Frigidität
Frigidität (von lateinisch frigidus „kühl, kalt“; historisch auch Geschlechtskälte) ist eine veraltete und ungenaue Bezeichnung für sexuelle Funktionsstörungen von Frauen (sexuelle Appetenzstörungen, sexuelle Erregungsstörungen und Orgasmusstörungen).[1] Der Begriff ist als Fachausdruck veraltet, aber allgemeinsprachlich nach wie vor populär. In der klassischen psychoanalytischen Literatur wird Frigidität definiert als vaginale Orgasmusunfähigkeit.[2] Der Begriff bezieht sich auf weibliche Sexualstörungen. Beim Mann spricht man – analog – von der Impotenz bzw. der Ejaculatio Praecox[3].
Ursachen
Das phasenweise Auftreten von sexuellem Desinteresse oder mangelndem Gefühl ist ein breites Phänomen und in der Regel kein Anzeichen für eine Störung. Erst wenn die Lustlosigkeit ungewöhnlich lange anhält, sexuelle Gefühle nicht möglich sind oder eine deutliche Verschlechterung des körperlichen Empfindens festzustellen ist, könnte es sich um eine krankhafte Beeinträchtigung handeln.
Ein anhaltender Mangel an Libido kann ebenso durch körperliche Funktionsbeeinträchtigung (etwa hormonelle Störungen) verursacht sein, wie als Folge psychischer Beeinträchtigungen (Depressionen, posttraumatische Belastungsstörung besonders nach Vergewaltigungen und anderen traumatisierenden oder abstoßenden Erlebnissen z. B. durch Partner, die keine ausreichende Intimpflege und Intimhygiene betreiben) oder als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten. Auf Coitus interruptus können Frauen, die das als frustrierend erleben, mit Frigidität reagieren.
Manche Patientinnen und Patienten haben bisher überhaupt keine entsprechenden positiven Körpererfahrungen erlebt, ebenso wenig den durch Masturbation möglichen sexuellen Lustgewinn. Die Ursachen können verschiedenartig sein und etwa in frühkindlichen negativen Erlebnissen oder einer sexualfeindlichen Erziehung liegen. Als Folge können Ängste oder Aversionen vor dem eigenen Körper auftreten.
Auch nach Geburten berichten Frauen häufiger von sexueller Lustlosigkeit. Dies kann in der Einstellung auf die neuen Herausforderungen als Mutter oder der hormonellen Umstellung begründet sein und ist daher meist eine vorübergehende Erscheinung.
Sexuelles Desinteresse gegenüber einem Partner, der subjektiv als wenig attraktiv empfunden wird oder dessen Sexualverhalten den Genuss des anderen Partners eher verringert als steigert, ist kein Hinweis auf Frigidität. Ein Desinteresse kann aber auch andere nichtpathologische Gründe haben, etwa eine nicht bewusste, nicht eingestandene, verdrängte oder verheimlichte andere sexuelle Orientierung; so liegt bei einem Mangel an Verlangen nach Sex mit einem gegengeschlechtlichen Partner womöglich eine unterdrückte Homosexualität vor. Das vollständige Fehlen sexueller Anziehung zu anderen Menschen oder auch grundsätzliches Desinteresse an Sex bezeichnet man als Asexualität.
Auswirkungen
Das mangelnde sexuelle Interesse eines von beiden Partnern kann zu weitreichenden Problemen in der Partnerschaft führen, etwa zu beidseitigen Unzulänglichkeits- und Minderwertigkeitsgefühlen, gegenseitigem Ausweichen, Schuldzuweisungen, aggressivem Verhalten, Fremdgehen und gegenseitiger Entfremdung bis hin zu Trennungsabsichten.
Um nicht als „frigide“ zu gelten, täuschen manche Frauen Lustgefühle und einen Orgasmus vor.
Therapie
Für Patienten, die unter einer Störung ihrer Libido leiden, empfiehlt es sich, etwaige organische Ursachen durch einen Arzt, gegebenenfalls auch einen Gynäkologen oder Urologen abzuklären und behandeln zu lassen. Sofern die Ursachen im seelischen Bereich liegen – z. B. bei psychischen Blockaden – kann eine Psychotherapie helfen.
Wenn Frigidität ein Problem in partnerschaftlichen Beziehungen darstellt, empfiehlt sich unabhängig von festgestellten organischen Ursachen eine beratende Sexualtherapie oder eine Paartherapie.
Weblinks
Einzelnachweise
- Frigidität. In: Pschyrembel® Wörterbuch Sexualität. 10. Oktober 2002, S. 619–628, doi:10.1515/9783110899320.bm.
- Berger, Edmund; Hitschmann, Eduard: Die Geschlechtskälte der Frau. Verlag "Ars medici", Wien 1934.
- Sommer, Frank.: Ejaculatio praecox. UNI-MED Verlag, 2010, ISBN 978-3-8374-6136-7 (worldcat.org [abgerufen am 16. Februar 2022]).