Joachim Lux
Joachim Lux (* 12. November 1957 in Münster, Westfalen) ist ein deutscher Dramaturg, Regisseur und derzeitiger Intendant des Thalia Theaters in Hamburg.
Leben
Joachim Lux studierte von 1976 bis 1982 Germanistik und Geschichte in Münster und Tübingen. Danach arbeitete er am Schauspiel Köln, Düsseldorfer Schauspielhaus und Bremer Theater als Dramaturg, Chefdramaturg und Regisseur. Außerdem war er als Dramaturg für die Salzburger Festspiele tätig.[1]
Von 1999 bis 2009 war Joachim Lux Mitglied der künstlerischen Direktion des Wiener Burgtheaters, zuerst als Dramaturg, ab 2006 als Chefdramaturg.[2] In dieser Zeit arbeitete er mit wichtigen Regisseuren des zeitgenössischen Regietheaters zusammen, wie zum Beispiel Karin Beier, Jan Bosse, Andrea Breth, Dimiter Gotscheff, Christoph Schlingensief und Nicolas Stemann. Mehrere der von ihm betreuten Aufführungen wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Von 2004 bis 2008 leitete er außerdem den Dramatikersalon beim Berliner Theatertreffen.[3] Ein wesentlicher Schwerpunkt seiner Arbeit war die Förderung von Gegenwartsautoren wie Elfriede Jelinek, Gert Jonke, Tankred Dorst, Händl Klaus und Vladimir Sorokin.
Joachim Lux übernahm verschiedene Lehraufträge, z. B. am Max Reinhardt Seminar in Wien und bei der Executive Master in Arts Administration (EMAA) in Zürich.
Seit 2009 ist Joachim Lux Intendant des Thalia Theaters in Hamburg und Nachfolger von Jürgen Flimm und Ulrich Khuon. Das Thalia Theater ist unter seiner Leitung ein klassisches Ensemble- und Repertoiretheater mit hoher Stabilität. Leitender Regisseur war von 2009 bis 2018 der Belgier Luk Perceval. Gleichzeitig arbeiten bzw. arbeiteten hier wichtige Regisseure des zeitgenössischen Regietheaters wie Nicolas Stemann, Jan Bosse, Dimiter Gotscheff, Leander Haußmann, Johan Simons und Sebastian Nübling. Außerdem hat das Thalia Theater in den vergangenen Jahren außergewöhnlich viele Regisseure der jüngeren Generation aufgebaut: Jette Steckel, Antú Romero Nunes, Ersan Mondtag, Bastian Kraft. Ein wichtiger Thalia-Schwerpunkt ist die internationale Arbeit. Das Theater ist weltweit mit Gastspielen vertreten, u. a. in Moskau, Sankt Petersburg, Sydney, Peking, Shanghai, Bogotá oder Santiago de Chile, aber auch auf den wichtigen europäischen Festivals in Avignon, Edinburgh, Salzburg oder Amsterdam, und es hat mit „FRONT“ eine europäische und multilinguale Aufführung herausgebracht, die in ganz Europa getourt ist.[4] Aber auch in Hamburg orientiert sich das Programm an einer zunehmend internationaler werdenden Gesellschaft. Neben dem Engagement für Flüchtlinge[5][6] steht seit 2009 alljährlich das Festival „Lessingtage – Um alles in der Welt“[7] für den interkulturellen Ansatz des Theaters.[8][9] 2017 fand auf Initiative von Joachim Lux das Festival „Theater der Welt“ in Hamburg statt und brachte in 18 Tagen Künstler aus aller Welt in die Stadt.[10] Wenige Wochen nach dem Festival „Theater der Welt“ fand in Hamburg der von schweren Krawallen begleitete G20-Gipfel statt. Bereits vor dem Gipfel nahm Joachim Lux hierzu dezidiert Stellung.[11]
Für seine Vertragsverlängerung bis 2024 hat Joachim Lux angekündigt, den internationalen und europäischen Ansatz noch einmal zu intensivieren.[12]
Joachim Lux ist in verschiedenen Auswahlgremien tätig. Er war in der Jury für den Dramatikerpreis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft im BDI und ist seit 2017 Mitglied der Jury des von der Europäischen Kommission der EU verliehenen Europäischen Theaterpreises[13]. Seit 2012 ist er Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste (Bensheim) und seit 2015 Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Von 2014 bis 2021 war er als Nachfolger von Ivan Nagel und Manfred Beilharz Präsident des deutschen Zentrums des Internationalen Theaterinstituts (ITI).[14] Im Weltverband des ITI, einer mit der UNESCO verbundenen Institution, ist er seit 2015 Mitglied des Executive Council.[15]
Lux ist Vater zweier Kinder, seine Frau Susanne Meister arbeitet als Dramaturgin.[16]
Auszeichnungen
2011 erhielt Lux den Max-Brauer-Preis für seine Verdienste um das kulturelle Leben Hamburgs, insbesondere die Organisation der Lessingtage.[17]
Veröffentlichungen (Auswahl)
Herausgeberschaft
- Gert Jonke: Alle Stücke. Jung und Jung, Salzburg 2008, ISBN 978-3-902497-45-1.
