Jennifer Klauninger
Jennifer Klauninger (* 22. Mai 1991[1], Pseudonym Jenny Klaus) ist eine österreichische Verschwörungsideologin, die vor allem als Organisatorin von Protesten nach Vorbild der deutschen Initiative Querdenken 711 gegen die Maßnahmen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie in Österreich Aufmerksamkeit erregte. Medial wird sie regelmäßig als deren Wortführerin beziehungsweise Sprachrohr bezeichnet und auch aufgrund der von ihr vertretenen Verschwörungstheorien thematisiert.
Biographie
Wie Klauninger in einem Interview mit der Wochenzeitung Falter erklärte, begann sie, ausgehend von den Theorien rund um das Attentat auf John F. Kennedy, im Alter von 14 Jahren mit der Suche nach alternativen Wahrheiten, wie sie im Internet reichlich zu vielen Themen zu finden sind. Viele der von ihr vertretenen Positionen (etwa rund um die Terroranschläge am 11. September 2001, Kritik an den „Mainstream-Medien“, die flache Erde, Impfgegnerschaft in Verbindung mit Kritik an Bill Gates oder der Kampf gegen den 5G-Mobilfunkstandard[2]) können als Verschwörungstheorien bezeichnet werden.[3][4] Im Umfeld der Flüchtlingskrise 2015/2016 begann Klauninger schließlich, politisch und gesellschaftlich aktiv zu werden.
Klauninger ist gelernte Maschinenbau-Technikerin, sie arbeitete als Zahnarztassistentin und Verkäuferin. Sie ist geschieden, Mutter zweier Kinder und lebt in Wiener Neustadt.[5][6]
Aktivismus
Während der Flüchtlingskrise 2015/2016 organisierte Klauninger an der österreichisch-slowenischen Grenze Demonstrationen gegen „unkontrollierte Zuwanderung“ und gründete mit Gleichgesinnten eine sogenannte Partei des Volkes,[7] die sie jedoch bald wieder verließ. Daraufhin war sie kurzfristig Mitglied der FPÖ, gehört mittlerweile jedoch keiner Partei mehr an.[5]
Mit Beginn der COVID-19-Pandemie in Österreich trat sie als Kritikerin der Gegenmaßnahmen der Regierung Kurz II in Erscheinung. Vorrangig organisierte sie über die Bürgerinitiative Wir gemeinsam Demonstrationen in Wien und trat als deren Sprecherin auf.[8][9][10] In einem Interview mit dem Boulevardportal Oe24 Anfang Mai 2020 bezeichnete sie den damals verpflichtend zu tragenden Mund-Nasen-Schutz als einen „Maulkorb“.[11] Klauninger machte die demonstrative Weigerung, diesen zu tragen, zu einem wesentlichen Teil ihres Aktivismus und übertrug die Resultate (etwa eine Anzeige wegen Verstoßes gegen die geltenden Hygienebestimmungen) live im Internet, wo sie millionenfach aufgerufen wurden.[5]
Besondere Aufmerksamkeit erregte ein Vorfall auf einer Demonstration vor der Wiener Karlskirche am 5. September 2020.[12] Im Verlauf der Kundgebung zerrissen Klauninger und ihre Mitstreiter Manuel Mittas, ein ehemaliger Journalist und Verschwörungstheoretiker, sowie ein Anhänger der deutschen Initiative Querdenken 711 auf der Bühne eine Fahne in Regenbogenfarben mit Herz,[13] Klauninger rief die Worte „Ihr seid kein Teil unserer Gesellschaft“ ins Mikrofon und stellte in weiterer Folge einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen besagter Fahne und Pädophilie her.[12][14] Harsche Reaktionen aus der österreichischen Politik waren die Folge, die Polizei leitete gegen mehrere Beteiligte Ermittlungen wegen des Verdachts der Verhetzung ein.[15][16] Von diesem Vorwurf wurde Klauninger am 2. März 2022 nicht rechtskräftig freigesprochen.[17][18]
