Johann Baptist Hainzel

Johann Baptist I. Hainzel v​on Degelstein o​der Degerstein (* 26. Juni 1524 i​n Augsburg; † 27. Oktober 1581 i​n Augsburg) w​ar Bürgermeister d​er Stadt Augsburg u​nd Gründer e​ines protestantischen Kollegiums für a​rme Schüler d​es Gymnasiums b​ei St. Anna.

Leben

Johann Baptist Hainzel w​ar der Sohn d​es Zunftmeisters u​nd Bürgermeisters Hans V. Hainzel u​nd der Katharina Welser.[1] Die Familie nannte s​ich weiterhin n​ach dem Ansitz Degelstein b​ei Lindau, d​en sie 1333 a​ls St. Galler Lehen erhalten u​nd bereits 1360 wieder veräußert hatte.[2]

Johann Baptist Hainzel wirkte 1556 b​is 1567 a​ls Steuerherr, d​azu 1558 b​is 1567 a​ls Bürgermeister d​er Stadt Augsburg, w​ar 1568 b​is 1581 Mitglied d​es Geheimen Rats u​nd hatte d​as Amt d​es evangelischen Oberkirchen- u​nd Schulpflegers inne. Seine humanistische Bildung h​atte er während seines Studiums a​n den Universitäten v​on Basel, Tübingen, Wittenberg (Immatrikulation Oktober 1542), w​o er e​nge Kontakte m​it Martin Luther u​nd Philipp Melanchton pflegte, u​nd 1545 b​is 1549 während e​iner Bildungsreise i​n Italien erworben.[3] Auf dieser Reise w​urde er v​on seinem Bruder, d​em späteren Astronomen u​nd Bürgermeister Paul Hainzel, u​nd dem gemeinsamen Freund u​nd späteren Arzt Johannes Crato begleitet.

Johann Baptist Hainzel g​alt als Förderer d​er Wissenschaften, insbesondere d​er Astronomie u​nd der Geschichtsschreibung.[4] Er besaß e​ine umfangreiche Privatbibliothek, d​ie er zusammen m​it seinem Bruder Paul Hainzel aufgebaut hatte, u​nd trug Quellen für Achilles Primin Gassers «Annales Augsburgenses» bei.[5] Mit seiner Frau Veronica Imhof (1529–1599), Tochter v​on Leonhard Imhoff (1498–1557) u​nd Veronica Rehlinger (1508–1579), d​ie er 1549 heiratete, h​atte er 20 Kinder.[6]

Literatur

  • Christliche Predig Bey der traurigen Leicht und Begräbnuß, Weilund deß Edlen und Ehrnvesten Herrn Johann Baptist Haintzels, deß gehaimen Raths inn Augspurg, der Kirchen Christi getrewen Pflegers … Gehalten durch Georgen Miller [= Georg Mylius], der H. Schrifft Doctorn … inn der Pfarrkirchen zu S. Anna. Reinmichel, Lauingen 1581.
  • Briefwechsel mit Johannes Crato, 1576–1581, in der Staatsbibliothek Berlin, gemäss Nachweis im Kalliope-Verbund: Link.
  • Paul von Stetten: Johann Baptista Hainzel. In: Lebensbeschreibungen zur Erweckung und Unterhaltung bürgerlicher Tugend, Bd. I. Conrad Heinrich Stage, Augsburg 1778, S. 141–194 (Google-Books)
  • Ernst Jürgen Mayer: Die Begräbnisse der v. Stetten in St. Anna zu Augsburg. In: Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde 32 (1969), S. 177–209, bes. S. 184f
  • Alfred Hartmann, Beat Rudolf Jenny (Bearb.): Die Amerbachkorrespondenz, Bd. VII Die Briefe aus den Jahren 1548–1550. Universitätsbibliothek, Basel 1973, Nr. 3030, S. 30–32 Anm. 8 (PDF der Universitätsbibliothek Basel)

Einzelnachweise

  1. Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts. Prosopographie wirtschaftlicher und politischer Führungsgruppen. Hrsg. von Wolfgang Reinhard, Berlin 1996, S. 222.
  2. Vgl. Paul von Stetten: Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichs-Stadt Augsburg. Johann Jakob Haid, Augsburg 1762, S. 226–229 (Google-Books).
  3. Zu Basler Kontakten vgl. die Einträge als Widmungsempfänger im Katalog der frühen griechischen Drucke aus Basel: Griechischer Geist aus Basler Pressen (Frank Hieronymus, Universität Basel).
  4. Vgl. Paul von Stetten: Geschichte der adelichen Geschlechter in der Freyen Reichs-Stadt Augsburg. Johann Jakob Haid, Augsburg 1762, S. 226–229.
  5. Thomas Habel: Vom Zeugniswert der Überlieferungsträger. Bemerkungen zum frühen Nürnberger Fastnachtspiel, in: Artibus. Kulturwissenschaft und deutsche Philologie des Mittelalters und der frühen Neuzeit, hrsg. von Stephan Füssel, Gert Hübner und Joachim Knape, Wiesbaden 1994, S. 124–126.
  6. Vgl. Paul von Stetten: Lebensbeschreibungen zur Erweckung und Unterhaltung bürgerlicher Tugend, Bd. I. Conrad Heinrich Stage, Augsburg 1778, S. 162f und S. 189f (Google-Books).
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