Johann Appler
Johann Paulus Appler (* 13. Juni 1892 in Straßenhof, Gemeinde Urphertshofen; † 21. Dezember 1978 in Gunzenhausen) war Reichstagsabgeordneter der NSDAP.
Leben
Appler besuchte von 1898 bis 1912 die Volks- und Fortbildungsschule in Urphertshofen. 1912 trat er in das 10. Infanterieregiment „König“ des Königlich Bayerischen Heeres ein. Von August 1914 bis 1918 nahm er als Zugführer am Ersten Weltkrieg teil und erhielt dabei mehrere Kriegsauszeichnungen. 1920 wurde er aus der Reichswehr entlassen und fand von 1922 bis 1935 als Reichsfinanzbeamter Arbeit: Bis 1928 als Zollassistent im Grenzdienst, dann als Steuersekretär im Finanzamt Gunzenhausen.
Von 1925 bis 1928 war Appler Mitglied des Völkisch-Sozialen Blocks. Am 1. August 1928 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 95.219)[1] und übernahm bis 1930 die Leitung der Ortsgruppe Gunzenhausen im Gau Franken. Bis 1932 leitete er den NSDAP-Bezirk Gunzenhausen, dann anschließend bis November 1940 den dortigen Kreis. Zudem war er Gauredner der Partei und Mitglied der SA im Rang eines Sturmbannführers. 1931 gründete Appler die SS-Gruppe Gunzenhausen und war als SS-Sturmführer deren Kommandeur.
Am 21. Januar 1933 rückte Appler für den ausgeschiedenen Abgeordneten Wilhelm Stegmann in den Reichstag nach. Das Mandat behielt er auch nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten bis Kriegsende im dann bedeutungslosen Reichstag. Seit 28. April 1933 schon ehrenamtlicher zweiter Bürgermeister von Gunzenhausen, wurde Appler am 1. Oktober 1935 Erster Bürgermeister und blieb dies bis April 1945.
Nach Unterlagen der Zentralstelle in Ludwigsburg gelang Appler 1945 die Flucht nach Spanien, von wo aus er sich 1946 nach Kairo in Ägypten absetzte. Dort konvertierte er zum Islam und lebte unter dem Namen Salah Chaffar. Nach der Rückkehr nach Deutschland wurde er im September 1949 wegen Landfriedensbruch angeklagt und zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, vermutlich wegen seiner maßgeblichen Beteiligung an den Novemberpogromen von 1938. Zwei weitere Strafverfahren endeten im November 1949 und September 1950 mit Freisprüchen. Bis zu seinem Tod lebte Johann Appler in Gunzenhausen.
Literatur
- Joachim Lilla, Martin Döring, Andreas Schulz: Statisten in Uniform: Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4. S. 11
- Michael Rademacher: Handbuch der NSDAP-Gaue 1928 - 1945: Die Amtsträger der NSDAP und ihrer Organisationen auf Gau- und Kreisebene in Deutschland und Österreich sowie in den Reichsgauen Danzig-Westpreußen, Sudetenland und Wartheland. Lingenbrink, Vechta 2000, ISBN 3-8311-0216-3.
- Claudia Roth: Parteikreis und Kreisleiter der NSDAP unter besonderer Berücksichtigung Bayerns. In: Schriftenreihe zur Bayerischen Landesgeschichte. Band 197. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-10688-9.
- Erich Stockhorst: 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1 (Unveränderter Nachdruck der ersten Auflage von 1967).
- Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
- Max Schwarz: MdR. Biographisches Handbuch der deutschen Reichstage. Hannover 1965.
- Markus Herbert Schmid: Johann Paulus Appler (1892–1978) – ein Leben in vier politischen Systemen. In: Zeitschrift Alt Gunzenhausen, Heft 58.
- Georg Fischer: Heilen oder Herrschen. In: Zeitschrift Alt-Gunzenhausen. 2009.
Weblinks
- Johann Appler in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
Einzelnachweise
- Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/631291