Weitere Aufmerksamkeit erregte der Vorfall auch dadurch, dass mit Martin Rutter ein ehemaliger Landtagsabgeordneter auf der Bühne beteiligt war.[19] Rutter trat daraufhin als Pressesprecher der Bewegung auf und erklärte, Klauninger habe auf der Flagge ein pädophiles Erkennungszeichen erkannt; der homophobe Zusammenhang sei durch die Presse „verkürzt und damit manipulativ dargestellt“ worden.[20] Auch Klauninger selbst erklärte in einem Interview mit der rechtspopulistischen Zeitung Wochenblick, das Regenbogenherz in der Mitte als ein Symbol von Pädophilen identifiziert zu haben. Sie beklagte sich über den „medialen Terror“, dem sie seit der Aktion ausgesetzt sei, und erklärte, mangels Unterstützung ihre Zusammenarbeit mit den deutschen Querdenkern beenden zu wollen.[9][21] Sie blieb jedoch in weiterer Folge österreichweit als Organisatorin umstrittener Demonstrationen gegen die Maßnahmen der Bundesregierung aktiv[22][23][24] und wurde Ende Jänner 2021 bei einer nicht genehmigten Demonstration in Wien kurzfristig in Polizeigewahrsam genommen[25] und im Oktober 2021 wegen strafbarer Handlungen im Zuge einer Demonstration im Dezember des Vorjahres verurteilt.[6] Ab November 2021 organisierte sie ein „Corona-Protestcamp“ im Wiener Stadtpark.[26]
Im Ableger Futter der Kleinen Zeitung wurde sie von der Redaktion für einen Jahresrückblick in eine Liste der elf „toxischsten Personen“ des Jahres 2020 aufgenommen.[27]
Einzelnachweise
- https://t.me/s/Jenny_Klaus_TV
- Colette M. Schmidt: Corona-Leugner wollen Handymasten zerstören. In: derStandard.at. 20. Oktober 2020, abgerufen am 4. Januar 2021: „Gegründet hat sie Jennifer Klauninger, jene Frau, gegen die die Staatsanwaltschaft aktuell wegen Verhetzung ermittelt, weil sie im September eine Regenbogenflagge mit Herz auf offener Bühne zerrissen hat. Klauninger organisierte Protestveranstaltungen von Corona-Leugnern nach dem Vorbild der deutschen "Querdenker". Vor fünf Jahren machte sie sich noch gegen die Aufnahme von Flüchtlingen stark und gründete die rechtsextreme Partei des Volkes.“
- Corona-Leugnerin: Impfung als Rassenfrage. In: derStandard.at. 15. Januar 2021, abgerufen am 15. Januar 2021.
- Günter Kaindlstorfer: Hörbilder: Die totale Verschwörung. In: oe1.orf.at. 12. April 2021, abgerufen am 25. Juni 2021: „Jennifer Klauninger, Jahrgang 1991, sieht die Welt auf eine ganz bestimmte Art und Weise: Eine mächtige Gruppe von dreizehn reichen Familien, so ihre Überzeugung, bestimme das Schicksal der Welt, und das schon seit langem. Die Rothschilds, die Rockefellers und auch die Familie Gates haben Klauningers Meinung nach ausschließlich Böses vor mit den Völkern der Welt: In regelmäßigen Abständen produzieren diese „geheimen Drahtzieher“ Heimsuchungen für die Menschheit: Wirtschaftskrisen, Börsenkräche, katastrophale Kriege, Terroranschläge und nicht zuletzt auch die Migrationsströme, die in die wohlhabenden Länder gelenkt werden, um die Gesellschaften Europas zu destabilisieren. Auch die Corona-Pandemie“
- Lukas Matzinger: Jennys Welt. In: Falter 23/2000. falter.at, 2. Juni 2020, abgerufen am 10. September 2020. (Volltext kostenpflichtig)
- Anti-Corona-Spaziergang: Strafen für Anführerin der Verschwörungstheoretiker. In: kurier.at. 15. Oktober 2021, abgerufen am 23. November 2021.
