Jasper Boysen

Jasper Boysen, a​uch Jaspar Boysen (* 12. September 1765 i​n Flensburg; † 26. Juli 1818 i​n Altona) w​ar ein schleswigscher evangelisch-lutherischer Geistlicher.

Leben

Jasper Boysen w​ar ein Sohn d​es Flensburger Kaufmanns Adolf Josias Boysen. Nach d​em Studium d​er Evangelischen Theologie bestand e​r 1788 s​ein Amtsexamen i​n Schleswig. 1790 w​urde er Diaconus (2. Pastor) a​n der St.-Marien-Kirche i​n Witzwort. Als Anhänger d​er Aufklärungstheologie u​nd des theologischen Rationalismus bemühte e​r sich d​ort um Reformen i​n Schule u​nd Gottesdienst. In mehreren Schriften, teilweise zusammen m​it seinem Bruder Diedrich Boysen, d​er Diakon i​n Garding war, verteidigte e​r das Allgemeine Gesangbuch v​on 1780, d​en ebenfalls v​on Cramer verfassten Landeskatechismus v​on 1785 u​nd die Schleswig-Holsteinische Kirchen-Agende d​es Generalsuperintendenten Adler g​egen ihre lutherisch orthodoxen Gegner. In Witzwort führte e​r 1797/98 e​inen vergeblichen Kampf für d​ie Einführung d​er Agende.[1]

Zum Lohn für seinen Einsatz verschaffte Adler i​hm noch 1798 d​ie Stelle a​ls Pastor a​n der Friedrichsberger Kirche i​n Schleswig-Friedrichsberg, m​it der d​as Amt a​ls Kirchenpropst für d​as Amt Hütten verbunden war. 1804 erfolgte s​eine Berufung z​um Kirchenpropst für d​as Amt Gottorf, z​um Hauptpastor a​m Schleswiger Dom u​nd zum Mitglied d​es Oberkonsistoriums für d​as Herzogtum Schleswig. 1816 ließ e​r sich n​ach Borsfleth i​m Amt Steinburg versetzen, damals e​ine der Pfarrstellen i​m Lande m​it dem höchsten Einkommen. Gleichzeitig w​urde er Mitglied d​es Oberkonsistoriums für d​as Herzogtum Holstein i​n Glückstadt.[2]

Als Claus Harms 1817 zum Jubiläum der Reformation seine pointierten 95 eigenen Thesen veröffentlichte, in denen er den theologischen Rationalismus als der Götzen Vernunft kritisierte, den man an die Stelle Gottes gesetzt habe, antwortete Boysen noch kurz vor seinem Tod mit einer lateinischen Gegenschrift. Sie wurde ins Deutsche übersetzt als Des Consistorial-Raths J. Boysen 95 Antithesen. Boysen starb 1818 bei einem Besuch in Altona. Beerdigt wurde er in Borsfleth.[3] Sein Sohn Nicolaus Theodor Boysen (1797–1885) wurde ebenfalls Propst in Schleswig (1850 von der dänischen Regierung entlassen). Er war Abgeordneter der schleswig-holsteinischen Landesversammlung.

Ehrungen

  • Dannebrogorden, Ritter (31. Juli 1815)
  • Titel Königlich dänischer Konsistorialrat (1817)

Schriften

  • Abriss der christlichen Glaubens- und Sittenlehre nach reinen Grundsätzen; mit Hinweisung auf den Schleswig-Holsteinischen Landeskatechismus und auf das Schleswig Holsteinische allgemeine Gesangbuch. Altona: Hammerich. 1797
  • Dr. Martin Luther's Urtheile und Gutachten über Werbesserung im Kirchenwesen für das Schleswig Holsteinische Publikum gesammelt und mit einigen Erläuterungen versehn. Flensburg: Jäger 1797
  • (Hrg., mit seinem Bruder Diedrich Boysen): Beiträge zur Verbesserung des Kirchen- und Schulwesens in protestantischen Ländern. 2 Bände, jeder in 4 Heften, Altona: Hammerich 1797–1799
  • Leitfaden zum Unterrichte in der christlichen Religion, zunächst für seine Confirmanden entworfen. Altona: Hammerich 1806; 2. Auflage 1808
  • 95 Theses, Harmsi totidem thesibus oppositae. Glückstadt: Augustin. 1817
Des Consistorial-Raths J. Boysen 95 Antithesen.Digitalisat
  • Kurzgefasste Darstellung der Geschichte, des Zwecks und Wesens und der wohlthätigen Folgen der Reformation Luthers, mit besonderer Rücksicht auf die dänischen Staaten, für das gebildete Publikum entworfen, auf Veranlassung des 3ten Reformations-Jubelfestes. Altona: Hammerich 1817
  • Die Feier des Reformations–Jubelfestes am 31. Octobr. und 2. Novbr. 1817 in der Kirche zu Borsfleth im Holsteinschen. Altona: Hammerich 1818

Literatur

Einzelnachweise

  1. Veronika Janssen: „Ei ei, Herr Pastor, das ist ja eine ganz neue Religion!“ Die Adlersche Kirchenagende von 1797 zwischen Gemeinden, Predigern und Obrigkeit. Solivagus-Verlag Kiel 2017, S. 206–217.
  2. Veronika Janssen: „Ei ei, Herr Pastor, das ist ja eine ganz neue Religion!“ Die Adlersche Kirchenagende von 1797 zwischen Gemeinden, Predigern und Obrigkeit. Solivagus-Verlag Kiel 2017, S. 220.
  3. Archiv für Staats- und Kirchengeschichte der Herzogthümer Schleswig, Holstein, Lauenburg und der angrenzenden Länder und Städte. 3 (1837), S. 233
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