James Blundell
James Blundell (* 27. Dezember 1790[1][2] in London; † 15. Januar 1878 ebenda) war Physiologe und Geburtshelfer. Er führte die erste erfolgreiche Bluttransfusion in der Humanmedizin durch. 1838 wurde er als Vollmitglied des Royal College of Physicians berufen.
Berufliche Laufbahn
James Blundell studierte in London und Edinburgh Medizin. Nach seinem Studienabschluss mit der Promotion 1813 in Edinburgh lehrte von 1814 bis 1834 am Guy’s Hospital in London Geburtshilfe für Hebammen und erhielt während dieser Tätigkeit dort auch eine Professur für Geburtshilfe (englisch midwifery).[3][2] Am Guy’s Hospital führte er im Jahre 1825 auf eine ausgeblutete Wöchnerin die erste erfolgreiche Bluttransfusion von Mensch zu Mensch durch.[4] Zudem war Blundell auch ein führender Physiologe seiner Zeit, der insbesondere auch durch seine Beiträge zur Chirurgie des Bauchraumes und zum Verständnis der Entstehung des Kindbettfiebers auf sich aufmerksam machte.
1834 wurden seine Vorlesungen als Principles and practice of obstetricy publiziert. darin findet sich auch sein Aufsatz über endotracheale Intubation und künstliche Beatmung asphyktischer Neugeborener: "…. In performing artificial respiration on new-born children, I have frequently observed, …. These facts admitted, there can, I presume, be no doubt, that when the foetus is still-born, the artificial respiration should be diligently tried. The only mode of performing this operation effectually is by means of … the tracheal pipe, which I think every accoucheur should carry along with him to a labour. The tracheal pipe is a little tube of silver, designed to pass into the trachea, …. This done, you may take the child into your hands, and from your own lungs you may inflate the lungs of the foetus, emptying them afterwards by means of double pressure of the hand, …" (zitiert nach[2])
1834 schied er nach einem Streit mit dessen Kämmerer aus dem Guys-Hospital aus und leitete anschließend seine eigene Praxis. 1847 ging er in den Ruhestand.
Bluttransfusion
Nachdem Blundell zahlreiche Tierversuche mit dem Ziel Technik und Nutzen einer Bluttransfusion auszuloten, durchgeführt hatte, hielt er im Jahre 1818 in der medizinisch-chirurgischen Gesellschaft in London dazu eine Vorlesung. Kurz darauf führte er die erste dokumentierte Bluttransfusion am Guys-Hospital in London an einem infaust erkrankten Patienten durch (die zeitgenössische Beschreibung weist auf ein endgradig fortgeschrittenes Magencarcinom hin – „… skirrhöse Beschaffenheit des Pylorus und des oberen Theils des duodenums …“ (zitiert nach[5])). Übertragen wurde dabei etwa ein halber Liter Blut (12 – 14 Unzen in die Vena cephalica). Das Blut stammte von den zufällig anwesenden Personen. Der Patient überlebte nach anschließender klinischer Besserung noch weitere 56 Stunden.
Im Oktober 1825 hielt einer seiner Schüler eine Vorlesung über eine erfolgreich von ihm durchgeführte Bluttransfusion bei einer Wöchnerin, die anschließend dauerhaft gesundete. Inwieweit die Transfusion tatsächlich lebensrettend war, wurde damals in den Fachkreisen lebhaft diskutiert.
Die Prüfungen der Blutverträglichkeit wurde erst im 20. Jahrhundert (1907) durch Reuben Ottenberg eingeführt, nachdem Karl Landsteiner 1901 das AB0-System entdeckt hatte.[6]
Einzelnachweise
- J. H. Young: JAMES BLUNDELL (1790–1878), EXPERIMENTAL PHYSIOLOGIST AND OBSTETRICIAN. In: Medical history. Band 8, April 1964, S. 159–169. PMID 14139095, PMC 1033367 (freier Volltext).
- P. M. Dunn: Dr James Blundell (1790–1878) and neonatal resuscitation. In: Archives of Disease in Childhood. 64, 1989, S. 494–495, (online)
- Bettina A. Bryan: Blundell, James. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. de Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 190.
- P. Scheel: Die Transfusion des Blutes und Einsprützung der Arzneyen in die Adern. Brummer, Kopenhagen 1828, S. 180 ff., (online)
- P. Scheel: Die Transfusion des Blutes und Einsprützung der Arzneyen in die Adern. Brummer, Kopenhagen 1828, S. 208 f.
- E. R. Giblett: Philip Levine. National Academy of Sciences, 1994, (pdf); zuletzt eingesehen am 7. Spt. 2012.