Hugo Obermaier-Gesellschaft
Die Hugo Obermaier-Gesellschaft für Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit e.V. (HOG) ist ein 1951 gegründeter gemeinnütziger Verein, der sich der Archäologie der Steinzeit, insbesondere der Kulturen des Paläolithikums und Mesolithikums verschrieben hat. Die Gesellschaft trägt den Namen zu Ehren von Hugo Obermaier (1877–1946), der als Prähistoriker deutscher Abstammung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der ersten europäisch agierenden Steinzeitforscher war.
Gründung
Die Gesellschaft wurde 1951 unter Führung des Prähistorikers Lothar Zotz gegründet. Im Jahre 1956 erhielt sie den Zusatz „für Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit“.[1] Mitglieder sind Fachwissenschaftler der Ur- und Frühgeschichte, der Geologie, Geographie, Paläontologie, Paläobotanik, Paläoklimatologie und Anthropologie sowie interessierte Laien. Der Gesellschaft gehören etwa 250 Einzelmitglieder sowie verschiedene Institutionen aus ganz Europa an.[2]
Satzung und Ziele
Der Vereinssitz ist Regensburg, die Geburtsstadt Obermaiers. Die Geschäftsstelle wird durch das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Erlangen geführt.
Aufgabe der Gesellschaft ist es, die Interessen und Anliegen der Quartärforschung insbesondere im Hinblick auf die Erforschung des Steinzeitmenschen, seiner Umwelt und seiner Kulturen zu pflegen und zu fördern. Vorrang sollen dabei stets Arbeiten haben, die in der geistigen Tradition des Schaffens von Hugo Obermaier stehen. Als Ziele werden in der Satzung folgende Punkte genannt:
- Unterstützung und Herausgabe des Jahrbuchs Quartär,[3]
- Pflege der Beziehungen zu ausländischen Quartär- und Steinzeitforschern,
- Durchführung von Tagungen,
- Unterstützung von archäologischen Ausgrabungen und Forschungsprojekten.
Mit der Jahreshauptversammlung 2012 trat die HOG dem Deutschen Verband für Archäologie bei, der 2011 als Dachverband und Interessenvertretung der Archäologie in Deutschland gegründet wurde.
Tagungen
Die Gesellschaft richtet jeweils in der Woche nach Ostern ihre Jahrestagungen aus. Die Tagungen sind Treffen für Fachwissenschaftler und Studierende der genannten Disziplinen, um aktuelle Forschungsarbeiten in einem öffentlichen Forum vorzustellen. Die Veranstaltungen sind auch für interessierte Laien zugänglich. Seit 1999 halten sich Tagungsorte in Deutschland und im europäischen Ausland etwa die Waage:[4]
- 1999: 41. Tagung in Mikulov (Tschechien)[5]
- 2000: 42. Tagung in Tübingen[6]
- 2001: 43. Tagung in Halle (Saale)[7]
- 2002: 44. Tagung in Innsbruck (Österreich)[8]
- 2003: 45. Tagung in Santander (Spanien)[9]
- 2004: 46. Tagung in Greifswald[10]
- 2005: 47. Tagung in Neuchâtel (Schweiz)[11]
- 2006: 48. Tagung in Köln[12]
- 2007: 49. Tagung in Trento (Italien)[13]
- 2008: 50. Tagung in Erlangen[14]
- 2009: 51. Tagung in Ljubljana (Slowenien)[15]
- 2010: 52. Tagung in Leipzig[16]
- 2011: 53. Tagung in Herne[17]
- 2012: 54. Tagung in Toulouse (Frankreich)[18]
- 2013: 55. Tagung in Wien (Österreich)[19]
- 2014: 56. Tagung in Braunschweig[20]
- 2015: 57. Tagung in Heidenheim[21]
- 2016: 58. Tagung in Budapest (Ungarn)
- 2017: 59. Tagung in Aurich[22]
- 2018: 60. Tagung in Tarragona (Spanien)
- 2019: 61. Tagung in Erkrath
- 2020: 62. Tagung in Brünn (Tschechien), infolge der COVID-19-Pandemie verlegt auf 2021
- 2021: 62. Tagung online abgehalten, auf Einladung des Mährischen Landesmuseums
- 2022: 63. Tagung in Berlin
Publikationen
Jahrbuch
Auf dem Kongress der Internationalen Quartärvereinigung (INQUA) in Wien 1936 beschlossen die Teilnehmer, eine Zeitschrift zu gründen, in der Beiträge zur Stratigraphie des Quartärs und zur ältesten Menschheitsgeschichte veröffentlicht werden. Die Herausgabe der Bände 1 (1938) und 2 (1939) des Jahrbuchs Quartär übernahmen Rudolf Grahmann und Lothar Zotz. Die Quartär-Bände 3 (1941) und 4 (1942) und folgenden bis einschließlich Band 17 (1966) wurden von Lothar Zotz allein herausgegeben. Nach einer Lücke durch die Kriegs- und frühen Nachkriegsjahre erschien das Jahrbuch ab Band 5 (1951) wieder regelmäßig, wobei dieser Band noch maßgeblich durch die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft finanziert wurde.
