Border Collie
Der Border Collie ist eine von der FCI anerkannte Rasse von Arbeits- und Hütehunden aus Großbritannien (FCI-Gruppe 1, Sektion 1, Standard Nr. 297).
Border Collie | ||
---|---|---|
FCI-Standard Nr. 297 | ||
| ||
Ursprung: | ||
Widerristhöhe: |
| |
Liste der Haushunde |
Herkunft und Geschichtliches
Die erste Beschreibung über die Arbeitsweise des heutigen Border Collies stammt von John Caius, Leibarzt von Königin Elisabeth I., festgehalten im Buch Of Englishe Dogges aus dem Jahre 1576.[1]
„This dogge either at the hearing of his masters voice, or at the wagging and whisteling in his fist ... bringeth the wandring weathers and straying sheepe, into the selfe same place where his masters will and wishe ... wherby the shepherd reapeth this benefite, namely, that with little labour and no toyle or moving of his feete he may rule and guide his flocke ... either to have them go forward, or to stand still, or to drawe backward, or to turne this way or to take that way.“
„Sobald dieser Hund die Stimme seines Herrn oder das Schütteln seiner Faust wahrnimmt, bringet er die umher irrenden Schafe an eben jenen Ort, den sein Meister wünscht, so dass der Schäfer mit nur wenig Arbeit und Mühe, ohne Beanspruchung seiner Füße, seine Herde beherrschen und leiten kann … ob sie nun vorwärts gehen, still stehen oder sich zurückziehen soll, oder hierhin abbiegen, oder jenen Weg nehmen.“
Die ersten Berichte über arbeitende Schäferhunde stammen aus Italien, aus der Zeit kurz vor Christi Geburt, nachdem die Römer in Britannien eingefallen waren und mehrere dieser Hunde nach Italien mitgenommen hatten.
Auch um das Jahr 800 nahmen die Wikinger bei ihrer Rückkehr von Feldzügen gegen Britannien Hirtenhunde mit in ihre Heimat.
Als Stammvater des heutigen Border Collies gilt Old Hemp (1893–1901), im Besitz des Farmers Adam Telfer. Dieser Hund verfügte über außergewöhnliche Hütefähigkeiten und wurde deshalb zum bedeutendsten Zuchtrüden seiner Rasse.
Die Rassebezeichnung „Border Collie“ geht auf seine geographische Herkunft zurück, das Border Country – das Grenzland zwischen England und Schottland, und wird seit 1910 verwendet. Das Wort Collie bedeutet nützlicher Gegenstand[3] und steht inzwischen für eine ganze Reihe von Hütehunden, die Collies.
Von der FCI wird der Border Collie seit 1976 anerkannt. In Deutschland gibt es Border Collies seit den 1970er Jahren, 1978 wurde der erste Border Collie ins Zuchtbuch des Clubs für Britische Hütehunde eingetragen.[4]
Die International Sheep Dog Society hat bis heute noch keinen Rassestandard für Border Collies herausgebracht. Für diese Züchtervereinigung zählt ausschließlich die Arbeitsleistung des Hundes am Hüteobjekt, sie führt ein Register der arbeitenden Hunde. 1873 fanden die ersten Sheepdogtrials, Hütewettbewerbe, statt (en Sheepdog: Schafhund/Schäferhund, Trial: Prüfung, Test). Später entstanden Regeln für diese Wettbewerbe und heute finden sie in vielen Ländern, auch in Deutschland, statt. Der Border Collie wurde lange Zeit ausschließlich mit Blick auf seine Hütefähigkeit gezüchtet.[4]
Beschreibung
Der Körperbau ist harmonisch, mehr lang als hoch, bei arbeitenden Hunden sehr muskulös und für Schnelligkeit, Beweglichkeit sowie Ausdauer besonders gut geeignet. Zwei Fellvarianten sind laut Rassestandard der FCI anerkannt, eine mit mäßig langem Fell und eine stockhaarige. Beide sollen dichtes Haarkleid mit dichter Unterwolle und mittlerer Textur haben. Bei mäßig langem Fell sind Mähne, Hosen und Fahnen erwünscht. Das Fell im Gesicht, an den Ohren sowie den Vorderläufen – mit Ausnahme der Fahnen – und den Hinterläufen vom Sprunggelenk bis zum Boden soll kurz und glatt sein. Viele Farben sind erlaubt, wobei weiß nie vorherrschen sollte. Beispielsweise gibt es folgende Farben: Schwarz-weiß, Tricolor, Rot, Blau, Blue-merle, Red-merle, Schwarz-weiß gemottelt, Zobelfarben, Australian red, Lilac. Bei allen Farben kann auch Tan, ein heller Braunton, in Form von Abzeichen hinzukommen (Tricolor). Der Kopf ist breit mit ausgeprägtem Stop. Die Nase hat je nach Fellfarbe die Farbe schwarz, braun oder schiefer. Der Fang ist mäßig kurz und kräftig mit vollständigem Scherengebiss. Die Augen sind breit voneinander angesetzt oval und von mittlerer Größe. Sie sind braun, außer bei Blue-Merles, bei denen ein oder beide Augen teilweise oder ganz blau sein dürfen. Die mittelgroßen Ohren stehen aufrecht oder nach vorne gekippt. Die Rute ist mäßig lang, aber mindestens bis zum Sprunggelenk, gut behaart, tief angesetzt und wird nie über den Rücken getragen.
