Jüdemerstraße
Die Jüdemerstraße ist eine Straße in der Trierer Innenstadt. Sie verläuft von der Fahrstraße am Viehmarktplatz vorbei zur Karl-Marx-Straße.
Jüdemerstraße | |
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Basisdaten | |
Ort | Trier |
Ortsteil | Mitte |
Anschlussstraßen | Karl-Marx-Straße, Fahrstraße |
Querstraßen | Heinz-Tietjen-Straße, Antoniusstraße, Stresemannstraße |
Plätze | Viehmarktplatz |
Geschichte
Der Straßenname ist seit 1240 als juxta murum Judaeorum belegt. Ab 1350 hieß sie dann vicus juxta Judenmure. Die namensgebende Judenmauer trug ihren Namen von dem Judenfriedhof, den sie einschloss. Dieser lag östlich der Kirche St. Antonius und nahm einen Teil des heutigen Viehmarktes ein.[1]
Als Erzbischof Otto von Ziegenhain 1418 die Juden aus der Stadt auswies, kam der Friedhof in den Besitz des Landesherrn, und er verfiel. 1517 trug Philipp von Sierck dieses Grundstück zu Lehen. 1615 wurde es schließlich dem Kapuzinerorden zur Erweiterung ihres Gartens übereignet, nachdem die Juden wieder in die Stadt zurückkehren durften und sie ihren Friedhof außerhalb der Stadtmauer anlegten.[1] Heute befindet sich der Jüdische Friedhof von Trier zwischen Gilbertstraße und Weidegasse.
Kulturdenkmäler
Während es heute außer dem Herkulesbrunnen keine Kulturdenkmäler in der Jüdemerstraße gibt, säumten noch vor ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg viele ehemalige Bürgerhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert die Straße.[2][3] Der Herkulesbrunnen steht erst seit 1960 im Schatten der Antonius-Pfarrkirche und stammt etwa aus der Zeit um 1800. Die Brunnenfigur zeigt Herkules im Kampf mit dem Löwen und entstand bereits 1730.[4]
Zudem war bis etwa 2018 in der Jüdemerstraße einen Überrest der 1951 stillgelegten Trierer Straßenbahn, der aus dem Asphalt hervortrat, zu sehen.
Im Folgenden werden zwei der zerstörten Gebäude näher beschrieben:
Ehemaliges Bürgerhaus Hausnummer 5
Das Gebäude in Jüdemerstraße 5 stammte von dem Barock-Baumeister Jacobus Steinem, der auch viele andere Bauwerke in Trier baute. Das Gebäude zeichnete sich durch glatte stichbogige Fenstergewände mit Scheitelstein, Mansarddach, Ecklisenen aus. Das Gebäude war vierachsig und zweigeschossig und war auch durch Elemente des Rokoko geprägt.[5]
Ehemaliges Bürgerhaus Hausnummer 12
Ab 1797 wohnte im Bürgerhaus in Jüdemerstraße 12 die Familie des späteren Stadtbaumeisters Johann Georg Wolff. Es war mit zwei Geschossen und vier schmucklosen Fensterachsen sehr schlicht gehalten. Das große Mansarddach ließ das Gebäude älter erscheinen als es tatsächlich war. Den einzigen Datierungshinweis gab es auf dem Portal, denn es zeigt ähnliche Formen wie das Haus in Simeonstraße 15 aus der Napoleonischen Empire-Zeit. Am Portal waren auch ägyptisierenden Lotuskapitellen zu finden, die von zwei glatten Pilastern flankiert wurden. Es wurde zudem von einem darüberliegenden Gebälk mit einem Palmettenfries und zwei flankierenden Löwenköpfen dekoriert. Auch das Türblatt wies typische mandel- und rautenförmige Empire-Ornamentik auf.[5]
Literatur
- Patrick Ostermann (Bearb.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 17.1: Stadt Trier. Altstadt. Werner, Worms 2001, ISBN 3-88462-171-8.
- Ulrike Weber (Bearb.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 17.2: Stadt Trier. Stadterweiterung und Stadtteile. Werner, Worms 2009, ISBN 978-3-88462-275-9.
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreisfreie Stadt Trier. (PDF; 1,2 MB) Koblenz 2010.
- Kulturbüro der Stadt Trier (Hrsg.)/Emil Zenz: Straßennamen der Stadt Trier: Ihr Sinn und ihre Bedeutung. Trier 2003.
Einzelnachweise
- Kulturbüro der Stadt Trier (Hrsg.)/Emil Zenz: Straßennamen der Stadt Trier: Ihr Sinn und ihre Bedeutung. Trier 2003.
- Patrick Ostermann (Bearb.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 17.1: Stadt Trier. Altstadt.Werner, Worms 2001
- Helmut Lutz: Verzeichnis der seit 1930 untergegangenen denkmalwerten Bauanlagen. Denkmalpflege in Trier (1975) Hrsg.: Städtische Denkmalpflege
- Frey, J. 1993: Brunnen in Trier.
- Michael Zimmermann: Klassizismus in Trier. Die Stadt und ihre bürgerliche Baukunst zwischen 1768 und 1848. WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1997, ISBN 3-88476-280-X