Hugo Gabelmann
Hugo August Gabelmann (* 14. Mai 1867 in Fürstenberg (Oder), Königreich Preußen; † 12. Mai 1930 in Großräschen, Deutsches Reich) war ein deutscher Bergmann, Bergingenieur, Industrieller und Manager. Er war, sowohl in Bezug auf die Entwicklung und Durchsetzung des Großtagebaus als auch bei der Rekultivierung ausgekohlter Bergbauflächen, ein Pionier.
Leben
Gabelmann, Sohn eines Färbermeisters, arbeitete zuerst ungelernt im Lausitzer Braunkohlenbergbau und nahm danach eine Lehre zum Bergarbeiter in Frankfurt (Oder) und Eisleben auf.[1] Aufgrund seiner guten Leistungen bekam er ein Stipendium und studierte erfolgreich in Clausthal-Zellerfeld und Aachen.[2] Daran schlossen sich Tätigkeiten sowohl im Stein- als auch im Braunkohlenbergbau an, u. a. in Thräna im Mitteldeutschen Braunkohlenrevier und im Oberschlesischen Steinkohlenrevier an. 1910 wurde er Generaldirektor der Niederlausitzer Kohlenwerke AG.[3] In dieser Position war er bis zu seinem Unfalltod 1930 tätig. Gabelmann bewohnte ab 1917 das Gutshaus in Wormlage.[4] Sein Grab befindet sich im zugehörigen Parkwäldchen und kann besichtigt werden.[5]
Bedeutung
Der Zeitraum von 1890 bis 1930 brachte bedeutende technische Entwicklungen im Braunkohlenbergbau, dessen Extraktionstechnologie bis heute auf den damaligen Innovationen basierte. Gabelmann war an diesen Entwicklungen als erfahrener Bergingenieur und Bergwerksdirektor beteiligt. Sowohl der Übergang von den Klein- zu Großbaggern und von Pflug- zu Absetzerkippen wurden von ihm frühzeitig eingeführt als auch die Absetzer, Eimerkettenbagger und Entwässerungstechnologie optimiert.[2] Selbst sein Unfalltod zeugte von seinem Innovationsgeist: Er starb bei Versuchen mit einem neuen Kippenpflug im Tagebau Victoria I, der später ein Standardgerät wurde.[5]
Gabelmann spielte eine entscheidende Rolle im "turning point" der Rekultivierungsforschung 1922, in dem er den Revierförster Rudolf Heuson bei den Niederlausitzer Kohlenwerke zur Aufforstung der mondlandschaftengleichen Kippenflächen anstellte, die der Tagebau hinterließ.[6] Heuson konnte eine rege Forschungstätigkeit entfalten und publizierte 1929 mit "Praktische Kulturvorschläge für Kippen, Bruchfelder, Dünen und Ödländereien" einen ersten Handlungsleitfaden zur Wiederbegrünung ehemaliger Bergbauflächen. Dabei widmete er das Buch seinem Protegé Gabelmann.[7] Darüber hinaus war Gabelmann an der Gründung der Wiederaufforstungskommission beim Niederlausitzer Braunkohlenverein e.V., die durchgehend von 1928 bis 1944 bestand, beteiligt.[8] Die Bedeutung Gabelmanns zeigte sich auch daran, dass Heusons Position nach seinem Tod sich im Unternehmen massiv verschlechterte und er 1931 entlassen wurde, obwohl er weiterhin bis 1941 für das Unternehmen tätig blieb.[6] Gabelmann erkannte aber nicht alle Umweltprobleme, die mit dem Braunkohlenbergbau verbunden waren. 1929 äußerte er, dass „die Entwässerung durch den Bergbau keine nachteiligen Folgen der Landwirtschaft gebracht hat."[9] Im Gegensatz zu seinen Ausführungen war das Problem des Wasserentzuges in der Lausitz ein großes Problem für Forst- und Landwirtschaft.[10]
Auszeichnungen
- Dr.-Ing. hc der TH Berlin (1921)[1]
Weblinks
- Otto Gold: Hugo Gabelmann. In: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 3 f.
- Dorfgeschichte(n): Wenig Ruhm für einen Helden. In: Lausitzer Rundschau Online vom 31. Januar 2004 (eingesehen am 12. Februar 2022)
Einzelnachweise
- Vgl. Steinhuber, Uwe: Einhundert Jahre bergbauliche Rekultivierung in der Lausitz. Ein historischer Abriss der Rekultivierung, Wiederurbarmachung und Sanierung im Lausitzer Braunkohlenrevier, Dissertation Olomouc 2005 (eingesehen unter: https://www.yumpu.com/de/document/read/9610803/100-jahre-bergbauliche-rekultivierung-in-der-lausitz-lmbv am 12.02.2022), S. 132.
- Gold, Otto: Gabelmann, August Hugo. In: Neue deutsche Biographie (NDB). Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1964, abgerufen am 12. Februar 2022.
- Vgl. Steinhuber, Uwe: Einhundert Jahre (s. Anmerkung 1), S. 132.
- Wormlage. Stadt Großräschen, abgerufen am 12. Februar 2022.
- Dorfgeschichte(n) Wenig Ruhm für einen Helden. Lausitzer Rundschau, 31. Januar 2004, abgerufen am 12. Februar 2022.
- Meyer, Torsten: 1922 – Ein „turning point“ in der Geschichte der Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften? In: Der Anschnitt. Zeitschrift für Kunst und Kultur im Bergbau, 5/6 (2019), S. 206-222. Bochum 2019, S. 211, 219.
- Heusohn, Rudolf: Praktische Kulturvorschläge für Kippen, Bruchfelder, Dünen und Ödländereien. 1. Auflage. Verlag von J. Neumann, Neudamm 1929, S. 4.
- Joachim Katzur: Chronik der Rekultivierungsforschung und Landschaftsgestaltung im Lausitzer Braunkohlenrevier bis 1990. Berlin 2010, ISBN 978-3-89998-186-5, S. 134–139.
- Gabelmann, Hugo: Diskussionsbeitrag zum Vortrag von Mampel. In: Braunkohle. Zeitschrift für Gewinnung und Verwertung der Braunkohle 28 (1929), S. 605-607. Deutscher Braunkohlen-Industrie-Verein, Halle (Saale) 1929.
- Joachim Katzur: Chronik der Rekultivierungsforschung und Landschaftsgestaltung im Lausitzer Braunkohlenrevier bis 1990. Berlin 2010, ISBN 978-3-89998-186-5, S. 101 ff.