Jüdische Rundschau (Monatszeitung)
Jüdische Rundschau ist der Name einer jüdischen Monatszeitung, die seit Anfang Juli 2014 im Verlag Jewish Berlin Online GmbH (J.B.O.) erscheint. Mit der Wochenzeitschrift Jüdische Rundschau vom Anfang des 20. Jahrhunderts hat sie nur den Namen gemein.[1]
Herausgeber und Ausrichtung
Herausgeber der Zeitung ist der Berliner Unternehmer und Immobilienverwalter[2] Rafael Korenzecher. Als Redakteure fungierten bis Ende 2014 Susanne Wein und Clemens Heni[3], von 2015 bis 2022 Simon Akstinat[4], ab 2022 Laila Mirzo.[5] Im gleichen Haus erscheint auch die russischsprachige Ausgabe Jewrejskaja Panorama (Еврейская панорама, deutsch: Jüdisches Panorama).
Als Ziele beider Zeitschriften gibt der Verlag unter anderem an, ein „heute häufig verzerrtes und unvollständiges Medienbild von Israel sinnvoll zu konterkarieren“.[6] In der Berichterstattung sollen „konservative, orthodoxe wie auch liberale Strömungen“ berücksichtigt werden. Die Jüdische Rundschau versteht sich als Gegengewicht zur liberalen Zeitung Jüdische Allgemeine, die vom Zentralrat der Juden in Deutschland herausgegeben wird.[7] Die Zeitung erscheint im Tabloid-Format, die Startauflage betrug 7000 Exemplare.
Einordnung in der Medienlandschaft
Shimon Stein und Moshe Zimmermann bezeichneten die Jüdische Rundschau in der Zeit als „rechtsgerichtet“.[8] Daniel Bax nannte sie in der taz „ein marginales, rechtes Blatt“.[9] Christoph Gollasch nannte sie im Jahrbuch für Antisemitismusforschung eine „wirtschaftsliberal-konservative Monatszeitung“.[10]
Artikel zu Antisemitismus-Vorwürfen am Otto-Suhr-Institut
Am 6. Januar 2017 erschien in der Jüdischen Rundschau ein Artikel, der „antizionistischen Aktivismus“ einer am Otto-Suhr-Institut tätigen Dozentin thematisierte.[11] Wie sich später herausstellte, handelte es sich nicht um einen Originalbeitrag für die Jüdische Rundschau, sondern um eine wortidentische Wiederveröffentlichung eines Beitrags im Blog „Boasinfo“ vom 25. Dezember 2016.[12] Nachdem die Vorwürfe von einer Studenteninitiative „Gegen jeden Antisemitismus an der Freien Universität Berlin“ in einem Brief an die Institutsleitung und das Präsidium der Universität aufgenommen worden waren, veröffentlichte die Institutsleitung ein Statement[13] unter expliziter Bezugnahme auf den Artikel, dem zufolge bis zur Klärung der Angelegenheit die Dozentin keine weiteren Lehraufträge des Otto-Suhr-Institutes mehr erhalten werde.[9] Der Vorgang löste ein umfangreiches Presseecho[14][15][16] bis nach Israel[17] und weitere Veröffentlichungen[10] aus.
Sonstiges
Rafael Korenzecher stiftete 2016 den „Preis für ehrlichen Journalismus“. Erster und bisher einziger Preisträger war Tuvia Tenenbom.[18][19]
Weblinks
Einzelnachweise
- Thomas Klatt: Neue Zeitung – Antisemitismus aufdecken. Deutschlandfunk, 18. Juli 2014, abgerufen am 25. August 2021.
- Karriereportal IZ-Jobs: Fundatis-Curanis-Chef Rafael Korenzecher hat die Geschäftsführungen bei gleich drei Unternehmen der Fundatis-Curanis abgegeben., 13. Januar 2011, als Memento gespeichert am 23. Januar 2021
- Jüdische Rundschau: Ausgabe Nr. 6, Dezember 2014, als Memento gespeichert am 2. Februar 2021
- Jüdische Rundschau: Ausgabe Nr. 7, März 2015, als Memento gespeichert am 17. April
- Jüdische Rundschau :: Impressum. Abgerufen am 27. Januar 2022.
- Jüdische Rundschau. Über uns. Verlag Jewish Berlin Online GmbH (J.B.O.), abgerufen am 25. August 2021.
- Severin Weiland: Rechts, deutsch, jüdisch. In: Der Spiegel. 6. Oktober 2018, abgerufen am 25. August 2021.
- Shimon Stein und Moshe Zimmermann: Judentum: Weil’s besser klingt. In: DIE ZEIT Nr. 35/2017. 24. August 2017, abgerufen am 28. August 2021.
- Daniel Bax: Meinungsfreiheit an Berliner Universität: Peinliche Posse bei den Politologen. taz, 18. Januar 2017, abgerufen am 28. August 2021.
- Christoph Gollasch: Ein neuer "Berliner Antisemitismusstreit"? Der "Fall Mendivil" am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin. In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung. 2017, S. 395–414 (org.uk).
- Timo Koch: Israelhetze mit Lehrauftrag an der Berliner Uni? – Dem Hass auf Israel ein Gesicht geben. In: Jüdische Rundschau. Band 29, Nr. 1. Berlin Januar 2017, S. 8 (juedischerundschau.de [PDF]).
- Gemäß Christoph Gollasch: Ein neuer „Berliner Antisemitismusstreit“? Der „Fall Mendívil“ am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin. In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 26, 2017, S. 395–414, hier: S. 397f. Der Original-Blogbeitrag findet sich hier.
- Bernd Ladwig: Statement by the Management of the Otto Suhr Institute regarding the Accusations against the Lecturer Roldán Mendivil. (PDF) Otto-Suhr-Institut, abgerufen am 28. August 2021 (englisch).
- Jérôme Lombard, Martin Krauss: Freie Universität Berlin – Antisemitismus am Otto-Suhr-Institut? Jüdische Allgemeine, 16. Januar 2017, abgerufen am 28. August 2021.
- Dominik Mai: Antisemitismus: Studierende der FU Berlin erheben Vorwürfe gegen Lehrbeauftragte des Otto-Suhr-Instituts. Berliner Zeitung, 11. Januar 2017, abgerufen am 28. August 2021.
- Antisemitismus-Vorwürfe gegen FU-Dozentin. Furios – Studentisches Campus-Magazin an der FU Berlin, 20. Januar 2017, abgerufen am 28. August 2021.
- Benjamin Weinthal: German university suspends pro-BDS professor. The Jerusalem Post, 10. Januar 2017, abgerufen am 28. August 2021 (englisch).
- Ein Ehrlicher – Tuvia Tenenbom geehrt. nd, 14. Dezember 2021, abgerufen am 28. August 2021.
- "Preis für ehrlichen Journalismus" – Tuvia Tenenbom erhält Auszeichnung. n-tv, 9. Dezember 2016, abgerufen am 28. August 2021.