- Parteienverzeichnis. Bundesministerium für Inneres, abgerufen am 10. September 2020 (Die "Partei des Volkes (PdV)" wurde mit Hinterlegung der Satzung am 22.01.2016 offiziell gegründet).
- Michael Bonvalot: Wer steckt hinter den angeblichen Corona-"Rebellen"? In: Bonvalot.net. 18. Mai 2020, abgerufen am 10. September 2020.
- Sie hat die Fahne zerrissen: Jetzt spricht die Aktivistin. In: wochenblick.at. 7. September 2020, abgerufen am 10. September 2020.
- Der große Verschwörungs-Wahn rund um Corona. In: weekend.at. 11. September 2020, abgerufen am 4. Januar 2021.
- 15 Demos in Wien. Jennifer Klauninger im Interview. In: oe24.at. 1. Mai 2020, abgerufen am 4. Januar 2021.oe24.at: 15 Demos in Wien: Jennifer Klauninger im Interview auf YouTube
- Corona-Demo in Wien: „Querdenken“-Aktivisten zerreißen Regenbogenflagge auf der Bühne. In: welt.de. 5. September 2020, abgerufen am 10. September 2020: „ein Video, das zeigt, wie Aktivisten auf einer Bühne unter dem Applaus der Zuschauer eine Regenbogenflagge zerreißen. In der Mitte der Flagge befindet sich ein Herz. Die Aufnahme soll während einer Kundgebung am Samstag in Wien entstanden sein. Nachdem die Fahne zerrissen ist, ruft eine Aktivistin in dem Video ins Mikrofon: „Ihr seid kein Teil unserer Gesellschaft!“ Und weiter: „Wir müssen unsere Kinder vor Kinderschändern schützen. Wir alle sind dafür verantwortlich. … Bei der Aktivistin in dem Video handelt es sich Berichten zufolge um Jennifer Klauninger, die in den vergangenen Monaten als Wortführerin der österreichischen Proteste gegen die Anti-Corona-Maßnahmen in Erscheinung getreten ist. … Bei einem anderen Aktivisten, der am Zerreißen der Regenbogenfahne beteiligt war, soll es sich um Manuel Mittas handeln. Mittas bezeichnet sich selbst als „Investigativ-Journalisten“ und „einen der ersten TV-Medien-Whistleblower Österreichs“. In Videos und Blogbeiträgen verbreitet er Verschwörungstheorien, unter anderem zum 11. September 2001.““
- Fahnenszene_HD1920.mp4. (video) In: artino.at. Abgerufen am 30. Oktober 2020.
- Bei Wiener Corona-Demo: „Querdenken“-Protestler zerreißen Regenbogenfahne. In: bild.de. 7. September 2020, abgerufen am 10. September 2020: „Bei der Frau in dem Video handelt es sich Berichten zufolge um Jennifer Klauninger, die in den vergangenen Monaten als Wortführerin der österreichischen Proteste gegen die Anti-Corona-Maßnahmen in Erscheinung getreten ist. In einem Interview hatte sie im Mai erklärt, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, den sie als „Maulkorb“ bezeichnete, zu boykottieren. … Bei der anderen Person, die am Zerreißen der Regenbogenfahne beteiligt war, soll es sich um Manuel Mittas handeln. Mittas bezeichnet sich selbst als „Investigativ-Journalist“ und „einen der ersten TV-Medien-Whistleblower Österreichs“.“
- Regenbogenfahne bei Demo zerrissen. In: wien.orf.at. 5. September 2020, abgerufen am 10. September 2020.
