Jakob Hermann (Mathematiker)
Jakob Hermann (* 16. Juli 1678 in Basel; † 11. Juli 1733 ebenda) war ein Schweizer Mathematiker, der an Problemen der klassischen Mechanik arbeitete.
Leben
Jakob Hermann, der ein entfernter Verwandter von Leonhard Euler war, erhielt zu Beginn seine Ausbildung von Jakob I Bernoulli und graduierte im Jahr 1696. Er wurde 1701 Mitglied der Berliner Akademie. 1707 wurde er als Professor für Mathematik nach Padua berufen. 1713 wechselte er nach Frankfurt an der Oder und von dort 1724 nach St. Petersburg, wo er am 1. Januar 1731 Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften wurde.[1] 1731 kehrte er nach Basel zurück, um einen Lehrstuhl für Ethik, Natur- und Völkerrecht einzunehmen.
1733, im Jahre seines Todes, wurde Hermann in die Académie Royale des Sciences (Paris) gewählt.
Hermann gehörte neben Johann I. Bernoulli, Pierre Varignon und Jakob I. Bernoulli zu denjenigen, die in der Frühphase der Rezeption der Newtonschen Mechanik diese in Form der Leibnizschen Infinitesimalrechnung formulierten.[2]
So findet man vor allem in Hermanns Hauptwerk zur Mechanik von 1716, der Phoronomia,[3] erstmals diejenige differentielle Form einiger Prinzipien der Mechanik, wie sie uns heute aus Lehrbüchern zur Physik geläufig ist. Das gilt vor allem für das so genannte Newtonsche Kraftgesetz „Kraft ist Masse mal Geschwindigkeitsänderung“, kurz: . Mit Hermann wurde das Kraftgesetz erst zeitlich nach Isaac Newton selbst formuliert, aber noch vor Leonhard Euler, der die differentielle Form des Kraftgesetzes zuerst in kartesischen Komponenten darstellte und für drei Dimensionen verallgemeinerte. Mit dem Kraftgesetz gelingt Hermann zudem die Reformulierung der mechanischen Energieerhaltung bei konservativen Zentralkräften als .[4] So enthält Hermanns mechanisches Werk sowohl geometrische Darstellungen nach Newton wie auch analytische Verfahren der Infinitesimalrechnung.
Hermann scheint zudem der Erste gewesen zu sein, der zeigte, dass der Laplace-Runge-Lenz-Vektor eine Konstante für die Bewegung von Partikeln ist, auf welche eine umgekehrt zum Quadrat der Entfernung wirkende Zentralkraft wirkt.[5][6]
Der Mondkrater Hermann ist nach ihm benannt.
Literatur
- Hermann, Jakob, Phoronomia, sive de Viribus et Motibus corporum solidorum et fluidorum libri duo. Rod. & Gerh. Wetstenios H. FF, Amsterdam 1716. (Digital verfügbar unter: https://archive.org/details/b30410368. In einer englischen Übersetzung von Ian Bruce, 2016 unter: http://www.17centurymaths.com/contents/hermanphoronomia.htm Zugriff: 17. Dezember 2021).
- Moritz Cantor: Hermann, Jacob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 181 f.
- Emil A. Fellmann: Hermann, Jakob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 658 f. (Digitalisat).
- Rudolf Mumenthaler: Im Paradies der Gelehrten. Schweizer Wissenschaftler im Zarenreich (1725–1917). H. Rohr, Zürich 1996, ISBN 3-85865-632-1.
Weblinks
- Werke von und über Jakob Hermann in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Fritz Nagel: Hermann, Jacob. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- John J. O’Connor, Edmund F. Robertson: Jakob Hermann (Mathematiker). In: MacTutor History of Mathematics archive.
Einzelnachweise
- Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724. Jakob Hermann. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 17. August 2015 (russisch).
- Andreas Verdun, Leonard Eulers Arbeiten zur Himmelsmechanik, Springer 2015, S. 72
- Jakob Hermann, Phoronomia. Amsterdam 1716, S. 57, Art. 131 . Siehe auch Verdun (2015) des vorigen Einzelnachweises, S. 228 f. und S. 460 f.
- Jakob Hermann, Phoronomia. Amsterdam 1716, S. 57, Art. 132.
- Jakob Hermann: Metodo d’investigare l’Orbite de Pianeti …. In: Giornale de’ letterati d’Italia. 2, 1710, S. 447–467.
- Jakob Hermann: Extrait d’une lettre de M. Herman à M. Bernoulli datée de Padoüe le 12. Juillet 1710. In: Histoire de l’Académie royale des sciences (Paris). 1710, Februar, S. 519–521.