Hochhaus Lister Tor
Das Hochhaus Lister Tor, auch Bredero-Hochhaus genannt, ist ein 91 Meter hohes Gebäude in Hannover. Es befindet sich im Stadtteil Oststadt nahe dem Hauptbahnhof und gilt als beispielhaft für den Baustil des sogenannten Brutalismus, dessen Name sich von dem französischen Wort für Sichtbeton ableitet.
Hochhaus Lister Tor Bredero-Hochhaus | |
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Basisdaten | |
Ort: | Hannover |
Bauzeit: | 1975–1975 |
Status: | Erbaut |
Baustil: | Brutalismus |
Architekt: | Dieter Bahlo (BKSP) |
Technische Daten | |
Höhe bis zum Dach: | 91 m |
Etagen: | 23 |
Aufzüge: | 9 |
Nutzungsfläche: | 22.200 m² |
Baustoff: | Stahlbeton |
Anschrift | |
Stadt: | Hannover |
Land: | Deutschland |
Beschreibung
Das Hochhaus Lister Tor ist mit seinen 23 Stockwerken einen Meter niedriger als das 20 Stockwerke hohe Gebäude, in dem die Hauptverwaltung der Stadtwerke im Ihmezentrum untergebracht ist. Das Hochhaus wird nach seinem Bauunternehmen, der niederländischen Großbaufirma Bredero, auch als Bredero-Hochhaus bezeichnet.[1] Die Firma erstellte in den 1970er Jahren in Utrecht als der zeitweiligen Partnerstadt Hannovers (1971–1976) Vorbild gebende Großbauten.
Das Hochhaus wurde durch Dieter Bahlo[2] vom Architektenbüro BKSP 1972 geplant und 1974/1975 erbaut. Es war Teil eines Großprojektes von mehreren Hochhäusern, die am Raschplatz und der Lister Meile entstehen sollten, tatsächlich blieb es jedoch bei diesem einen Gebäude. Gegenüber steht der VW-Tower. Das Gebäude bietet auf 22.200 m² Platz für Büroräume, Ladengeschäfte, Kneipen und Diskotheken. Im 17. bis 23. Stockwerk befinden sich Wohnungen. Es besitzt ein öffentliches Parkhaus und wird auch als Werbefläche verschiedener Firmen genutzt. Außerdem befinden sich zwei Relaisstationen des Amateurfunks auf dem Hochhaus.
Nutzungsprobleme
Bereits kurz nach Fertigstellung gab es Kritik an der städtebaulichen Sinnhaftigkeit und dem Nutzungskonzept.[3] Seit 2006 gibt es Probleme bei der Finanzierung und Gebäudenutzung, sodass seither 14 Geschäftsetagen leer stehen und eine Investitionsruine darstellen.[4]
Nach kontroverser Diskussion sollten zum Jahresende 2008 das Landesarbeitsgericht Niedersachsen und das hannoversche Arbeitsgericht, das Verwaltungs-, das Sozial- und das Finanzgericht als Mieter in das Hochhaus einziehen, was am Widerstand der Richter und Justizbeamten scheiterte. Nun ist der Neubau eines Justizzentrums an anderer Stelle geplant. Stattdessen plante die für die Landesliegenschaften zuständige Oberfinanzdirektion Niedersachsen, die Landesschulbehörde und einige Abteilungen des Landessozialamtes im Bredero-Hochhaus unterzubringen, für die die Immobilie besser geeignet wäre.[5]
Im Dezember 2011 plante wiederum die Stadt Hannover, im Bredero-Hochhaus künftig das Bürgeramt Mitte und die Kfz-Zulassungsstelle zusammenzulegen.[6] Im November 2012 gab sie das Scheitern der Verhandlungen mit dem Eigentümer bekannt.[7]
Umbaupläne von 2014
Die Vermietung der mittleren Büroetagen ging schrittweise zurück.