- Regenbogen-Fahne bei Demo zerrissen: Polizei ermittelt wegen Verhetzung. In: kurier.at. 6. September 2020, abgerufen am 10. September 2020.
- Regenbogenfahne zerrissen: Freispruch. In: orf.at. 2. März 2022, abgerufen am 2. März 2022.
- Verhetzungsprozess um zerrissene Regenbogenfahne mit Doppelherz. In: derstandard.at. 2. März 2022, abgerufen am 2. März 2022.
- Regenbogenfahne zerrissen: Kärntner Ex-Landtagsabgeordneter... In: diepresse.com . 7. September 2020, abgerufen am 7. September 2020.
- Manuel Mittas - Freier Journalist: Pressegespräch zu dem Missverständnis mit dem Zerreißen der Regenbogenflagge. In: ots.at (Originaltext-Service der APA). 7. September 2020, abgerufen am 8. September 2020.
- Regenbogenfahnen-Skandal: So lief die Demo gegen Homo-Hass in Wien. In: bild.de. 8. September 2020, abgerufen am 11. September 2020: „Anders sei das beim deutschen Ableger der „Querdenker“. Seitdem der „mediale Terror“ auf sie hereinbreche, habe sie „keinerlei Unterstützung seitens der deutschen Dachorganisation erfahren“, beklagt sie – und möchte daher zukünftig nicht mehr mit ihnen zusammenarbeiten.“
- Laurin Lorenz, Johannes Pucher, Colette M. Schmidt: Trotz Verbots: Corona-Leugner mobilisieren für "Tag der Befreiung". In: derStandard.at. 8. Januar 2021, abgerufen am 12. Januar 2021: „Eine der Anmelderinnen ist Jennifer Klauninger. In der rechtsextremen Szene verankert, marschierte sie schon 2015 an der Spitze einer Demonstration der rechtsextremen Identitären bei Spielfeld mit.“
- Vanessa Gaigg, Laurin Lorenz, Johannes Pucher, Colette M. Schmidt: Die Köpfe hinter den "Querdenker"-Demos. In: derStandard.at. 15. Januar 2021, abgerufen am 16. Januar 2021: „Mit Rutter stand die 29-jährige Jennifer Klauninger auf der Demo-Bühne, als die Regenbogenfahne als vermeintliche "Pädophilenflagge" zerrissen wurde.“
- Marian Smetana: Analyse: Coronaleugner: Der Widerstand wächst und wird radikaler. In: Salzburger Nachrichten. sn.at, 14. Januar 2021, abgerufen am 15. Januar 2021. (Volltext kostenpflichtig)
- Vanessa Gaigg, David Krutzler, Johannes Pucher, Colette M. Schmidt: 10.000 Corona-Demonstranten trotz Verbots in Wien, Nehammer spricht von "verheerendem Bild". In: derstandard.at. 31. Januar 2021, abgerufen am 2. Februar 2021: „Die Szeneprotagonistin Jennifer Klauninger rief ihre Anhänger zudem explizit dazu auf, es auch bei den anwesenden Polizeibeamten mit Überzeugungsarbeit zu versuchen“
- Corona-Maßnahmen - Wahnsinniger Widerstand. In: wienerzeitung.at. Abgerufen am 23. November 2021 (2021-11-19).
- Magdalena Markovic: Goodbye 2020: Die toxischsten Personen des Jahres. In: futter.kleinezeitung.at. 27. Dezember 2020, abgerufen am 13. Januar 2021: „Auch bei diesem Namen kann es klingeln, muss es aber nicht. Vor ein paar Monaten stand diese junge Frau auf der Bühne vor der Karlskirche in Wien und schrie ins Mikro: „Nein, ich werde keine Kinderschänder akzeptieren.“ Dann zerriss sie eine LGBTIQ-Fahne mit Herzsymbol darauf und suggerierte damit, Homosexuelle seien Pädophile. Ein widerwärtiger Akt, der an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten ist.“