Jürgen Seidel (Maler)
Jürgen Seidel (* 1. September 1924 in Chemnitz; † 10. April 2014 in Dresden) war ein deutscher Maler und Grafiker.
Leben und Werk
Jürgen Seidel absolvierte von 1939 bis 1942 eine Lehre als Dekorateur. Von 1942 bis 1946 war er Soldat bei der Wehrmacht und in Kriegsgefangenschaft. In dieser Zeit begann er zu zeichnen. Von 1946 bis 1951 studiert Seidel bei Max Erich Nicola und Hans Theo Richter an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Mit Nicola schuf er 1949 im Rahmen der „Wandbildaktion“ für die 2. Deutschen Kunstausstellung in Dresden das Wandbild Feinmechanik Zeiß-Ikon.[1]
Nach dem Studienabschluss arbeitete Seidel als freischaffender Künstler in Dresden, ab 1952 als Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR. In der ersten Zeit machte er vor allem dekorative Wand- und Glasfenstergestaltungen in Dresden und Berlin, später vor allem Gemälde und Zeichnungen, Collagen und Montagen. Entsprechend dem Aufruf der SED „Künstler in die Betriebe“ war er 1954 zu einem Studienaufenthalt im Kohlebergwerk Freital-Zauckerode und 1982 im Zinnbergwerk Altenberg.
Ab 1955 unternahm er Studienreisen u. a. zur Documenta in Kassel, nach London, in die UdSSR, die CSSR und nach Bulgarien. 1959 bis 1961 schuf er als Auftragswerk der Stadt Dresden für die alte Markthalle von Coventry ein Wandbild. Als die Dresdener Kunstsammlerin Ursula Baring (1907–2002) 1959 begann, für Dresdener Künstler, deren Werk in der offiziellen Kulturpolitik nicht gewürdigt wurden, in größeren Räumlichkeiten Personalausstellungen zu ermöglichen, gehörte Seidel mit Joachim Heuer, Hans Jüchser, Bernhard Kretzschmar und Fritz Löffler zu den eigentlichen Organisatoren.[2]
Ab 1990 war Seidel Mitglied des Sächsischen Künstlerbunds. Er war mit der Textilgestalterin Gertraude geb. Riedel (1924–2011) verheiratet.[3] Seine Grabstelle befindet sich auf dem Friedhof Dresden Loschwitz.
Rezeption
„Seine vornehmlich abstrakten Kompositionen kennzeichnet eine Symbiose von Symbolismus und Surrealismus.“[4] In Tafelbildern und Baumrinden-Collagen realisiert Seidel „ein surreal vermitteltes Verhältnis zur Natur – Felsbilder und verhüllte Rosenstöcke als gleichnishafte Zeichen.“[5]
Werke (Auswahl)
- Fabriktorso (Holzschnitt, 1958)[6]
- Ikarus – Hommage à Juri Gagarin (Tafelbild, Öl, 1974)[7]
- Bergmann beim Gleisbau (Tafelbild, Öl, 1983)[8]
- Galerie der Flugpioniere (Tafelbild, Öl, 1984)[9]
- Die Stachligen (Öl & Stoff & Sand & Leinwand, 1984; im Bestand der Dresdner Galerie Neue Meister)[10]
- Werden und Vergehen (Collage, Acryl, Öl, 1985)[11]
Einzelausstellungen (Auswahl)
- 1960: Freiberg, Stadt- und Bergbaumuseum
- 1975: Dresden, Kunstausstellung Kühl (Gemälde, Collagen, Zeichnungen, Montagen)
- 1978: Dresden, Galerie Nord (mit Gertraude Seidel)[12]
- 1980: Erfurt, Galerie erph (Collagen und Grafik)
- 1978/1979: Dresden, Kleine Galerie im Kino
- 1982: Dresden, Galerie Kunst der Zeit („Zinnerz Altenberg“)
- 1987: Dresden, Kunstausstellung Kühl (Gemälde und Grafik)
Einzelnachweise
- Deutsche Fotothek. Abgerufen am 20. Juli 2021.
- Simone Simpson: Zwischen Kulturauftrag und künstlerischer Autonomie. Böhlau Verlag, Köln / Weimar 2008, S. 31.
- Gertraude Seidel : Traueranzeige : Sächsische Zeitung (sz-trauer.de) (abgerufen 2021-07-20)
- https://www.grafikliebhaber.de/SeidelJuergen-Monumente_des_Schweigens/topic/Shop_Detailseite/shop_art_id/106145/tpl/koenitz_detail (abgerufen 2021-07-20)
- Lothar Lang: Malerei und Graphik in der DDR. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1983; 228
- http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90083028/df_hauptkatalog_0136991
- http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/30130216/df_hauptkatalog_0181697
- http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/30134428/df_hauptkatalog_0256958
- http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/30134429/df_hauptkatalog_0256959
- http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/32002760/df_hauptkatalog_0259337
- http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/30134362/df_hauptkatalog_0263226
- http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90061671