Herrmann Julius Meyer
Herrmann Julius Meyer (* 4. April 1826 in Gotha; † 12. März 1909 in Leipzig) war ein deutscher Verleger.
Leben
Herrmann Meyer wurde als Sohn des Verlagsbuchhändlers Joseph Meyer in der thüringischen Residenzstadt Gotha im Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg geboren. Nach einer Lehre zum Buchhändler arbeitete er im Verlag seines Vaters, der 1826 als Bibliographisches Institut in Gotha gegründet worden war und sich seit 1828 in Hildburghausen im Herzogtum Sachsen-Meiningen befand.
In der Folge der Märzrevolution flüchtete Herrmann Meyer in die USA. 1849 gründete er eine Zweigniederlassung des Bibliographischen Instituts in New York, die 1854 liquidiert wurde. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er 1856 den inzwischen wirtschaftlich angeschlagenen Verlag und konsolidierte ihn. Besonders erfolgreich waren die seit 1861 herausgegebenen Klassikerreihen und das mehrfach neu aufgelegte Tierleben von Alfred Brehm.[1] Jahr 1874 verlegte Meyer den Sitz des Bibliographischen Instituts von Hildburghausen in das Königreich Sachsen, in den Leipziger Vorort Reudnitz (seit 1889 Stadtteil von Leipzig).
Herrmann Meyer hatte sechs Söhne, darunter: Hans (1858–1929), Afrikaforscher und Erstbesteiger des Kilimandscharo, Arndt (1859–1928), Carl (1861–1908) und Hermann (1871–1932), ebenfalls Forschungsreisender in Afrika.
1884 zog Herrmann Meyer sich aus dem Verlag zurück und übergab ihn seinen ältesten Söhnen Arndt und Hans. Er ließ sich 1885/86 eine historistische Villa in der damaligen Plagwitzer Straße (heute Käthe-Kollwitz-Straße) im Leipziger Bachviertel errichten. Diese entwarf der Architekt Max Pommer (1847–1915), der in Meyer einen väterlichen Freund sah.
1888 gründete er in Leipzig den Verein zur Erbauung billiger Wohnungen. Den Verein wandelte er am 3. April 1900 in die Stiftung zur Erbauung billiger Wohnungen, heute Stiftung Meyer’sche Häuser, um. Die Stiftung errichtete bis 1914 vier Wohnkolonien mit insgesamt rund 2700 Wohnungen in den Leipziger Stadtteilen Lindenau, Eutritzsch, Reudnitz und Kleinzschocher. Meyer beauftragte wiederum Max Pommer mit dem Erwerb, der Planung und Bebauung der Grundstücke.[2]
Herrmann Meyer wurde auf dem Leipziger Südfriedhof (III. Abteilung) begraben.
Ehrungen
In seinem Todesjahr stifteten ihm die Bewohner der Kolonie Reudnitz eine Gedenktafel und 1928 wurde eine Straße in der Kolonie Kleinzschocher nach ihm Herrmann-Meyer-Straße benannt. Im Volksmund wird er noch heute durch die Bezeichnung Meyersdorf für die Kolonie Kleinzschocher geehrt.
Literatur
- Herrmann Julius Meyer über die Herausgabe eines Konversationslexikons In: Gerhard Menz: Hundert Jahre Meyers Lexikon. Festschrift anlässlich des hundertjährigen Jubiläums von Meyers Lexikon am 25. August 1939. Bibliographische Institut, Leipzig 1939 (Digitalisat. In: retro-Bibliothek)
- Meyer, Herrmann Julius, In: Meyers Konversations-Lexikon. 1905, Bd. 13, S. 742 f. (Volltext, Digitalisat)
- Heinz Sarkowski: Meyer, Herrmann Julius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-00198-2, S. 297 f. (Digitalisat).
- Andreas W. Daum: Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Öffentlichkeit 1848–1914. 2., erg. Aufl., Oldenbourg, München 2002, ISBN 978-3-486-56551-5.
Weblinks
- Literatur von und über Herrmann Julius Meyer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Meyersche Stiftung
- Meyersche Häuser – Kleinzschocher
- LVZ-Onlineportal: Jubiläum in Leipzig – Stiftung Meyer’sche Häuser: Urahn des bezahlbaren Wohnens wird 120 Jahre alt – Ein berühmter Verleger und ein berühmter Architekt haben 1900 eine Stiftung gegründet, um vor allem Arbeiterfamilien bezahlbare und hygienische Wohnungen in der Großstadt Leipzig zu verschaffen. Diese Stiftung Meyer’sche Häuser blüht nun allmählich wieder auf. Abgerufen am 14. Juni 2020
Einzelnachweise
- Andreas W. Daum: Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Öffentlichkeit 1848–1914. Oldenbourg, München 2002, S. 388, 501.
- Peter Guth, Bernd Sikora: Jugendstil & Werkkunst. Architektur um 1900 in Leipzig. Edition Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-361-00590-6, S. 152.