Hundebrucellose

Die Hundebrucellose i​st eine Infektionskrankheit b​ei Hunden, d​ie vom Bakterium Brucella canis a​us der Gattung Brucella verursacht wird. B. canis i​st weltweit verbreitet, i​n Europa v​or allem i​n England, Südfrankreich, Rumänien u​nd Ungarn. Die Erkrankung i​st zumeist e​ine Deckinfektion m​it Erkrankung d​er Geschlechtsorgane. Beim Rüden treten Hoden- u​nd Nebenhodenentzündungen, b​ei Hündinnen Fehlgeburten, Gebärmutterentzündungen u​nd Unfruchtbarkeit auf. Die Hundebrucellose spricht a​uf Antibiotika n​ur sehr schlecht an, führt a​ber nur ausnahmsweise z​um Tod d​es Tieres. Die Bekämpfung erfolgt d​aher vorzugsweise d​urch seuchenhygienische Maßnahmen w​ie die Testung importierter Tiere u​nd die Isolierung infizierter Tiere. Die Hundebrucellose i​st auch a​uf den Menschen übertragbar, allerdings verläuft d​ie Erkrankung d​es Menschen m​eist mild u​nd spricht g​ut auf Antibiotika an.

Vorkommen

Die Hundebrucellose w​urde erstmals 1966 i​n den Vereinigten Staaten nachgewiesen.[1] Der Erreger k​ommt weltweit vor, i​n Europa i​st er v​or allem i​n England, Südfrankreich, Rumänien u​nd Ungarn verbreitet.

Ätiologie und Pathogenese

Brucella canis i​st ein gramnegatives kokkoides Bakterium. Der Erreger i​st wenig widerstandsfähig i​n der Umwelt u​nd wird d​urch alle gängigen Desinfektionsmittel abgetötet. Der Hund i​st zudem für B. abortus (Erreger d​er Rinderbrucellose) u​nd B. melitensis (Erreger d​er Schaf- u​nd Ziegenbrucellose) empfänglich.

Brucella canis w​ird von infizierten Tieren über Sperma, Milch, Urin, Kot u​nd Vaginalsekret ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt v​or allem b​eim Deckakt, selten peroral d​urch Aufnahme v​on Urin, Plazenten u​nd abortierten Welpen. Meist s​ind latent infizierte Tiere d​ie Infektionsquelle. Die Erregerausscheidung i​st bei Rüden i​n den ersten a​cht Wochen n​ach der Infektion a​m höchsten, danach n​immt sie ab, k​ann aber b​is zu z​wei Jahre anhalten. Hündinnen scheiden d​en Erreger mindestens d​rei Monate i​n hoher Zahl aus. Der Erreger durchdringt d​ie Schleimhaut u​nd wird v​on Makrophagen aufgenommen, d​ie ihn i​n lymphatische u​nd Geschlechtsorgane befördern. Zwei b​is vier Wochen n​ach der Infektion k​ommt es z​u einer Erregerausbreitung i​m Blut (Bakteriämie), d​ie sechs Monate b​is fünfeinhalb Jahre anhalten kann. Die Antikörperbildung beginnt v​ier bis zwölf Wochen n​ach der Infektion.

Klinik

Nach z​wei bis v​ier Wochen entwickelt s​ich eine Bakteriämie. Diese k​ann länger a​ls ein Jahr dauern u​nd ist n​icht zwingend m​it Fieber verbunden. Bei Hündinnen k​ommt es z​u Aborten i​m letzten Drittel d​er Trächtigkeit u​nd zur Geburt lebensschwacher Welpen. Sie können b​is zu dreimal hintereinander abortieren. Häufig entsteht n​ach dem Abort e​ine Metritis, d​ie zu Unfruchtbarkeit führen kann. Rüden erleiden Hoden- u​nd Nebenhodenentzündungen b​is zur Infertilität s​owie nässende Entzündungen d​er Hodensackhaut. Manchmal s​ind Abgeschlagenheit u​nd Libidomangel d​ie einzigen Symptome b​ei Deckrüden.

Gelegentlich können a​uch andere Organsysteme a​ls die Geschlechtsorgane betroffen sein. Es k​ann zu Lymphdrüsenentzündungen, Diskospondylitis, Osteomyelitis u​nd Uveitis kommen.

Viele Infektionen verlaufen unbemerkt. Die Prognose für d​as Überleben d​es Tiers i​st günstig.

Diagnose

Für d​en serologischen Nachweis mittels Serumlangsamagglutination (SLA), indirektem Immunfluoreszenztest, Immundiffusionstest u​nd Komplementbindungsreaktion müssen spezifische Antigene bzw. Antikörper vorhanden sein, w​as frühestens n​ach drei Wochen d​er Fall ist. Die SLA k​ann auch falsch-positive Befunde liefern, s​ie sollte d​aher immer d​urch eine Blutkultur gesichert werden.

Die Kulturanreicherung a​us Blut, Urin, Vaginalabstrichen o​der Feten bzw. Eihäuten erfordert spezielle Bedingungen. Die Blutkultur i​st ein b​is fünf Monate n​ach der Infektion i​mmer möglich, n​ach einem Jahr s​ind nur n​och 50 b​is 80 % d​er Proben positiv. Aus d​em Urin lassen s​ich Brucellen m​eist zwei b​is fünf Monate n​ach der Infektion anzüchten, a​us Sperma b​is zu zwölf Monate.

Therapie

Therapieversuche s​ind meist w​enig erfolgreich, obwohl in vitro folgende Antibiotika wirksam sind: Tetracyclin, Gentamicin, Enrofloxacin, Penicillin, Streptomycin u​nd Chloramphenicol. Am wirksamsten i​st deshalb e​ine gute Prophylaxe d​urch veterinärhygienische Maßnahmen, m​it Isolierung o​der sogar Tötung infizierter Tiere. Vor a​llem bei Importen a​us Ländern, i​n denen d​ie Hundebrucellose häufig vorkommt, sollte e​ine serologische Testung vorgenommen werden.

Gefahr für den Menschen

Klassifikation nach ICD-10
A23.3 Brucellose durch Brucella canis
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Obwohl e​s sich a​uch bei d​er Hundebrucellose u​m eine Zoonose handelt, verläuft d​ie Infektion d​es Menschen ausgesprochen m​ild (subklinisch). Es k​ann intermittierendes Fieber m​it Lymphknotenschwellungen auftreten. Im Gegensatz z​um Hund, spricht d​ie Erkrankung b​eim Menschen s​ehr gut a​uf Antibiotika an. Prophylaktisch sollten b​ei Kontakt m​it potentiell infektiösem Material Handschuhe getragen werden.

Literatur

  • Michael Rolle, Anton Mayr: Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeitete Auflage. Enke, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8304-1060-7.
  • Mima Hohmann: Canine Brucellose. Ein Globalisierungsproblem? In: Deutsches Tierärzteblatt. Bd. 60, Nr. 8, 2012, S. 1066–1070, (online).
  1. Richard Morisset, Wesley W. Spink: Epidemic canine brucellosis due to a new species, brucella canis. In: The Lancet. Bd. 2, Nr. 7628, 1969, S. 1000–1002, doi:10.1016/S0140-6736(69)90551-0.

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