Ab dem Band 6 (1953), dem ersten Band nach Gründung der Obermaier-Gesellschaft, erhielt die Reihe den Untertitel „Jahrbuch der Hugo Obermaier-Gesellschaft für Erforschung des Eiszeitalters und seiner Kulturen“. Seit den 1970er Jahren bis einschließlich Band 53/54 (2006) wurden meist Doppeljahrgänge herausgegeben. Ein Verlagswechsel erfolgte ab dem Band 39/40 (1989) vom Ludwig-Röhrscheid-Verlag zur Saarbrücker Druckerei und Verlag (SDV).
Band 55 bis 64 des Jahrbuchs erschienen im Verlag Marie Leidorf, seit Band 65 (2018) erscheint es im Verlag Dr. Faustus.[3] Seit 2011 wird Quartär von Scopus (Elsevier) indiziert und von SCImago Journal & Country Rank bewertet. Quartär stand 2014 auf Platz 2 der deutschen archäologischen Publikationen, und auf Platz 27 weltweit (SCImago Journal & Country Rank).
Seit 2012 sind alle Artikel der zurückliegenden Jahrbücher im Open Access als PDF-Dateien zugänglich.[23] Vom zuletzt erschienenen Band sind im ersten Jahr lediglich die Zusammenfassungen der Artikel online einsehbar.
Monographien
Seit Gründung wurden im Auftrag der Obermaier-Gesellschaft neun Bände der Monographien-Reihe Quartär-Bibliothek herausgegeben.[24] Dazu gehören vier Bände, die sich mit dem Paläolithikum der Sesselfelsgrotte beschäftigen.[25][26][27][28]
Hugo-Obermaier-Förderpreis
Seit dem Jahre 2006 vergibt die Gesellschaft alle zwei Jahre einen Förderpreis in Höhe von 5.000 Euro für Doktoranden, die ein eigenes Grabungsprojekt im Bereich der Altsteinzeit oder Mittelsteinzeit durchführen wollen.[29]
Literatur
- Christian Züchner: Fünfzig Jahre Hugo Obermaier-Gesellschaft für Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit. Geschichte und Ziele der Gesellschaft. In: Quartär Band 53/54, 2006, S. 9–20 doi:10.7485/QU53_01
Weblinks
Einzelnachweise
- Züchner 2006
- Startseite der Homepage mit Überblicksinformationen
- Homepage der Zeitschrift QUARTÄR
- Liste der Jahrestagungen (Website der HOG)
- Christian Züchner: Die 41. Tagung der Hugo Obermaier-Gesellschaft in Mikulov (Tschechien) mit Exkursionen in die Pollauer Berge und den Mährischen Karst. Tagungsbericht.In: Quartär 51/52, 2000, S. 229–259
- Christian Züchner: Die 42. Tagung der Hugo Obermaier-Gesellschaft in Tübingen mit Exkursionen zu paläolithischen und paläobotanischen Fundstellen in der Schwäbischen Alb und an der oberen Donau. In: Quartär 51/52, 2000, S. 261–283
- Christian Züchner: Die 43. Tagung der Hugo Obermaier-Gesellschaft 2001 in Hall a. d. Saale mit Exkursionen zu paläolithischen und quartärgeologischen Aufschlüssen in den Braunkohle-Tagebauen von Reichwalde und von Markkleeberg und Zwenkau bei Leipzig.In: Quartär 53/54, 2006, S. 189–206
- Christian Züchner: Die 44. Tagung der Hugo Obermaier-Gesellschaft 2002 in Innsbruck (Österreich) mit Exkursionen in das mittlere und untere Inntal. Tagungsbericht. In: Quartär 53/54, 2006, S. 207–228.
