Joachim Lottmann
Joachim Lottmann (* 6. Oktober 1956 in Hamburg) ist ein deutscher Schriftsteller und Journalist.
Leben
Lottmann wurde in Hamburg-Hochkamp geboren und verbrachte seine Kindheit in Belgisch-Kongo. Als er 13 war, zog seine Familie zurück nach Hamburg, wo Lottmann ab 1976 Theatergeschichte und Literaturwissenschaft studierte.[1] Lottmann gilt als Vertreter der deutschen Popliteratur. Sein Debütroman Mai, Juni, Juli aus dem Jahr 1987 wurde 2003 von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zu einem der „wichtigsten deutschen Bücher der letzten 20 Jahre“ gewählt. Von 2005 bis 2006 war Lottmann Mitarbeiter im Kulturressort des Spiegel.
Stil
Ein herausstechendes Merkmal in Lottmanns Prosa ist das ironische „Zu-Tode-Loben“ im Duktus gespielter Einfalt.[2] Das tat Lottmann etwa in zahlreichen Artikeln über die SPD und Gerhard Schröder in der taz („Dieser Mann war wie kein zweiter: Deutschland.“)[3] und mit den ständigen Verweisen auf Christian Kracht in seinem Roman Deutsche Einheit.
Lottmann pflegt nicht nur in seinen literarischen, sondern auch in seinen journalistischen Arbeiten einen lockeren Umgang mit Tatsachen: „Wenn man beispielsweise liest, was Lottmann über Bands oder Konzerte schreibt, dann kann es gut sein, dass Namen, Orte, Uhrzeiten und Begebenheiten nicht stimmen. Lottmann geht es, bewusst oder nicht, um etwas anderes: Um das Festhalten eines diffusen Zeitgeistes, eines Gefühls das in der Luft liegt.“[4]
Werke
Prosawerke
- Mai, Juni, Juli. Ein Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1987; Neuausgabe 2003, ISBN 3-462-03246-1.
- Deutsche Einheit. Ein historischer Roman aus dem Jahr 1995. Haffmans, Zürich 1999; Diana, München 2001.
- Die Jugend von heute. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004, ISBN 3-462-03426-X.
- Zombie Nation. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2006, ISBN 3-462-03665-3.
- Auf der Borderline nachts um halb eins. Mein Leben als Deutschlandreporter. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, ISBN 978-3-462-03937-5.
- Der Geldkomplex. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009, ISBN 978-3-462-04146-0.
- Unter Ärzten. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2011, ISBN 978-3-462-04012-8.
- 100 Tage Alkohol. Kein Roman. Czernin Verlag, Wien 2011, ISBN 978-3-707-60377-4.
- Endlich Kokain. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2014, ISBN 978-3-462-04635-9.
- Happy End. Roman. Haffmans & Tolkemitt, Berlin 2015, ISBN 978-3-942989-89-3.
- Hotel Sylvia. Till-Tolkemitt-Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-942989-94-7.
- Alles Lüge. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017, ISBN 978-3-462-04964-0.
- Sterben war gestern. Aus dem Leben eines Jugendforschers. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2021, ISBN 978-3-462-00071-9.[5]
Herausgeberschaft
- Kanaksta. Von deutschen und anderen Ausländern. Quadriga, Berlin 1999, ISBN 3-88679-333-8
Angebliche Manuskripte
Nach eigenen Angaben hat Lottmann weitere Romanmanuskripte geschrieben („mindestens drei, vielleicht auch an die 20“), die alle vom Verlag abgelehnt worden seien.[6] Diedrich Diederichsen erwähnte 1982 im Musikmagazin Sounds einen angeblichen Roman Lottmanns mit dem Titel Port Stanley ist gefallen.[7]
Literatur
- Nils Wiegand: Romane und Reportagen Joachim Lottmanns. Autofiktion und inszenierte Autorschaft. Diplomica, Hamburg 2015, ISBN 978-3-95934-761-7
- Innokentij Kreknin: Poetiken des Selbst: Identität, Autorschaft und Autofiktion am Beispiel von Rainald Goetz, Joachim Lottmann und Alban Nikolai Herbst. (= Studien zur deutschen Literatur, Band 206). Edition Niemeyer. De Gruyter, Berlin/Boston 2014, ISBN 978-3-11-033211-7
Auszeichnungen
Weblinks
- Literatur von und über Joachim Lottmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- MySpace-Profil von Joachim Lottmann
- Thomas Lindemann: Ein Nachtclub, der Deutschland heißt, Bericht in der Welt am Sonntag, 24. Oktober 2004, über eine Begegnung mit Lottmann sowie eine Antwort von Lottmann darauf im Tagesspiegel
- Die Mitverantwortung linker Denker am Rechtsruck in Deutschland – Polemik gegen Jürgen Habermas, in: Die Welt vom 5. Juli 2018
- Martin Conrads: Onkel forscht Rezension von Die Jugend von heute. In: fluter.de. 13. Februar 2005.
Nachweise
- Joachim Lottmann. Abgerufen am 20. August 2019.
- Peter Mühlbauer: Eine Form der Kritik, die man sich noch leisten kann- Rezension von Auf der Borderline nachts um halb eins, Telepolis vom 29. September 2007
- Joachim Lottmann: „Er war mein Kanzler“
- Wer ist Joachim Lottmann? Rezension aus dem Onlinemagazin Jetzt vom 28. März 2006
- Wolfgang Schneider: Gymnastik der Anpassung, Rezension auf tagesspiegel.de, 19. April 2021, abgerufen am 20. April 2021.
- Die Welt: Ein Nachtclub der Deutschland heißt, abgerufen am 15. Juni 2014
- Siehe Sounds 8/1982, S. 45
- Joachim Lottmann: Die Suche nach dem preiswürdigen Buch. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. April 2012, Z 4