Jan Korbel
Jan Oliver Korbel (* 15. Februar 1975 in Chêne-Bougeries) ist ein in der Schweiz geborener deutscher Naturwissenschaftler, der in der Molekularbiologie, Humangenetik und Bioinformatik tätig ist.
Leben
Korbel wuchs in der Schweiz und in Norddeutschland auf und studierte an der Technischen Universität Berlin sowie der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Anschluss an seine Doktorarbeit 2005 am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) und an der Humboldt-Universität zu Berlin hat er in den Jahren 2005–2007 an der Yale University, New Haven (Connecticut) in den USA geforscht. Seit 2008 ist Korbel Gruppenleiter in der Genombiologie Unit des EMBL, seit 2016 fest angestellter leitender Wissenschaftler (Senior Scientist), und seit 2020 Leiter der Datenwissenschaften (Head of Data Science) am EMBL in Heidelberg.[1] Neben Matthias Hentze und Andreas Kulozik ist er einer der Co-Direktoren der Molekularmedizin-Partnerschafts-Einheit (Molecular Medicine Partnership Unit, MMPU) des EMBL und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg.[2]
Wissenschaftliche Zielsetzung seiner Arbeit ist es, Erbgutvarianten (d. h. genetische Variation) als Ursache für phänotypische Unterschiede sowie der Krebsentstehung zu verstehen. Dabei fokussiert die Forschung von Korbel auf die sogenannten strukturelle Variationen des Erbguts (insbesondere Deletionen, Duplikationen, Inversionen, Translokationen sowie komplexerer genetische Umlagerungen wie die Chromothripsis), sowie auf Konzepte zur gemeinsamen (integrativen) Analyse verschiedener Datenformen (Transkriptome, Daten einzelner Zellen, Gesundheitsdaten) um biologische Prozesse der Krankheitsentwicklung zu erforschen.[3] Er hat Methoden entwickelt, um strukturelle Variationen im Erbgut mittels DNA-Sequenzierung im Hochdurchsatz sowie per Einzelzellanalyse identifizieren zu können.[4][5][6]
Zusätzlich zu seinen naturwissenschaftlichen Aktivitäten engagiert sich Korbel in interdisziplinäre Diskussionen in der Bioethik zu Anwendungen der Erbgutsequenzierung in der Biomedizin.[7] In diesem Kontext leitet Korbel seit 2020 das Bioethics Internal Advisory Committee des EMBL. Korbel hat mehrere Wissenschaftspreise erhalten, einschließlich den Chica-und-Heinz-Schaller Wissenschaftspreis (2014),[8] den Manfred-Fuchs-Preis für bioethische Arbeiten (2015),[9] den HMLS Preis (2018)[10] und den durch die Europäische Vereinigung für Krebsforschung verliehenen Pezcoller Foundation-EACR Krebsforschungspreis (2018).[11] Die wissenschaftliche Arbeitsgruppe von Korbel wird durch den Europäischen Forschungsrat (European Research Council) gefördert.[12] Korbel ist seit 2016 Mitglied der Europäischen Vereinigung für Molekularbiologie (European Molecular Biology Organization).[13] Am 23. Juni 2015 wurde Jan Korbel unter der Matrikel-Nr. 7653 in der Sektion Humangenetik und Molekulare Medizin als Mitglied in die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina aufgenommen.
Veröffentlichungen
- Publikationsliste Korbel Google Scholar (Englisch)
Weblinks
- Arbeitsgruppe Korbel Website der Arbeitsgruppe Korbel am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (britisches Englisch).
- Mitgliedseintrag von Jan O. Korbel (mit Bild und Curriculum Vitae) bei der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Einzelnachweise
- Korbel Group - Members - EMBL. Abgerufen am 28. September 2019.
- Molecular Medicine Partnership Unit - EMBL. Abgerufen am 28. September 2019.
- Korbel Group - From genomic variation to molecular mechanism - EMBL. Abgerufen am 28. September 2019.
- J.O. Korbel et al.: Paired-end mapping reveals extensive structural variation in the human genome. In: Science Band 318, September 2007, S. 420–426, doi:10.1126/science.1149504 PMID 17901297.
- T. Rausch, T. Zichner, A. Schlattl, A.M. Stütz, V. Benes, J.O. Korbel: DELLY: structural variant discovery by integrated paired-end and split-read analysis. In: Bioinformatics Band 28, September 2012, S. i333-i339, doi:10.1093/bioinformatics/bts378 PMID 22962449.
- A. Sanders, S. Meiers, M. Ghareghani, D. Porubsky, H. Jeong, M.A. van Vliet, T. Rausch, P. Richter-Pechańska, J. Kunz, S. Jenni, D. Bolognini, G. Longo, B. Raeder, V. Kinanen, J. Zimmermann, V. Benes, M. Schrappe, B. Mardin, A. Kulozik, B. Bornhauser, J. Bourquin, T. Marschall, J.O. Korbel: Single-cell analysis of structural variations and complex rearrangements with tri-channel processing. In: Nat Biotechnol, 2019 PMID 31873213
- EURAT - Ethische und Rechtliche Aspekte der Totalsequenzierung des menschlichen Genoms - Universität Heidelberg. Abgerufen am 28. September 2019.
- Awards Made. Abgerufen am 28. September 2019.
- Manfred-Fuchs-Preis. Abgerufen am 28. September 2019.
- Jan Korbel And Stefan Pfister Received HMLS Investigator Award. Abgerufen am 28. September 2019.
- Previous winners of the Pezcoller Foundation - EACR Cancer Researcher Award | EACR - European Association for Cancer Research. Abgerufen am 28. September 2019.
- ERC Investigators - EMBL. Abgerufen am 28. September 2019.
- EMBO Members. Abgerufen am 28. September 2019 (britisches Englisch).