- Tankred Dorst: Merlins Zauber. 1. Auflage. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-518-41275-2.
Literarische Beiträge und Essays
- Joachim Lux: Das Theater der Zukunft. In: Alexander Birken (Hrsg.): ZukunftsWerte. Verantwortung für die Welt von Morgen. Festschrift für Michael Otto. Steidl, Göttingen 2018, ISBN 978-3-95829-436-3, S. 384.
- Joachim Lux: Absolutes Vertrauen. In: Theater heute. Nr. 11. Der Theaterverlag – Friedrich Berlin GmbH, Berlin November 2016, S. 1.
- Joachim Lux: Zwischen Elite, Kunst und Quote. In: Theater heute. Nr. 3. Der Theaterverlag – Friedrich Berlin GmbH, Berlin März 2010, S. 40.
- Joachim Lux: Freiraum Theater! Sondernummer, Jahrbuch 2013. Der Theaterverlag – Friedrich Berlin GmbH, Berlin 2013, S. 4.
Ferner publizierte Lux diverse Texte in anderen Fachzeitschriften.
Weblinks
- Biografie von Joachim Lux, thalia-theater.de
Quellen
- Salzburger Festspiele Archiv. Abgerufen am 29. März 2018.
- Joachim Lux soll Intendant am Thalia Theater werden. In: Frankfurter Allgemeine. 12. Mai 2007, abgerufen am 29. März 2018.
- Dramatikersalon I. Abgerufen am 29. März 2018.
- FRONT auf internationaler Tour. Abgerufen am 29. März 2018.
- 2 Jahre Embassy of Hope. Abgerufen am 29. März 2018.
- Die Schutzbefohlenen. Abgerufen am 29. März 2018.
- Lessingtage 2018. Abgerufen am 29. März 2018.
- Katja Weise: Lessingtage. Ein Festival mit Politischem Fokus. In: NDR.de. 2. Februar 2018, abgerufen am 4. April 2018.
- Annette Stiekele: 15.500 Besucher bei den Lessingtagen. In: Hamburger Abendblatt.de. 5. Februar 2018, abgerufen am 4. April 2018.
- Maike Schiller: Dieses Festival weitet den Blick. In: Hamburger Abendblatt.de. 12. Juni 2017, abgerufen am 4. April 2018.
- Thalia-Intendant Lux kritisiert G20-Konzert als "obszön". In: Hamburger Abendblatt.de. 7. Juli 2017, abgerufen am 4. April 2018.
- Maike Schiller: Theaterchef: "Zu viel Harmonie ist ungesund". In: Hamburger Abendblatt.de. 6. Dezember 2017, abgerufen am 4. April 2018.
- Hier können sie noch feiern. 20. Dezember 2017, abgerufen am 29. März 2018.
- ITI-Jahresversammlung – Neue Präsidentin – Neuwahl des Vorstands. 21. Juni 2021, abgerufen am 18. Oktober 2021.
- Executive Council and Executive Board of ITI. Abgerufen am 29. März 2018.
- Susanne Meister. Abgerufen am 29. März 2018.
- Max Brauer Preis 2011. Abgerufen am 29. März 2018.