Highway of Death
Als Highway of Death (englisch für Straße des Todes) werden mehrere Straßen zwischen Kuwait und Basra bezeichnet, auf denen während des Zweiten Golfkrieges in der Nacht vom 26. auf den 27. Februar 1991 irakische Truppen bombardiert wurden, die sich auf dem Rückzug aus dem vorher okkupierten Kuwait befanden.
Verlauf
Die hauptsächlich betroffenen Straßen sind der Highway 80 neben dem Highway 8 nach Basra. Sie verläuft von Kuwait zu den Städten Abdali (Kuwait) und dem südirakischen Safwan. Danach verläuft die Straße weiter nach Basra. 1400–2000 Fahrzeuge wurden auf dem Highway 80 nördlich von al-Dschahra im gleichnamigen Gouvernement al-Dschahra getroffen und aufgegeben, 400–700 auf dem weniger bekannten Highway 8 nach Basra. Die Straßen wurden in den späten 1990er-Jahren wiederhergestellt und von britischen sowie US-amerikanischen Truppen auch während der Invasion im Irak 2003 genutzt.
Hintergrund
Am 26. Februar begannen die irakischen Truppen offiziell mit dem Rückzug aus Kuwait, nachdem der Irak zuvor mehrere Ultimaten hatte verstreichen lassen. Sie hatten zuvor die kuwaitischen Ölfelder beim Verlassen in Brand gesetzt und die Sperrriegel an kuwaitischen Ölterminals geöffnet, so dass sich riesige Mengen Öl in den Persischen Golf ergossen und eine Umweltkatastrophe auslösten. Ein langer Konvoi der irakischen Truppen – bestehend auch aus vielen zivilen Fahrzeugen sowie palästinensischen Kollaborateuren, die Kuwait verlassen mussten – zog sich entlang der Hauptverbindungsstraße Irak-Kuwait zurück. Die oft gezeigten zivilen Fahrzeuge waren größtenteils in Kuwait von der irakischen Armee requiriert worden.
Der Luft- und Bodenkrieg der Koalitionstruppen war, beginnend am 24. Februar 1991, zuerst auf irakisches Territorium getragen worden. Die Truppen des irakischen Machthabers Saddam Hussein zogen sich dann gemäß der Forderung der UN zurück, nachdem zuvor der Diktator noch auf Geiselnahmen und Einbeziehung etwa der israelischen Besatzungsgebiete zurückgegriffen hatte.
Technisch wurde zunächst am Beginn und Ende des Konvois dieser mithilfe von US-Marineinfanteristen verlegter Minen zum Stehen gebracht. Der damit aufgestaute Konvoi wurde dann mehrstündigen Luftangriffen unterzogen. Die Insassen hatten damit aber auch Zeit zu fliehen, was die Anzahl der Todesopfer reduzierte. Schätzungen der Todesopferzahlen des Project on Defense Alternatives Research kommen auf zumindest achthundert bis tausend Menschen.[1]
Folgen
Der amerikanische Präsident George H. W. Bush bot am Folgetag einen einseitigen Waffenstillstand an, wozu auch die internationale Berichterstattung über das Ausmaß der Zerstörung auf dem Highway beigetragen hatte. Durch diesen Waffenstillstand konnten die Machthaber im Irak mit den verbliebenen, nun nicht mehr in Kampfhandlungen gebundenen Truppen und dem Einsatz von Giftgas den Aufstand im Irak 1991 blutig niederschlagen.
Umstritten war dennoch die Vernichtung eines großen Konvois der irakischen Hammurabi-Division[2] wenige Tage später durch Bodentruppen und Heeresflieger General McCaffreys innerhalb irakischen Territoriums.[2] Dabei wurden abermals 700 Fahrzeuge vernichtet und knapp 1000 irakische Soldaten getötet.[1]
Zu den auf dem Highway of Death Angegriffenen gehörten neben kuwaitischen Geiseln insbesondere auch hochrangige Angehörige der Palästinensischen Befreiungsorganisation, die aus Kuwait flohen. Diesen sollten in den kommenden Tagen im Rahmen der Vertreibung der Palästinenser aus Kuwait 1991 knapp 450.000 weitere Palästinenser folgen, die aufgrund der Kollaboration ihres Anführers Jassir Arafat mit Saddam Hussein und seiner Gutheißung des Krieges aus Kuwait vertrieben wurden.[3]
Nachspiel
Bekannt und kontrovers diskutiert wurde ein Artikel Seymour Hershs und die Wiedergabe zugehöriger Interviews mit Militärs durch den Journalisten.[4] General McCaffrey berief sich darauf, die irakischen Truppen hätten Aufforderungen zur Aufgabe nicht beachtet und seine Bodentruppen angegriffen. Die Amerikaner verloren einen Kampfpanzer und einen Truppentransporter bei dem Zwischenfall, McCaffrey wurde freigesprochen.
Der Jurist und Friedensaktivist Ramsey Clark, der später Saddam Hussein als Verteidiger beistand, kritisierte die Vorgehensweise als Verstoß gegen die Genfer Konvention und Kriegsverbrechen.[5]
Film
Vom Highway of Death handelt auch eine Szene im Kriegsdrama Jarhead – Willkommen im Dreck.
Weblinks
Einzelnachweise
- The Wages of War: Iraqi Combatant and Noncombatant Fatalities in the 2003 Conflict. Appendix 2: Iraqi Combatant and Noncombatant Fatalities in the 1991 Gulf War
- Hammurabi Division, GlobalSecurity.org
- , BBC News, 30. März 2001
- The New Yorker, May 22, 2000, pp. 49-82. ANNALS OF WAR OVERWHELMING FORCE What happened in the final days of the Gulf War?, von SEYMOUR HERSH
- Ramsey Clark et al.: War Crimes. A Report on United States War Crimes Against Iraq to the Commission of Inquiry for the International War Crimes Tribunal. (Memento vom 2. April 2008 im Internet Archive) siehe Vorwort.