Jagdschloss Quitzin
Das Jagdschloss Quitzin ist ein denkmalgeschütztes Gebäude in Quitzin, einem Ortsteil von Splietsdorf im Landkreis Vorpommern-Rügen. Zur Schlossanlage gehören zwei Kavaliershäuser, der Park und die Feldsteinmauer.
Geschichte und Architektur
Architektur
Das Herrenhaus ist ein dreigeschossiger, fünf- bzw. dreiachsiger, blockhafter Putzbau mit einem hofseitigen Mittelrisalit mit einem wappenverzierten Dreiecksgiebel. Die beiden eingeschossigen Seitenflügel stammen aus der gleichen Zeit. Alle Gebäude haben hohe Mansarddächer.
Die Fassade ist durch Eckquaderung und Fensterfaschen gegliedert. Der Haupteingang ist von Pilastern und einem Segmentbogen umrahmt. Im Hauptgeschoss finden sich Stuckarbeiten an Wänden und Decken.[1]
Geschichte
Das Gutshaus wurde erstmals um 1457 erwähnt, als Herzog Erich II. von Pommern-Wolgast gemeinsam mit seinem Bruder Wartislaw X. das Gut an den Abt des Klosters Neuenkamp, an dessen Stelle sich heute die Stadt Franzburg befindet, verschenkte.
Das hohe Gebäude wurde 1607 im Stile der Renaissance auf dem Gewölbe einer Burganlage aus dem 13. Jahrhundert errichtet für den herzoglich-pommerschen Rat und Kanzler Erasmus von Küssow errichtet.
1723 erfolgte die Erweiterung und der Umbau zu einem barocken Jagdschloss.
Gutsherren waren die Grafen von Küssow, die bis 1824 das Gut besaßen. In der Schwedenzeit in Pommern war König Karl XII. von Schweden häufig als Jagdgast in Quitzin. Der Deutsche Orden prozessierte von 1824 bis 1841 um den Nachlass des letzten Küssow.
Im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts ließ die Gräfin von Küssow im Park ein exzentrisches Badehaus im klassizistischen Stil durch den Schinkel-Schüler und Greifswalder Universitätsbauinspektor C.A.P. Menzel errichten, das für Vorpommern einmalig war und von dem nur noch die Fundamente erhalten sind.[2]
Die Erben Küssows verkauften 1908 Quitzin an den preußischen Kammerherrn Werner von Veltheim.[3] 1937 wurde sein Sohn, Burghard von Veltheim, enteignet und bis 1945 war hier ein Wehrertüchtigungslager der SS.
Der Gutshof wurde ab 1945 aufgesiedelt. Das Gebäude war zunächst Flüchtlingslager. Im Jagdsaal feierte die Dorfbevölkerung ihre Feste, die Bibliothek wurde zur Bar umfunktioniert. Ab 1971 bis 1990 nutzte die Zivilverteidigung der DDR das Gebäude als Magazin. Das Haus wurde 1972 notdürftig renoviert, die Fenster wurden teils vermauert oder mit Eisengittern versehen und das Mansarddach des Hauptgebäudes durch ein Flachdach ersetzt. Verzierungen an der Fassade wurden entfernt.
Um 1988/89 ließ die Forstverwaltung die 150 Jahre alte Kastanienallee abholzen und pflanzte im Park Erlen, Lärchen und Fichten.[4]
Burghard Rübcke von Veltheim (Enkel des letzten Besitzers, Burghard von Veltheim) und seine Frau Friederike, geb. Freiin von Blomberg, erwarben nach 1990 das Haupthaus mit entsprechenden Sanierungsauflagen. Es folgten die beiden Kavaliershäuser. Das Ensemble wurde von ihnen – auch mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz – in über 25-jähriger Aufbauarbeit größtenteils gerettet. Das Jagdschloss, in dem man sich seit 2009 auch standesamtlich trauen lassen kann, wird heute als B&B Hotel und Wohnhaus der Familie genutzt.[5]
Schlosskapelle
In der Gutsanlage steht vor dem Haupthaus die kleine Schlosskapelle, ein 1614 errichteter, verputzter Backsteinbau, deren Kern früheren Datums sein könnte. Das östliche Joch ist mit Strebepfeilern versehen. Der Ostgiebel ist in Fachwerk ausgeführt, dessen Gefache verputzt sind. An ihm befindet sich eine hölzerne Aufhängung für die Glocke, welche von 1856 stammt. Der westliche Giebel wurde im 19. Jahrhundert massiv in Backstein neu errichtet. West- und Südportal sind spitzbogig. Die Kapelle besitzt hölzerne Stichbogen-Fenster, die durch Putzfaschen gerahmt sind. Bei der Restaurierung nach 1990 wurde der Außenbau der Kapelle mit einem Muschelkalkputz versehen.
Im Innern besitzt das Gebäude im Chorjoch ein Zellengewölbe und im Kirchenschiff eine verputzte Holztonne. Zwei rechteckige Mauernischen befinden sich in der Ostwand.
Zur Innenausstattung der Schlosskapelle zählt ein Altaraufsatz aus Sandstein von 1616, der wahrscheinlich Sockel eines größeren Retabels war und Wappen der Familien von Küssow und von Blücher, den damaligen Besitzern, trägt. Weiterhin befinden sich im Gebäude eine Kanzel mit Renaissance-Schnitzarbeiten, ein Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert, ein Lesepult von 1714 und ein achteckiger Taufstein aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Letzterer befand sich ursprünglich in der Dorfkirche Rolofshagen. Das Gestühl stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Der Kirchhof ist von einer Feldsteinmauer umgeben. Auf ihm befindet sich eine Grabstele von 1746.[6]
Die ehemalige Schlosskapelle wird gelegentlich noch von der Kirche genutzt, etwa für Trauungen und Taufgottesdienste.
Literatur
- Georg Dehio, bearbeitet von Hans-Christian Feldmann, Gerd Baier, Dietlinde Brugmann, Antje Heling, Barbara Rimpel: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Mecklenburg-Vorpommern. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2000, ISBN 3-422-03081-6.
- Bruno J. Sobotka: Burgen, Schlösser, Gutshäuser in Mecklenburg-Vorpommern. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-8062-1084-5.
- Burghard Rübcke von Veltheim: Gottvertrauen ist sein Kapital, in: Christi Ehr vnd gemeinen Nutzen Willig zu fodern vnd zu schützen, Bd. 3. Thomas Helms Verlag Schwerin 2014, ISBN 978-3-940207-82-1, S. 877–904.
Weblinks
Einzelnachweise
- Georg Dehio, bearbeitet von Hans-Christian Feldmann, Gerd Baier, Dietlinde Brugmann, Antje Heling, Barbara Rimpel: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Mecklenburg-Vorpommern. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2000, ISBN 3-422-03081-6, Seite 429
- Georg Dehio, bearbeitet von Hans-Christian Feldmann, Gerd Baier, Dietlinde Brugmann, Antje Heling, Barbara Rimpel: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Mecklenburg-Vorpommern. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2000, ISBN 3-422-03081-6, Seite 429
- Bauherren
- Nach dem Zweiten Weltkrieg
- Heutige Nutzung
- Jana Olschewski: Offene Kirchen I. Von der Recknitz bis zum Strelasund. Thomas Helms Verlag Schwerin 2005, ISBN 3-935749-49-X, S. 30