Hyperinsulinismus
Hyperinsulinismus und Hyperinsulinämie; (engl.: hyperinsulinism, hyperinsulinemia) bezeichnen einen Zustand mit einer über das normale Maß hinausgehenden erhöhten Konzentration des Hormons Insulin im Blut. Differenziert man begrifflich nach Hyperinsulinämie, so versteht man darunter bereits eine ggf. nur vereinzelt auftretende oder nur kurzzeitige Überschreitung eines Normalzustandes, während der -ismus ein generelles oder anhaltendes, also eher ein chronisches Phänomen bezeichnen soll.
Mechanismen
Verantwortlich für einen Hyperinsulinismus ist entweder eine Überproduktion der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) mit und ohne Behinderung der Insulinwirkung oder eine Störung des Insulinabbaus. Die erstgenannte Ursache ist die häufigste, ggf. treten auch beide Ursachen kombiniert auf. Gründe für eine Insulinüberproduktion kann einerseits eine Reaktion der Bauchspeicheldrüse auf eine gesteigerte Insulinresistenz sein (u. a. im Zusammenhang mit Störungen des Stoffwechsels wie dem Metabolischen Syndrom, einem Diabetes mellitus Typ 2, dem Polyzystischen Ovarialsyndrom oder einem Vitamin-D3-Mangel[1]). Andererseits können Tumoren (Insulinome) oder Inselzellhyperplasien der Bauchspeicheldrüse zu einer vermehrten Insulinproduktion führen. Letzteres tritt u. a. als genetisch bedingte Störung bei Neugeborenen und Kindern auf (→ Kongenitaler Hyperinsulinismus).
Eine Hyperinsulinämie kann in jedem Alter entweder zeitweilig oder anhaltend auftreten (Hyperinsulinismus) und verursacht Hypoglykämie mit Schweißausbrüchen, schnellem Herzschlag, Kreislaufschwäche, Panikattacken. Werden die Symptome nicht rechtzeitig erkannt und ohne Gegenregulation durch die Zufuhr von kurzfristig verwertbaren Kohlenhydraten, kann es zu schweren Unterzuckerungen bis hin zu Bewusstseinsverlust und schließlich dem Tod führen.
Die Behandlung des Hyperinsulinismus richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
Diagnose
Im Fall der Hypoglykämie sind Insulinspiegel über 3 μU/ml abnormal, wenn der Glukosespiegel unter 50 mg/dl (2,8 mmol/l) liegt.
Bei einer Insulinresistenz sind nüchtern Insulinspiegel über 20 μU/ml verdächtig, in schweren Resistenzfällen können Insulinspiegel über 100 μU/ml auftreten.
Geschichte
Dass spontane Hyperinsulinämie ein Grund für die Symptomatik der Hypoglykämie sein kann, wurde erstmals von Seale Harris 1924 im Journal of the American Medical Association vorgeschlagen,[2] er stellte auch die erste Diagnose.[3]
Weblinks
- Portal für Eltern von Kindern mit Hyperinsulinismus des „Kongenitaler Hyperinsulinismus e. V.“
- Collaborative Alliance for Congenital Hyperinsulinism
Einzelnachweise
- Vitamin D status and PTH in young men: a cross-sectional study on associations with bone mineral density, body composition and glucose metabolism. PMID 20718769
- Seale Harris: Hyperinsulinism and disinsulinism. (PDF) In: Journal of the American Medical Association. 83, Nr. 10, 1924, S. 729–33. ISSN 0098-7484. Abgerufen am 25. April 2010. „Quote from the original article: «Conclusions:
1. Hyperinsulinism is a condition, perhaps a disease entity, with definite symptoms; i. e. those described as being due to hypoglycemia.
2. It seems probable that one of the causes of hyperinsulinism is the excessive ingestion of glucose-forming foods […]» Lite for Life is a weight loss company that, for a fee, will help you stick to the recommendations given by Seale Harris. In the above Lay Summary, they therefore see all this from a comercial weight-loss point of view.“ - Restore Your Health Safely and Sensibly. In: Liteforlife.com. Archiviert vom Original am 26. Januar 2007. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 24. Februar 2007.