernigerode; † 25. Juli 1739 i​n Hamburg) w​ar ein deutscher Theologe u​nd Polyhistor.

Johann Christoph Wolf, Gemälde in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
Eintrag von Johann Christoph Wolf im Album amicorum von Johann Friedrich Behrendt, 1736

Leben

Wolf besuchte in Hamburg, wohin sein Vater Johann Wolf als Hauptpastor an der Nikolaikirche berufen worden war, das Johanneum und das Akademische Gymnasium. 1703 schrieb er sich in der Universität Wittenberg ein und spezialisierte sich auf orientalische Sprachen und Literatur. Ein Jahr später legte er das Magisterexamen ab. Es folgte eine Zeit, in der Wolf häufig den Aufenthalt wechselte. Er hielt zunächst Vorlesungen in Wittenberg, kehrte dann aber nach Hamburg zurück und nahm das Konrektorat der Lateinschule in Flensburg an. Dazwischen unternahm er Reisen in die Niederlande, England und Dänemark. 1710 wurde Wolf, der einen guten Namen als Orientalist erworben hatte, erneut nach Wittenberg als Adjunkt und späterer als außerordentlicher Professor der Philosophie berufen. Zwei Jahre später nahm er die Professur für Orientalische Sprachen am Gymnasium seiner Heimatstadt an, um 1716 schließlich als Hauptpastor an die Katharinenkirche zu wechseln. Auch in diesem Amt fand er Zeit für seine wissenschaftliche Tätigkeit. Wolf baute sich eine große Bibliothek von 25.000 Bänden, Büchern und orientalischen Manuskripten auf. Unter anderem erwarb er die Sammlung des Frankfurter Ratsherrn Zacharias Konrad von Uffenbach.

Seine Bibliothek vermachte e​r der Hamburger Stadtbibliothek, d​eren Bestand s​ich damit verdoppelte. Seine Sammlung v​on Gelehrtenbriefen, d​ie sein Bruder, d​er Philologe Johann Christian Wolf, n​och ergänzte, gelangte ebenfalls i​n die Stadtbibliothek. Sie umfasst 40.000 Briefe i​n 200 Bänden.[1]

Sein bedeutendstes Werk i​st die Bibliotheca Hebraea, Hamburg 1715–33, über d​ie hebräische Literatur. Seine Aussagen über d​en Talmud bleiben für eineinhalb Jahrhunderte maßgeblich.[2]

Seit 1712 w​ar er auswärtiges Mitglied d​er Königlich Preußischen Sozietät d​er Wissenschaften.[3]

Nach d​em Tod d​es Bruders errichtete d​er Hamburger Senat beiden Gelehrten e​in Kenotaph i​n der Stadtbibliothek n​ach einem Entwurf d​es schwedischen Bildhauers Johann Wilhelm Manstadt.

Schriften

  • Bibliotheca hebraica. Hamburg 1683. Erw. in 4 Bdn. 1715–23. Forts, von Hermann Friedrich Köcher: Nova Bibliotheca hebraica. 2 Bde. Jena 1783–84.
  • De mythica moralia tradendi ratione nov-antiqua. Diss. 1 u. 2 Wittenberg 1704.
  • דעת ספרי שרשים sive Historia lexicorum hebraicorum, quae tam a Judaeis quam Christianis ad nostra usque tempora in lucem vel edita, vel promissa sunt, vel in Bibliothecis adhuc latentia deprehenduntur. Wittenberg 1705 (Digitalisat).
  • Manichaeismus ante Manichaeos, et in Christianismo redivivus. Hamburg 1707.1710. Repr. Leipzig 1970.
  • Absurda Hallensia oder die irrigen und ungereimten Meinungen, welche die Herren Theologi in Halle in ihrem Hertzen hegen, s. l. 1707
  • Ed.: Casauboniana. Hamburg 1710.
  • Carcerem cruditorum museum. Diss. Wittenberg 1710. 1718
  • De atheismo falso suspectis. Diss. Wittenberg 1710.1717
  • Anecdota Graeca, sacra et profana. 4 Bde. Hamburg 1722–24. Forts, von Johann Christoph Köcher: Analecta philotogica et exegetica. Altenburg 1766
  • Curae philologicae et criticae. 4 Bde. Bd. 1. in IV SS. Evangelia et Actus Apostolicos. Bd. 2. in IV. priori S. Pauli Epistolas Bd. 3. in X. posteriores S. Pauli Epistolas Bd. 4. in SS. Apostolorum Jacobi Petri Judae et Joannis Epistolas huiusque Apocal. Hamburg 1725–35. In 5 Bde. Basel 1741 (Digitalisat).
  • Conspectus supellectilis epistolicae et literariac manu exaratae quae exstat apud J. Ch. Wolfium. Hamburg 1736 [Katalog der Hss. u. des Uffenbachschen Briefcorpus in Wolfs Bibliothek]
  • Supellex epistolica Uffcnbachii et Wolfiorum: Katalog der Uffenbach-Wolfschen Briefsa. 2 Bd. Ed. N. Krüger. Hamburg 1978 (Kataloge der Hss. der StUB Hamburg, VIII)

Literatur

  • Carl Bertheau: Wolf, Johann Christoph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 545–548.
  • Wolf, Johann Christoph, Pastor zu St. Catharinen. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 58, Leipzig 1748, Sp. 752–764.
  • Moritz Steinschneider: Bibliographisches Handbuch über die theoretische und praktische Literatur für hebräische Sprachkunde, Leipzig 1859 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  • Moritz Steinschneider: Catalog der hebräischen Handschriften in der Stadtbibliothek zu Hamburg und der sich anschliessenden in anderen Sprachen. O. Meissner, Hamburg 1878, S. 2730.
  • Julius Fürst: Bibliotheca Judaica – Bibliographisches Handbuch umfassend die Druckwerke der jüdischen Literatur einschliesslich der über Juden und Judenthum veröffentlichten Schriften. W. Engelmann, Leipzig 1863, Teil III, S. 528.
  • Herbert Jaumann: Handbuch Gelehrtenkultur der Frühen Neuzeit. de Gruyter, Berlin / New York 2004, ISBN 3-11-016069-2, ISBN 978-3-11-016069-7, S. 708.
  • Johann Heinrich Höck: Bilder aus der Geschichte der Hamburgischen Kirche seit der Reformation. Hamburg 1900.
  • Robert Naumann (Hrsg.), Friedrich Lorenz Hoffmann, Serapeum: Zeitschrift für Bibliothekwissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Literatur, 24. Jg., Verlag C. P. Melzer, Leipzig 1863, S. 321 ff. (online).
Commons: Johann Christoph Wolf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Autographensammlungen der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (Memento des Originals vom 3. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sub.uni-hamburg.de, via HANS-Katalog (Memento vom 20. Oktober 2013 im Internet Archive)
  2. Crawford Howell Toy, Joseph Jacobs: Wolf, Johann Christoph. In: Jewish Encyclopedia
  3. Mitglieder der Vorgängerakademien. Johann Christoph Wolf. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 29. Juni 2015.
VorgängerAmtNachfolger
Johann VolckmarHauptpastor an St. Katharinen zu Hamburg
1716–1739
Johann Ludwig Schlosser
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