Johann Christoph Friedrich Götschel

Johann Christoph Friedrich Götschel (* 8. Dezember 1768 i​n Bayreuth; † 8. Februar 1812 i​n Eutin) w​ar ein deutscher evangelisch-lutherischer Geistlicher. Von 1799 b​is zu seinem Tod 1812 w​ar er d​er Leitende Geistliche i​m Fürstbistum Lübeck/Fürstentum Lübeck.

Johann Christoph Friedrich Götschel (1793)

Leben

Johann Christoph Friedrich Götschel w​ar Sohn e​ines Steuereinnehmers i​n Bayreuth. Er besuchte d​as Gymnasium Christian-Ernestinum u​nd studierte a​b 1786 Evangelische Theologie a​n der Universität Erlangen. Ab 1788 w​ar er daneben Collaborator a​m Gymnasium Fridericianum Erlangen. 1790 w​urde er Magister.

Michaelskirche in Prag

Im selben Jahr berief i​hn die protestantische deutsche Civil-Gemeinde i​n Prag a​uf Empfehlung v​on Georg Friedrich Seiler z​u ihrem Pfarrer. Hier w​urde er Senior u​nd ab 1. Juli 1798 Superintendent d​er Evangelischen Superintendentur A. B. Böhmen. 1791 konnte e​r die 1787 i​m Zuge d​es Josephinismus säkularisierte Michaelskirche a​ls erstes eigenes Gotteshaus d​er Gemeinde einweihen.[1] Die Gemeinde erreichte e​ine Ausnahmegenehmigung v​on den Bestimmungen über Toleranzkirchen, d​ass die Kirche i​hren Turm behalten konnte. 1796 g​ab er e​ine erweiterte Neuauflage d​es Gesangbuchs heraus, d​ie bis 1843 i​n Gebrauch war.

1799 ernannte i​hn Fürstbischof Peter Friedrich Ludwig a​ls Nachfolger v​on Jacob Leonhard Vogel z​um Hauptpastor i​n Eutin, Konsistorialrat u​nd Superintendenten d​es Fürstbistums. Zu seiner Amtseinführung h​ielt Friedrich Leopold z​u Stolberg-Stolberg e​ine Rede, d​ie auch gedruckt wurde.[2]

In seine Amtszeit fällt die Säkularisierung des Fürstbistums nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 zum Fürstentum Lübeck. Er starb erst 43-jährig und soll zuletzt erblindet gewesen sein.[3]

Werke

  • De Moralitate Ejusque Gradus Imputatione. Erlangen 1788
  • De Interpretatione Loci 1 Cor. XI, 10. Erlangen 1788
  • Mythologiae Pindaricae Specimen : Cuius Sectionem Priorem Praeside Viro Illustri Amplissimo Doctissimo Theophilo Christoph. Harles Philosoph. Doct. Sereniss. Princ. A Consil. Aul Rhetor. Ac Poeseos P. P. O. Semin. Philolog. Direct Biblioth. Academ. Praef. Gymnas Ill Erlang. Scholarcha Fautore Suo Ac Praeceptore In Aeternum Pie Colendo Die II. Mart. MDCCXC. Erlangen: Kunstmann 1790
Digitalisat
  • Predigt und Gebete an dem auf allerhöchsten Befehl angestellten allgemeinen Bettag für siegreiche Endigung des Krieges. Prag: Rokos 1794
Digitalisat, UB Göttingen
  • Sammlung derjenigen Gebete, welche bei den sonntäglichen Gottesverehrungen der Prager protestantischen deutschen Civil-Gemeinde gebraucht werden. Prag: Verfasser 1797
  • Liturgische Auffsätze : Nebst einer Nachricht über die hieländischen liturgischen Einrichtungen. Prag: Widtmann 1798
  • M.J.C.F. Götschel's Superintendenten des Hochstifts Lübeck, Consistorialraths, und Hauptpastors an der Eutiner Stadt- und Collegiatkirche Predigt beim Antritte des Hauptpastorats in Eutin : am 8. December 1799. Eutin: Struve 1799
Digitalisat

Literatur

  • Heinrich Döring: Die gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert. Nach ihrem Leben und Wirken dargestellt. Band 1, Johann Karl Gottfried Wagner, Neustadt an der Orla 1831, S. 505f
  • D. L. Lübker: Lexicon der Schleswig-Holstein, Lauenburg und Eutinischen Schriftsteller von 1796 bis 1828. Altona 1829, S. 191f Nr. 389

Einzelnachweise

  1. Karl Eckardt: Geschichte der vereinigten deutschen evangelischen Gemeinde A. B. und H. B. in Prag: zur Erinnerung an die hundertjährige Jubelfeier der deutschen evangelischen Kirche St. Michael. Prag: Haase 1891, S. 55. Die Kirche gehört heute der altlutherischen Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der Tschechischen Republik (ECAV CZ)
  2. Rede gehalten bey der Einführung des Fürst-Bischöfl. Lübeckischen Herrn Superintendenten M. Joh. Christ. Fried. Götschel als Hauptpredigers in Eutin am 8. Dezember 1799. Eutin: Struve 1799
  3. Josef Ružička: Diplomatische Geschichte der deutschen evangelischen Gemeinde Augsburgischer Confession, so wie ihres Bethauses und ihrer Schule in der königlichen Hauptstadt Prag, nebst einem biographischen Album sämmtlicher Prediger der genannten Gemeinde. Prag: Haase 1841, S. 138
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