Anfang 2015 wurde bekannt, dass das Hochhaus baulich verändert werden soll. Geplant ist, die elf Büro-Etagen in Wohnraum umzuwandeln und die Fassade neu zu gestalten.[8] Seither werden die bisher leerstehenden Büroetagen nach Planungen des Architekturbüros BKSP (Grabau, Obermann, Ronczka & Partner) zu weiteren Eigentumswohnungen umgebaut. Außerdem erhalten die Fassaden eine zart-beige Aluminiumplattenverkleidung.[9]
Im mittleren Teil des Hauses sollen 11.000 m² als Wohnfläche umgenutzt werden, aufgeteilt in 80 bis 120 Eigentumswohnungen von mindestens 70 m². Für den Umbau vorgesehen sind die Etagen 7 bis 17. Jede Wohnung soll mit bodentiefen Fenstern versehen werden und einen Balkon erhalten. Die damit verbundenen Änderungen der Fassade sollen zum Teil auch auf den oberen Teil des Turms ausgedehnt werden, in dem sich bereits 88 Eigentumswohnungen befinden. Das abermals ausführende Architektenbüro BKSP beabsichtigt, den Beton außen mit bräunlich eingefärbten Aluminiumplatten zu verkleiden.[8]
Die Arbeiten sollten im Jahr 2016 begonnen werden, der Abschluss hätte 2017 erfolgen können.[8] Im Februar 2018 lag noch keine Baugenehmigung vor.[10] Im Mai 2020 hat das Oberverwaltungsgericht den Widerspruch des Grundbuchamts für rechtswidrig erklärt, wodurch der Umbau beginnen kann.[11]
Im Dezember 2021 wurde bekannt, dass der Umbau Ende 2022 starten soll, und dass auf Balkone verzichtet wird, um Einwände von Miteigentümern zu vermeiden.[12]
Trivia
Das Hochhaus Lister Tor war ein Drehort des hannoverschen Tatort. Dort befand sich der fiktive Dienstsitz des Landeskriminalamtes Niedersachsen und damit der von Kommissarin Lindholm. Mittlerweile spielen die Szenen im Verwaltungsgebäude der Nord/LB[13] am Aegidientorplatz.
Medienecho (Auswahl)
- Andreas Schinkel: Das Bredero-Hochhaus macht sich fein / Die Fassade bekommt eine Verblendung aus Aluminium und neue Balkone. Zwischen 80 und 120 Eigentumswohnungen sollen im mittleren Bereich des Turms entstehen. Eigentümer Maxime will 20 Millionen Euro investieren, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) vom 8. Januar 2015, S. 15; ähnlich auch als Vorschau online
- Andres Voigt: Sanierungsplan nur inszeniert? Umbau des Bredero-Hochhauses liegt auf Eis. Stadt teilt mit, dass es jetzt vier Eigentümer gibt, in: Neue Presse vom 8. Februar 2018, S. 15
- Conrad von Meding: Scheitert der Bredero-Umbau an Eigentümer-Streit? in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 22. März 2018 (Online)
Literatur
- Conrad von Meding: Wirtschaftskrimi um das Bredero-Hochhaus. in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 22. März 2018, S. 17
- Hoch hinaus - Bredero, Kröpcke und Ihme-Zentrum. 1960-1975. DVD aus der Reihe Hannover-Filme. Filminstitut Hannover und Gesellschaft für Filmstudien, Hannover 2021
Weblinks
Einzelnachweise
- Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Stadtlexikon Hannover: Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Schlütersche, Hannover, 2009, S. 412, Lister Meile
- Trauer um Architekt Dieter Bahlo Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 27. Juni 2015, abgerufen am 6. Juli 2015
- Duldend den Friedensschutt ertragen Der Spiegel vom 1. August 1977
- Die Bredero-Planer sind abgetaucht in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 8. Oktober 2009
- Neue Chance fürs Bredero-Hochhaus in Hannover? Hannoversche Allgemeine vom 27. Februar 2011
- Bürgeramt vergibt Autokennzeichen Hannoversche Allgemeine Zeitung von 27. Dezember 2011
- Aus für zweites Rathaus im Bredero-Hochhaus am Raschplatz Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2. November 2012
- Bredero-Hochhaus wird zum Lister Tor umgebaut, Artikel auf HAZ.de, veröffentlicht am 7. Januar 2015. Abgerufen am 6. Juli 2015.
- Hochhaus Lister Tor auf der Website eines Immobilienunternehmens, abgerufen am 11. Januar 2018.
- Neue Presse, Hannover, Niedersachsen, Germany: Bredero-Hochhaus: Die Sanierung stockt. Abgerufen am 12. Februar 2018.
- Conrad von Meding: Nach jahrelangem Stillstand: Umbau von Bredero-Hochhaus kann beginnen. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 27. Mai 2020, S. 17
- Bärbel Hilbig: Bredero-Hochhaus bekommt keine Balkone. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 16. Dezember 2021, S. 21
- Maria Furtwängler dreht „Tatort“ bei 96-Spiel gegen HSV Hannoversche Allgemeine vom 18. November 2010