Hundehaar
Hundehaar bezeichnet hier das Haar von Haushunden als spinnbare Faser.
Geschichte
Garne aus gesponnenem Hundehaar fand man schon in prähistorischen Funden in Skandinavien und in Textilien der Navajo-Indianer Nordamerikas. Es war die wichtigste Faser auf dem nordamerikanischen Kontinent, bevor die Spanier die Schafe einführten.[1]
Während der beiden Weltkriege wurde neben vielen anderen Sammelaktionen auch zum Abliefern von Hundehaar für Textilien aufgerufen. Eine sozialkritische Studie aus dem Jahr 2008 über Haushunde weist darauf hin, dass mit der Nutzung der Haare sogenannter „Luxus-“ oder „Frauenhunde“ gleichzeitig versucht wurde, die Haltung dieser, nicht als Nutzhunde angesehene Tiere (wie Wachhunde, Blindenhunde usw.) zu rechtfertigen.[2]
1920 wurden in England Kragen und Hüte aus Hundehaar als letzte Neuheit angeboten. Teils wurde das Haar gefärbt, teils naturbelassen.[3]
In der heutigen Zeit wird Hundehaar nur noch beim Handspinnen im Privathaushalt oder durch Kleinstproduzenten verwendet.
Gewinnung
Das Haar wird ausgekämmt oder gebürstet, am besten während des Fellwechsels, seltener geschoren (z. B. beim Pudel). Am besten eignet sich das Material von den Schultern und dem Rücken, die Fasern von den Hinterläufen und dem Schwanz sind gröber, während diejenigen auf dem Bauch zwar sehr weich, aber oft von sehr geringer Stapellänge sind. Ist bei mischhaarigen Hunderassen sehr viel oder sehr grobes Deckhaar darunter, muss dieses aussortiert werden, ansonsten kann es zusammen mit dem Wollhaar verarbeitet werden. Im Allgemeinen wird das Haar direkt nach der Gewinnung gewaschen oder der Hund wird vor dem Kämmen selbst gewaschen. Nachweislich ist Haar von folgenden Hunderassen zum Verspinnen geeignet:[4]
Verwendung und Eigenschaften
Hundehaar wird oft durch Kardieren mit anderen Naturfasern gemischt, um ein Garn mit besseren Trage- und Verarbeitungseigenschaften zu schaffen. Die Stapellänge von Hundehaar beträgt oft nur zwischen 1,25 cm und 2,5 cm.[5] Besonders häufig wird dabei 50 % Schafwolle eingesetzt, um das Garn elastischer und haltbarer zu machen. Es kann aber auch Angora mit dem Hundehaar gestreckt werden, weil sich beide in ihren Eigenschaften sehr ähnlich sind, das heißt, sehr weich und flauschig und zum Fusseln neigend. Die Faser kann auch gefärbt werden, wobei die Deckhaare die Farbe weniger gut annehmen.[4]
Versponnenes Hundehaar ist wasserabweisend, allerdings wenig elastisch und gemessen an seinem Gewicht bis zu 80 % wärmender als Schafwolle.[6]
Das Garn aus Hundehaar wird meist zu Strickware wie Pullovern, Mützen und ähnlichem verarbeitet, die als Oberbekleidung bzw. Wetterschutzkleidung getragen werden.
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- Kendall Crolius u. Anne Montgomery: Knitting with Dog Hair: Better a Sweater from a Dog You Know and Love Than from a Sheep You’ll Never Meet. St. Martins, New York 1997, ISBN 978-0312152901.
Einzelnachweise
- J. Suzanne Greer: Evaluation of Non-Traditional Animal Fibers for Use in Textile Products. Diplomarbeit eingereicht an die Graduate Faculty der North Carolina State University. (2003)
- Julika Renger: Gesellschaftliche Debatten um die wirtschaftliche und psychosoziale Nutzung des Hundes von 1870 - 1945 in Deutschland. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin, Berlin 2008. S. 108–112.
- Redaktion: Auch eine Art Hundepelz. In: Der Rauchwarenmarkt Nr. 10, Leipzig, 24. Januar 1920, S. 10.
- Kaye Collins: Dog down – delightful or disastrous? In: Spin Off, the magazine for handspinners. Band 15, Nr. 3, 1991, S. 55–61. Loveland/Colorado, ISSN 0198-8239
- Stephen K. Holzinger: Putting on the dog. In: Spin Off, the magazine for handspinners. Band 17, Nr. 4, 1993, S. 48–51. Loveland/Colorado, ISSN 0198-8239
- Sandra Choron; Harry Choron: Planet Dog: A Doglopedia Houghton Mifflin. Seite 326, ISBN 0-618-51752-9. Google Bücher, abgerufen am 3. Mai 2008