Iossif Moissejewitsch Feldman

Iossif Moissejewitsch Feldman (russisch Иосиф Моисеевич Фельдман; * 4. Dezemberjul. / 17. Dezember 1905greg. i​n Nowograd-Wolynsk, Gouvernement Wolhynien, Russisches Kaiserreich; † 24. Oktober 1984 i​n Soroca, Moldauische SSR) w​ar ein sowjetischer Major, Journalist u​nd Lehrer. Er w​ar 1945 a​ls Kulturoffizier a​n der Herausgabe mehrerer Berliner Zeitungen beteiligt.

Leben

Herkunft und Jugend

Er stammte aus einer jüdischen Familie. Der Vater Mojsche Feldman war Privatlehrer und unterstützte viele Menschen als Rechtsberater. Die Mutter arbeitete zunächst in einer Apotheke und war dann mit vier Kindern zu Hause. Die Familie wohnte in Nowograd-Wolynsk (Nowohrad-Wolynskyj) zeitweise in einem eigenen zweistöckigen Haus. Der Junge erhielt umfangreichen Privatunterricht bei seinem Vater und schaffte 1918 die Aufnahmeprüfung zum städtischen Gymnasium. 1923 schloss er die Schule ab.

Militärische Ausbildung

Er arbeitete zunächst in verschiedenen Industriebetrieben, unter anderem in der Porzellan- und Fayenceherstellung. 1927 wurde er zu den Luftstreitkräften einberufen. Von 1928 bis 1930 absolvierte Feldman eine Ausbildung an der Leningrader Militärtechnischen Schule der Luftstreitkräfte. 1935 erhielt er eine Beförderung als Militärflieger. 1936 wurde er erneut an die Leningrader Militärschule delegiert und arbeitete in der dortigen Hochschulzeitung „Kontakte“ als Redakteur. 1937 wurde er unerwarteterweise aus der Armee und der Partei entlassen, wie viele andere Mitglieder auch. Der Parteiausschluss wurde bald wieder rückgängig gemacht, das Ausscheiden aus der Armee nicht.

Kriegseinsätze

Feldman arbeitete wieder i​n einem Industriebetrieb u​nd begann d​ann eine Ausbildung a​m Institut für Fremdsprachen i​n Leningrad. Am 31. Dezember 1940 w​urde er wieder z​ur Armee einberufen u​nd in Tbilissi i​m Kaukasus stationiert. Dort hörte e​r Radiosendungen i​n englischer u​nd deutscher Sprache z​ur Informationsgewinnung ab. Am 15. Juni 1941 erfuhr e​r aus e​iner englischsprachigen Radiosendung v​om bevorstehenden deutschen Angriff a​uf die Sowjetunion. In d​er Politabteilung w​ar Feldman zeitweise i​m Iran stationiert, d​ann wieder i​m Kaukasus, später i​n der Ukraine u​nd Polen u​nd zuletzt b​ei Magdeburg. Von 1942 i​st ein deutschsprachiges Flugblatt v​on ihm a​n deutsche Kriegsgefangene i​n sowjetischen Kriegsgefangenenlagern erhalten.

Kulturoffizier in Berlin

Etwa seit Anfang Mai 1945 war Iossif Feldman als Kulturoffizier für die Sowjetische Militäradministration in Berlin tätig. Er war einer der Mitbegründer der Berliner Zeitung als erster deutscher Tageszeitung im sowjetischen Sektor von Berlin und wurde deren stellvertretender Herausgeber. Seit 30. November 1945 übte er diese Funktion auch in der sowjetischen Täglichen Rundschau aus. Im November 1945 initiierte Feldman dazu die Gründung des Expreß-Verlages und der Abendzeitung Nacht-Express als erster formal unabhängigen Tageszeitung in der Sowjetischen Besatzungszone. Er blieb der verantwortliche Politoffizier dieses Blattes und schrieb auch einige Artikel unter dem Pseudonym Jürgen Friedbach. Beide deutsche Zeitungen erzielten gute Auflagen und hatten etwas mehr redaktionelle Freiheiten als die meisten anderen Tageszeitungen in der sowjetischen Besatzungszone. Amerikanische Militärvertreter erlebten Feldman dagegen als politisch wenig nachgiebig.[1] 1948 veröffentlichte er auch zwei Bücher über die Zeitgeschehnisse in deutscher Sprache unter Pseudonym.

Lagerhaft

Im Herbst 1948 wurde Feldman als Journalist nach London geschickt. Dort traf er auch den Schatten-Außenminister der Labour Party, dem er sich gegenüber positiv über Großbritannien äußerte. Nach seiner Rückkehr nach Berlin wurde er verhaftet und der Spionage bezichtigt. Sein Auftreten in London wurde ihm vorgeworfen. Nach fast einjähriger Untersuchungshaft wurde Feldman zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt.[2] 1954 wurde er vorzeitig entlassen, bekam aber einen neuen Wohnort zugewiesen.

Letzte Jahre in Moldawien

1960 wurde Iossif Feldman vollständig rehabilitiert. Er zog nach Soroka (Soroca) in Moldawien und arbeitete dort als Englischlehrer am Pädagogischen Institut und der Mittelschule. Er erwarb sich in der Stadt ein großes Ansehen und starb dort 1984.

Literatur

  • Werner Breunig, Jürgen Wetzel: Five Months in Berlin. Letters of Edgar N. Johnson from Occupied Germany. De Gruyter, Berlin/New York, 2020 S. 233, mit Kurzbiographie (englisch)

Einzelnachweise

  1. Werner Breunig, Jürgen Wetzel: Five Months in Berlin. Letters of Edgar N. Johnson from Occupied Germany. De Gruyter, Berlin/New York, 2020 S. 233, mit mehreren Aussagen amerikanischer Militärs über Iossif Feldman
  2. Anne Hartmann, Wolfram Eggeling: Sowjetische Präsenz im kulturellen Leben der SBZ und der frühen DDR 1945–1953. Akademie-Verlag, Berlin 1998.S. 163, zu den verschiedenen Gerüchte über seinen Verbleib nach Dezember 1948 durch West-Berliner Zeitungen; erstmals berichtete der Der Kurier vom 4. März 1950 über Feldmans tatsächliche Lagerhaft
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