Die Bewegung sollte frei, fließend und unermüdlich sein. Die Pfoten sollten dabei möglichst wenig abgehoben werden, damit sich der Hund schleichend und mit großer Geschwindigkeit bewegen kann.
Krankheiten
Wie bei anderen Collies tritt beim Border Collie der MDR1-Defekt gehäuft auf, der eine Überempfindlichkeit gegenüber mehreren Arzneistoffen hervorruft. Die Rasse ist von der Collie Eye Anomaly (CEA), einer vererbbaren Augenerkrankung, betroffen. Es existieren für den Border Collie genetische Untersuchungsmöglichkeiten auf Collie Eye Anomaly, Canine Ceroid-Lipofuszinose (CL) – eine unheilbare tödliche Stoffwechselerkrankung – und Trapped Neutrophil Syndrome (TNS) – eine Knochenmarkserkrankung, bei der keine weißen Blutkörperchen in den Blutkreislauf abgegeben werden können. Diese Untersuchungen erlauben entsprechende Zuchtstrategien, um die Krankheiten zu verhindern.[4]
Bei Merle × Merle-Züchtungen treten bei den Welpen häufig angeborene Defekte wie Taubheit und Blindheit auf. Deshalb ist diese Zuchtvariante in Deutschland verboten und wird als Qualzucht bezeichnet.[5] In Amerika kommt es immer wieder zu erlaubten Merle × Merle-Verpaarungen, Tiere mit angeborenen Defekten werden getötet. Dies gilt auch für Frankreich, wo eine Merle × Merle-Verpaarung beantragt werden kann.
Verwendung und Haltung
Lange wurde der Border Collie fast ausschließlich als Hütehund für Schafe auf den Britischen Inseln gehalten. Durch das rasche Ansteigen der Popularität des Agility-Sports in England und Europa wurde diese Rasse auch abseits von Farmen immer beliebter. In den letzten Jahren wurde diese Hunderasse, nicht zuletzt durch Filme wie Ein Schweinchen namens Babe, auch als Familienhund immer gefragter.
Border Collies brauchen generell viel Beschäftigung, aber auch Phasen, in denen sie ausreichend Ruhe finden. Je mehr Aktivität sie angeboten bekommen, desto mehr fordern sie diese auch ein. Sie lernen sehr schnell, was auch für Fehlverhalten gilt, das sich so manifestieren kann. Sie sind sehr aufmerksame, sensible und lebhafte Hunde, die eine konsequente Erziehung benötigen.[4] Nicht ausgelastete, stark unterforderte und missverstandene Border Collies können zu schwierigen, manchmal sogar verhaltensgestörten Hunden werden.[6]
Berühmte Border Collies und Würdigung als Hütehund
- Old Hemp, der als Stammvater aller Border Collies gilt
- Rico (* 1994, † 2008) erlangte Berühmtheit, weil er 1999 bei der Fernsehsendung Wetten, dass..? 77 Wörter den jeweiligen Spielzeugen zuordnen und die Gegenstände auf Kommando aus einem Nebenraum holen konnte. Danach folgten Auftritte in anderen Fernsehsendungen, wie z. B. Stern TV, bei der Rico mehr als 250 verschiedene Spielzeuge unterscheiden konnte. Seine Fähigkeiten waren Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, die u. a. in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurden.
Siehe auch
Literatur
- Iris Combe: Border Collies. With a Foreword by Her Grace The Duchess of Devonshire. faber and faber, London 1978, ISBN 0-571-11173-4.
- David Kennard: A shepherd's watch. Through the seasons with one man and his dogs. Headline Book Publishing, London 2004, ISBN 0-7553-1234-1 (Bericht eines modernen englischen Landwirts, der ein Jahr im Leben eines Schafzüchters beschreibt und dabei unter anderem ausführlich auf das Training seiner Border Collies als Hütehunde eingeht).
- Barbara Sykes: Understanding Border Collies. The Crowood Press Ltd, Ramsbury Marlborough 1999, ISBN 978-1861262806.
Weblinks
- Rassestandard Nr. 297 der FCI: Border Collie (PDF)
- Club für Britische Hütehunde
- Rico hört aufs Wort. Auf: wissenschaft.de vom 11. Juni 2004. Über einen Border Collie, dessen Sprachverständnis Forschungsgegenstand ist.
- Spezial-Wiki über Border Collies
Einzelnachweise
- John Caius: Of Englishe Dogges, the diuersities, the names, the natures, and the properties. Rychard Iohnes, London 1576, (Online auf archive.org).
- John Caius: Of Englishe Dogges, the diuersities, the names, the natures, and the properties. Rychard Iohnes, London 1576, S. 24, (Online auf archive.org)
- Hans Räber: Enzyklopädie der Rassehunde. Ursprung, Geschichte, Zuchtziele, Eignung und Verwendung. Band 2: Terrier, Laufhunde, Vorstehhunde, Retriever, Wasserhunde, Windhunde. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1995, ISBN 3-440-06752-1, S. 302.
- Eva Busch: Intelligent, intelligenter, Border Collie. In: Der Hund. Nr. 3/2008, ISSN 0323-4924, S. 28–31.
- Tierschutzgesetz § 11b. Abgerufen am 1. November 2015.
- Hans Alfred Müller: Border Collie. Was man über sie wissen sollte. Kynos, Mürlenbach 1995, ISBN 3-929545-25-X, S. 54