- Christian Züchner: Bericht über die 45. Jahrestagung der Hugo Obermaier-Gesellschaft für Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit e. V. in Zusammenarbeit mit der Prähistorischen Abteilung der Universidad de Cantabria in Santander (Nord-Spanien) vom 22. bis 26. April 2003. In: Archäologisches Nachrichtenblatt 9, 2004, S. 380–382
- Leif Steguweit: 46. Jahrestagung der Hugo Obermaier-Gesellschaft für Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit e.V. vom 13. bis 17. April 2004 in der Hansestadt Greifswald. In: Archäologisches Nachrichtenblatt 10, 2005, S. 342–345
- Leif Steguweit: Bericht zur 47. Tagung der Hugo Obermaier-Gesellschaft vom 29. März bis 2. April in Neuchâtel (Schweiz). In: Archäologisches Nachrichtenblatt 11, 2006, S. 294–299
- Leif Steguweit: Bericht zur 48. Tagung der Hugo Obermaier-Gesellschaft vom 18. bis 22. April 2006 in Köln. In: Archäologisches Nachrichtenblatt 12, 2007, S. 280–284
- Leif Steguweit: Bericht zur 49. Tagung der Gesellschaft in Trento (Italien) vom 10. - 14. April 2007. In: Archäologisches Nachrichtenblatt 13, 2008, S. 297–301
- Hugo Obermaier-Gesellschaft (Hrsg.): 50. Jahrestagung in Erlangen. Erlangen (PrintCom oHG) 2008, ISBN 978-3-937852-02-7
- Hugo Obermaier-Gesellschaft (Hrsg.): 51. Annual Meeting in Ljubljana. Erlangen (PrintCom oHG) 2009, ISBN 978-3-937852-03-4
- Hugo Obermaier-Gesellschaft (Hrsg.): 52. Jahrestagung in Leipzig. Erlangen (PrintCom oHG) 2010, ISBN 978-3-937852-04-1
- Hugo Obermaier-Gesellschaft (Hrsg.): 53. Jahrestagung in Herne. Erlangen (PrintCom oHG) 2011, ISBN 978-3-933474-75-9
- Hugo Obermaier-Gesellschaft (Hrsg.): 54th Annual Meeting in Toulouse. Erlangen, Verlag Dr. Faustus, 2012, ISBN 978-3-933474-79-7
- Hugo Obermaier-Gesellschaft (Hrsg.): 55. Jahrestagung der Hugo Obermaier-Gesellschaft in Wien. Verlag Dr. Faustus, 2013, ISBN 978-3-933474-86-5
- Hugo Obermaier-Gesellschaft (Hrsg.): 56. Jahrestagung der Hugo Obermaier-Gesellschaft in Braunschweig und Schöningen. Verlag Dr. Faustus, 2014, ISBN 978-3-933474-91-9
- Hugo Obermaier-Gesellschaft (Hrsg.): 57. Jahrestagung der Hugo Obermaier-Gesellschaft in Heidenheim. Verlag Dr. Faustus, 2015, ISBN 978-3-933474-97-1
- Webseite Tagungen der Hugo Obermaier-Gesellschaft, abgerufen am 6. Mai 2016
- Download-Archiv
- Liste der Monographien in der Reihe „Quartär-Bibliothek“
- Gisela Freund: Sesselfelsgrotte I, Grabungsverlauf und Stratigraphie. 1998.
- Wolfgang Weißmüller: Sesselfelsgrotte II, Die Silexartefakte der Unteren Schichten der Sesselfelsgrotte. Ein Beitrag zum Problem des Moustérien. 1995.
- Jürgen Richter: Sesselfelsgrotte III, Der G-Schichten-Komplex der Sesselfelsgrotte. Zum Verständnis des Micoquien. 1997.
- Andreas Dirian: Sesselfelsgrotte V, Das späte Jungpaläolithikum und das Spätpaläolithikum der oberen Schichten der Sesselfelsgrotte. 2003.
- Ausschreibung und Satzung des Hugo Obermaier-Förderpreises