Iwan Müller (Musiker)
Iwan Müller (* 3. Dezember 1786 in Reval, Russisches Kaiserreich; † 4. Februar 1854 in Bückeburg) war ein deutscher Klarinettist, Komponist und Instrumentenbauer, der sich große Verdienste um die Weiterentwicklung seines Instruments erwarb.
Leben
Müller wurde als Kind deutscher Eltern in Reval geboren und erhielt um 1805 eine Anstellung als Kammermusiker in Sankt Petersburg. 1809 ging er nach Paris und errichtete dort eine Instrumentenfabrik, die 1812 erstmals eine neuartige „Clarinette omnitonique“ mit 13 luftdichten Klappen auf den Markt brachte. Während die alten Klappen eine einfache Kipp-Mechanik und ein Filzpolster hatten, so dass sie nie wirklich perfekt schlossen, entwickelte Müller die Löffel-Klappe mit Lederpolster und versenkte die Löcher mit einem erhabenen, konischen Ring, dem Zwirl, wie es noch heute üblich sind. Daneben befestigte er als Erster das Blatt mit einem verstellbaren Metallring. Bedingt durch ein negatives Gutachten des Pariser Conservatoires ging Müllers Fabrik bankrott, doch setzte sich seine Neuerung bereits nach wenigen Jahren durch.
1820 verließ Müller Paris wieder, um nach Russland zu gehen. Drei Jahre später wendete er sich nach Deutschland und fand zuerst in Kassel und 1825 in Berlin eine Anstellung. 1826 reiste er in die Schweiz, im Frühjahr 1828 ist er in Wien nachweisbar, später in London und nach der Julirevolution von 1830 erneut in Paris. Zuletzt war er Hofmusiker des Fürsten Georg Wilhelm zu Schaumburg-Lippe in Bückeburg.
Müller gilt auch als Erfinder der modernen Altklarinette.
Werke
- Drei Fantasien nach Cavatinen von Gioachino Rossini für Klarinette und Klavier op. 27
- Le rêve für Klarinette und Klavier op. 73
- Konzert für Klarinette und Orchester; Bonn: Simrock, um 1811
- Siciliano et Rondeau für Klarinette, zwei Violinen, Viola, Kontrabass, Flöte, zwei Oboen, zwei Hörner und zwei Fagotte; Offenbach: André, 1818
- Duo concertant Souvenir de Dobbéran für Klarinette, Horn (ad lib. Bassetthorn oder 2. Klarinette) und Klavier
- Gamme pour la nouvelle clarinette. Berlin, Bonn 1812 (Klarinettenschule)
- Sechs Flötenkonzerte
- Konzertante für zwei Klarinetten
- Drei Quartette für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello
Literatur
- Martin Lücke: Iwan Müller. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Band 12. Bärenreiter Verlag, 2004, Sp. 794–795.
- Eduard Bernsdorf: Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Band 2, Dresden 1857, S. 1063 (books.google.de).
- Hermann Mendel, August Reissmann: Musikalisches Conversations-Lexikon. Band 7, Berlin 1877, S. 196–197 (Textarchiv – Internet Archive)
- Helmut Scheunchen: Lexikon deutschbaltischer Musik. Wedemark-Elze 2002. S. 173 f.
Aufnahmen
- Kammermusik, NAXOS, 2012 (Friederike Roth, Erika le Roux, Wenzel Fuchs, Beronlina Ensemble)
- vier Klarinettenkonzerte, MDG, 2014 (Friederike Roth, Johannes Gmeinder, Philharmonisches Orchester des Staatstheaters Cottbus, Evan Christ)
Weblinks
- Noten und Audiodateien von Iwan Müller (Musiker) im International Music Score Library Project
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Müller, Iwan. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital